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Boris Lurie

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Smart New World

Quelle Internet

5. 04. - 10. 08. 2014 | Kunsthalle Düsseldorf

Zu Denken und zu Assoziieren gibt uns die Pressemitteilung zu der Ausstellung Smart New World, die uns mutig Texte aus der Quelle Internet zusammenfügt und so bildhaft die thematischen Hintergründe zu den geistigen Grundlagen der Werke beisteuert. That's the way. (Anmerkung der Redaktion)

Die Wahrheit ist: Der Industriekapitalismus wandelt sich zum digitalen Kapitalismus. Das ändert die Lage.

Der Binär-Code regiert die Welt. Auf diese Weise wird die Ausstellung zu einem Format, das offenlegt, wie vorherbestimmte Zukunftsentwürfe aus der Perspektive der digitalen Ökonomie vorangetrieben werden. Der informations- und kommunikations-technische Umbruch revolutioniert Wirtschaft und Gesellschaft.
Berufliche Selbstentfaltung und ökonomische Selbstentäußerung der „digitalen Bohème“ liegen dicht neben einander. Kalkulation und Konnektivität durchdringen die Materie und machen sie zum Rohmaterial für algorithmische Vorhersagen, oder auch zu potenziellen Bausteinen alternativer Netzwerke. Permanente Erreichbarkeit führt zu einem Leben in „Echtzeit“. Was heißt es, ein Individuum in der Informationsgesellschaft zu sein? Denn eine Informationsgesellschaft ist immer auch eine Überwachungsgesellschaft. Nicht die Information bringt die Überwachung hervor, sondern die Überwachung die Information: Sobald menschliche Äußerungen und Regungen quantifizierbar werden, werden sie aufgezeichnet, um irgendwo etwas ökonomisch, bürokratisch oder ideologisch zu optimieren. Spätestens seit Edward Snowden die breitflächige Überwachung des US-Geheimdienstes aufgedeckt hat, ist für die Post- Privacy-Denker klar: Die Privatsphäre ist tot, die NSA hat lediglich noch ihren Stempel daruntergesetzt. Die unvorstellbare Menge an Daten, die alle Internetnutzer streuen, habe die Privatsphäre längst ausgehöhlt – auch wenn viele Menschen noch in der Illusion lebten, das Persönliche für sich behalten zu können. Eine Amerikanerin erfuhr durch das Gratulations-E-Mail ihres Supermarktes, dass sie schwanger war. Aufgrund ihres veränderten Kaufverhaltens hatten Rechenmodelle dies vorausgesagt – bevor es die Frau selber merkte.

Leistungsfähige Computer wissen manchmal mehr über uns als wir selber. Die Speicherkapazität dieser Systeme wächst jedes Jahr kontinuierlich um das Zehnfache. Es kommt so weit, dass man nichts Verbotenes getan haben muss; es reicht, dass man jemandem irgendwann verdächtig vorkommt, selbst wenn es sich dabei um einen Irrtum handelt, und dann können sie das System nutzen, um in die Vergangenheit zurückzuschauen und jede Entscheidung zu überprüfen, die man irgendwann getroffen hat, jeden Freund, mit dem man einmal etwas diskutiert hat, und sie können einen auf dieser Grundlage angreifen, um aus einem unschuldigen Leben irgendwie einen Verdacht zu konstruieren und jedermann als Täter darzustellen. Auf dem ersten Rang der Gesundheits-Apps steht Moodscope, ein Stimmungsbarometer, das Depressionen vorbeugen soll. Jeden Tag können sich die Nutzer in 20 »Wie fühlst du dich heute«-Kategorien selbst bewerten. Dann berechnet die Software den Stimmungspegel und schickt den Wert per E-Mail an zuvor festgelegte Freunde. Im Idealfall melden sich diese, wenn es dem potenziell Depressiven schlecht geht. Die Bezeichnung „Big Data“, als ein Begriff aus dem Wirtschaftsjargon und mehr noch als Beschwörung eines kommenden Zusammenbruchs, ist schnell langweilig geworden. Doch die enorme Ausweitung der Bandbreite und Tiefe von Informationen über unser Verhalten, die routinemäßig erfasst werden, und die neuen Analysemöglichkeiten, die dadurch entstehen, lassen sich nicht leugnen. Einer Schätzung zufolge werden derzeit mehr als 98 Prozent der weltweiten Informationen digital gespeichert, und dieses Datenvolumen hat sich seit 2007 vervierfacht. Ein großer Teil dieser Daten wird von gewöhnlichen Menschen am Arbeitsplatz und zu Hause erzeugt, indem sie E-Mails verschicken, im Internet surfen, sich in sozialen Netzwerken bewegen, an Crowdsourcing-Projekten arbeiten und vieles mehr – und indem sie dies tun, haben sie unwissentlich dazu beigetragen, ein großartiges neues gesellschaftliches Projekt zu starten.

