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"Pierre Bourdieu in Algerien" - Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (27.04.-27.05.06)


Eingabedatum: 09.04.2006

Vom 27. April bis zum 27. Mai zeigt die Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Fotografien des französischen Soziologen, Ethnologen und Philosophen Pierre Bourdieu (1930-2002). Noch vor seiner Mitwirkung an der wichtigen, 1965 publizierten Studie über die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie bediente sich Bourdieu in den Jahren 1958 bis 1961 selbst der Kamera im Rahmen seiner Feldforschung zur Zeit des algerischen Unabhängigkeitskrieges gegen die Kolonialmacht Frankreich (1954-1962). Dieser Krieg prägte das Selbstverständnis und die politische Orientierung vieler französischer Intellektueller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, was auch für Bourdieu gilt.

Bei den Studien in Algerien handelt es sich um Bourdieus frühestes, aber wie er selbst - im Zusammenhang mit der Studie "La misère du monde" (1993) - meinte, auch aktuellstes Werk. Von den rund 2000 Bildern, die zwischen 1958 bis 1961 entstanden, übergab er in seinen letzten Lebensjahren den erhalten gebliebenen Teil, rund 650 Negative und 140 Abzüge, an die Fondation Pierre Bourdieu (Franz Schultheis) und Camera Austria (Christine Frisinghelli) mit dem Ziel, diese Fotografien im Rahmen von Ausstellungen und Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 2003 waren Bourdieus Fotografien u.a. in Paris, Graz, Tokio, Seoul, London und München zu sehen.

Die Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig zeigt in dieser Ausstellung 44 ausgewählte Fotografien. Die thematische Konzentration liegt dabei auf der "Ökonomie des Elends", die in Zusammenhang mit Modernisierung, aufgezwungener Innovation, Dekulturalisierung, Kolonialismus und Krieg entstand. Sie gehen zum einen wesentlich auf die Wanderungen der "entbäuerlichten Bauern" (Bourdieu) in die algerischen Zentren zurück, wo sie ein Sub- und Semiproletariat von Arbeitslosen und Kleinhändlern bildeten. Zum anderen ist in diesem Zusammenhang an die erzwungene Umsiedlung der algerischen Bevölkerung in mehrere tausend Lager zu denken, die mit der Absicht neu errichtet wurden, den Widerstand zu brechen und die Guerillakämpfer zu isolieren.

Pierre Bourdieu über sein Projekt:
"Ich kam als Wehrpflichtiger nach Algerien. Nach zwei recht harten Jahren, in denen von wissenschaftlicher Arbeit keine Rede sein konnte, konnte ich mich wieder dransetzen. Ich begann ein Buch (Sociologie de l’Algérie) zu schreiben mit der Idee, die Realität dieses Landes und die tragische Situation bekannt und greifbar zu machen, in der die Algerier stecken - aber nicht nur sie, auch die Algerier-Franzosen, deren Lage nicht minder dramatisch war, was immer über deren Rassismus etc. zu sagen war. Ich war betroffen über die Kluft zwischen den Vorstellungen der französischen Intellektuellen von diesem Krieg, davon wie er zu beenden sei, und meinen Eindrücken, dem, was ich mit eigenen Augen sah. (...) Ich wollte nützlich sein, vielleicht nur um mein schlechtes Gewissen einzuschläfern, (...). Ich mochte mich nicht mit dem Lesen von Büchern und dem Gang in Bibliotheken begnügen. In einer historischen Situation, in der in jedem Moment, in jeder politischen Erklärung, in jedem Gespräch, in jeder Petition die gesamte Wirklichkeit auf dem Spiel stand, war es absolut notwendig, selber an den Ort des Geschehens zu gehen und sich ein eigenes Bild zu machen - gleichviel wie gefährlich das sein mochte, und es war gefährlich." (Presse / HGB Leipzig)

Ein Projekt des Kunstraum der Universität Lüneburg in Zusammenarbeit mit Camera Austria, Graz (Christine Frisinghelli), der Université Genève, Département de Sociologie (Franz Schultheis), der Fondation Pierre Bourdieu, Genève, und den Deichtorhallen Hamburg - Haus der Photographie und Aktuelle Kunst (Robert Fleck)

Abbildung: Straßenhändler mit Sohn, Orléansville, Chélif,
in: Pierre Bourdieu: In Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung.
© Pierre Bourdieu / Fondation Pierre Bourdieu, Genf.
Courtesy: Camera Austria, Graz.

Öffnungszeiten: Di-Fr 12.00-18.00Uhr, Sa 10.00-15.00Uhr

Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Wächterstraße 11
D-04107 Leipzig
Tel. +49 (0) 341 2135 - 133

hgb-leipzig.de


ch





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