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Goethe-Medaille in Weimar verliehen

Sadik Al-Azm - Neil MacGregor - Eva Sopher

August 2015

Der syrische Philosoph Sadik Al-Azm, der Direktor des British Museums Neil MacGregor und die deutsch-brasilianische Kulturmanagerin Eva Sopher wurden am 28. August vom Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Das Goethe-Institut verleiht das offizielle Ehrenzeichen der Bundesrepublik in diesem Jahr zum 61. Mal an Personen, die sich mit besonderem Engagement um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben.

„Die drei Preisträger stehen in ganz besonderer Weise für eine aktive kulturelle Überlieferung und tragen mit ihrer aufklärerischen, humanistischen Haltung zur Verständigung in der Welt entscheidend bei“, begründete Klaus-Dieter Lehmann die Auszeichnung von Sadik Al-Azm, Eva Sopher und Neil MacGregor für die Goethe-Medaille. Die Verleihung 2015 stand unter dem Motto „Der Geist der Geschichte“. Lehmann betonte die Aktualität dieses Themas. Die Biografie von Eva Sopher, die als Jüdin vor den Nationalsozialisten fliehen musste und in Brasilien eine neue Heimat fand, belege an einem individuellen Schicksal eindrücklich die historische Verantwortung Deutschlands in der derzeitigen Flüchtlingskrise. „Die Hilfsbereitschaft, die den Geflüchteten in vielen Städten von tausenden Bürgerinnen und Bürgern begegnet, ist ein gutes Beispiel für gelebte Solidarität. Gleichzeitig hören wir immer mehr Nachrichten von Übergriffen radikaler Zellen und ihrer Mitläufer, die nicht nur gegen gültiges Recht verstoßen, sondern auch die Grundprinzipien menschlichen Anstands verletzen.“ Lehmann betonte: „Das Goethe-Institut verurteilt diese Geschehnisse in aller Deutlichkeit, da es sich in der ganzen Welt für einen offenen Dialog und gegen jede Form von Diskriminierung einsetzt. Das Wissen um Herkunft und Geschichte bildet die Grundlage für eine Gleichwertigkeit der Kulturen und die Bereitschaft, sich auf andere Kulturen einzulassen“, so Lehmann weiter. „Die drei geehrten Persönlichkeiten wirken in ihrem Schaffen jeweils auf einzigartige Weise dem derzeit zu beobachtendem „Zerbrechen der geschichtlichen Zeit“ entgegen und vertrauen der Bildungsmacht der Kultur.“

Die Verleihung der Goethe-Medaille fand in Anwesenheit des Ministerpräsidenten von Thüringen Bodo Ramelow, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Claudia Roth sowie Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, und dem Oberbürgermeister der Stadt Weimar Stefan Wolf im Residenzschloss Weimar statt.

Der syrische Philosoph Sadik Al-Azm gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen in der arabischen Welt. Er setzt sich seit Jahrzehnten aktiv für das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ein. Mit seinem Engagement steht er für die Verständigung zwischen der arabisch-islamischen Welt und Europa. Al-Azm studierte Philosophie an der Amerikanischen Universität in Beirut, wo er später auch lehrte. Der Philosoph hatte weltweit schon zahlreiche Professuren inne, etwa an der Universität Damaskus, aber auch in Berlin und Hamburg. Im Zentrum seines Denkens stehen die Werke von Immanuel Kant und Karl Marx. Al-Azm bezieht die Theorien der Aufklärung auf die arabisch-islamische Welt, deren Modernisierung durch Säkularisierung er fordert. In Folge der eskalierenden Gewalt in Syrien erhielten Sadik Al-Azm und seine Frau 2012 politisches Asyl in Deutschland. „Sadik wurde und wird zu Recht im Westen gefeiert“, sagte der Islamwissenschaftler Stefan Wild in seiner Laudatio, erinnerte aber zugleich an die Schwierigkeiten Al-Azms in den arabischen Ländern. Dort werde er zwar viel gelesen, aber nie gefeiert. „Kein arabischer Politiker hat je eine seiner Thesen aufgenommen. Soweit ich weiß, hat keine arabische Universität je gewagt, ihm einen Preis zuzuerkennen.“