Wir befinden uns inmitten eines großen Infrastrukturprojekts, das in gewisser Hinsicht denen der Vergangenheit – von den römischen Aquädukten bis zur Encyclopédie der Aufklärung – gleichkommt. Das Wissen im Internet ist dynamisch. Es ist flüchtig. Es ist volatil. Es ändert jeden Tag seine Gestalt. Wir wissen wenig über seine Quellen, über die dahinterstehenden Interessen und seine Glaubwürdigkeit. Der Nutzer des Internets verliert dadurch die Sicherheit und das Vertrauen in den Stand seines Wissens. Unser Wissen hat nur bis zum nächsten Klick Bestand. Der Technologie-Blog TechHive hat berechnet, dass 4,73 Milliarden Blatt Papier nötig wären, um das gesamte Internet auszudrucken – ein Stapel daraus wäre 492 Kilometer hoch. Ehemalige Experten für Computersicherheit aus dem Verteidigungsministerium und den Geheimdiensten gehen ins Silicon Valley, um dort IT-Unternehmen zu gründen, die vor allem Instrumente zur Abwehr von Bedrohungen aus dem Netz entwickeln; 2012 floss mehr als eine Milliarde Dollar Risikokapital in Unternehmungsgründungen auf dem Gebiet der Internetsicherheit. Die vorliegende Arbeit untersucht die brüchige Beziehung zwischen der Subjektivität und der postindustriellen Gesellschaft in einer Zeit, in der die Darstellung des Selbst zunehmend von der Omnipräsenz eines digitalen Voyeurismus übernommen wird. Das digitale Spiegelbild des Gegenwartsmenschen ist in Hunderte Einzelteile zersplittert.

Deine Online-Identität zu verifizieren hilft uns dabei, zu bestätigen, dass Du online eine „echte“ Person bist. Aus den Ergebnissen dieser Auswertungen konstruierten die Forscher eine dreidimensionale Geschmacksmatrix, aus der die optimalen Partner abgelesen werden könnten. Dieser Ansatz, schließen die Forscher, zeige „gute Leistungen“ bei der Verkuppelung mit neuen und bereits bestehenden Kontakten - und könne auch in Business-Netzwerken, die ganz ähnlich funktionieren wie Flirtdienste, eingesetzt werden.

Hinter unserem Rücken hat tatsächlich der Aufbau eines Systems zur Regelung der geistigen Eigentumsrechte begonnen, das allumfassend ist und dessen Durchsetzung auf dem Steuerrecht beruht. Alle erwähnten potenziellen Gefahren sind offenkundig, auch wenn ihre Ausmaße unterschiedlich sind. Informationen wollen gratis sein. Gleichzeitig wollen Informationen teuer sein. Informationen wollen gratis sein, weil es so billig geworden ist, sie zu verbreiten, zu kopieren und neu zusammenzustellen – zu billig, um messbar zu sein. Sie wollen teuer sein, weil sie für den Empfänger unermesslich wertvoll sein können. Diese Spannung wird sich nicht auflösen.

Allora & Calzadilla (1974/1971, USA/CU), Simon Denny (1982, NZ), Aleksandra Domanovic (1981, SI),Omer Fast (1972, IL), Christoph Faulhaber (1972, D), Kenneth Goldsmith (1961, USA), International Necronautical Society (UK), Korpys/Löffler (1966/1963, D), Trevor Paglen (1974, USA), Laura Poitras (1964, US), Tabor Robak (1986, US), Santiago Sierra (1966, ES) Taryn Simon (1975, US), Hito Steyerl (1966, D)

Kunsthalle Düsseldorf
Grabbeplatz 4
D-40213 Düsseldorf
kunsthalle-duesseldorf.de

Quelle Internet

Pressemitteilung





Kataloge/Medien zum Thema: International Necronautical Society



International Necronautical Society:


- Hartware MedienKunstVerein (HMKV)

- Smart New World, Düsseldorf 2014


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