Unter dem Titel "Eating the Beard" präsentiert der Württembergische Kunstverein Malereien, Zeichnungen und Filme des belgischen Künstlers Michaël Borremans (geb. 1963).
Der Schwerpunkt wird dabei vor allem auf jüngste Arbeiten des Künstlers gelegt, die teilweise in Stuttgart zum ersten Mal zu sehen sein werden.
Michaël Borremans setzt sich in seinen Arbeiten mit menschlichen Widersprüchen und Konflikten auseinander, die sich durch Selbstbehauptung und Auflösung, Individuum und Gemeinschaft oder Moral und Abgründigem auftun. Dabei greift er auf die Kunstgeschichte ebenso zurück wie auf die Bildsprachen der Fotografie, Bühne oder des Kinos.
In seinen Zeichnungen, die eng mit seiner Malerei und den Filmarbeiten verknüpft sind, entwirft Borremans bspw. bizarre Szenarien, die Wirklichkeit mit Traumwelten verschränken. Perspektiven und Bildräume sind surrealistisch gegeneinander verschoben und spielen mit verschachtelten Realitäten, die sich als Bilder im Bild voneinander absetzen.
Seine Malereien hingegen sind exakte, teilweise beunruhigende Beobachtungen des menschlichen Körpers. Isolierte Gliedmaßen, maskenhafte Gesichter und scheinbar tote, ruhig gestellte Körper liegen vereinzelt im Bild und sind jedem räumlichen Kontext entrückt - Momente, deren Hintergründe und Folgen der Künstler völlig im Unklaren lässt.
Michaël Borremans Filme verweigern sich klassischen Erwartungen an Filmbilder und bekannten Strukturen filmischer Narration. Die Handlungen erscheinen mechanisch, geradezu als Verweis auf die filmische Apparatur selbst, deren illusionären Effekte zugleich rückgängig gemacht werden. Gegenläufige Verweise und Andeutungen bieten dem Betrachter eine Vielzahl möglicher Lesarten.
In seinen Filmarbeiten, die teilweise wie Stilleben wirken, finden sich Elemente seiner Zeichnungen und Malereien wieder. Die verschiedenen Medien verschränken sich in Borremans Werk, ihre Grenzen werden fließend.
Die Ausstellung gab außerdem den Anlass zu einer Zusammenarbeit zwischen Borremans und dem Komponisten Helmut Lachemann an der Staatsoper Stuttgart. An drei Abenden veranstaltet die Staatsoper (zeitoper spezial) eine besondere Aufführung von Lachemanns Stück "...got lost...", die nicht nur in der Ausstellung und im Dialog mit Werken von Borremans stattfindet, sondern für die er auch die Kostüme entwirft.
Abbildung: Michaël Borremans, "Red Hand, Green Hand" (2010), Courtesy: Sammlung Michaël Borremans
Öffnungszeiten:
Di, Do-So 11-18 Uhr
Mi 11-20 Uhr
Württembergischer Kunstverein
Schlossplatz 2
70173 Stuttgart
wkv-stuttgart.de
Verena Straub
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