Der Schotte Neil MacGregor leitet das British Museum, eines der am meisten besuchten Museen der Welt. Er verknüpft in seinen Ausstellungen komplexe kunsthistorische und historische Themen und bringt durch sein kuratorisches Engagement einem breiten Publikum ein neues Geschichtsbewusstsein näher, zuletzt in der anlässlich des Mauerfall-Jubiläums konzipierten Ausstellung „Germany–Memories of a Nation“. Eine Reihe von BBC–Radiovorträgen, in denen MacGregor die Geschichte der Welt in 100 Objekten erklärt, und ein daraus entstandenes Buch haben ihn berühmt gemacht. MacGregor wuchs in Glasgow auf und lernte bereits in seiner Schulzeit Deutsch. Sein akademischer Ausbildungsweg spiegelt seine breitgefächerten Interessen wider: So studierte er Französisch und Deutsch (New College, Universität Oxford), Philosophie (École normale supérieure, Paris), Rechtswissenschaften (University of Edinburgh) sowie Kunstgeschichte (Courtauld Institut, Universität London). 1987 wurde er Direktor der National Gallery in London, seit 2002 leitet er das British Museum. Im Oktober wird MacGregor Leiter der Gründungsintendanz für das Humboldt-Forum in Berlin.

In ihrer Laudatio hob Marion Ackermann, die Künstlerische Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, MacGregors Humanität und seine Liebe zur Sprache besonders hervor. Er habe aber auch etwas, was „für einen Museumsdirektor selbstverständlich erscheint, aber leider doch allzu selten anzutreffen ist: Vertrauen in den offenen, künstlerischen Prozess“. MacGregor habe es als einer der ersten auch als Aufgabe des Museums gesehen, die Produktion von Kunst anzuregen. „Legendär ist es, dass er in seiner Zeit als Direktor der National Gallery den großen Künstlern das Museum öffnete und sie sich Tag und Nacht darin aufhalten ließ.“

Eva Sopher, die Präsidentin des Theatro São Pedro in Porto Alegre, hat mit ihrem leidenschaftlichen Engagement für die Bühnenkunst die Kulturlandschaft Porto Alegres maßgeblich geprägt. Sie schuf mit dem renommierten Theater eine einzigartige internationale Begegnungsstätte für Bühnenkünstler jeglicher Couleur. Sopher wurde 1923 in Frankfurt geboren. Als Tochter einer deutsch-jüdischen Familie musste Eva Sopher Ende der Dreißigerjahre vor den Nationalsozialisten fliehen und fand in Brasilien Zuflucht. Nachdem sie das Theatro São Pedro Mitte der Siebzigerjahre vor dem Abriss bewahrt hatte, schuf sie eine Spielstätte, die in ihrer Lebendigkeit und Internationalität bis heute bemerkenswert ist. Deutsche Tanz- und Theatergrößen wie Pina Bausch, Susanne Linke und Hanna Schygulla sowie der international erfolgreiche Pianist Nelson Freire und der Musiker und Komponist Tom Jobim waren hier bereits zu Gast. Bei der Preisverleihung konnte Eva Sopher nicht persönlich anwesend sein und wurde per Video aus Brasilien zugeschaltet. „Kultur ist meine Religion“, laute das Credo Sophers, erzählte die Schauspielerin Hanna Schygulla in ihrer Würdigung. „Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Tür und Tor weit offen zu halten für andere Künstler aus der ganzen Welt und natürlich auch für die Kultur, die aus Deutschland kam.“ Letzteres sei angesichts Sophers persönlicher Geschichte keine Selbstverständlichkeit. „Sie gibt Raum für die Unschuld neuer Beziehungen“, so Schygulla.
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Seit der ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 338 Persönlichkeiten aus 62 Ländern geehrt worden. Zu den Preisträgern gehören unter anderen Adonis, Daniel Barenboim, Pierre Bourdieu, David Cornwell alias John le Carré, Sir Ernst Gombrich, Lars Gustafsson, Ágnes Heller, György Ligeti, Petros Markaris, Sir Karl Raimund Popper, Jorge Semprún, Robert Wilson oder Helen Wolff.

weitere Informationen:
goethe.de

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