Mit der neuen Ausstellung Autofiktionen – Zeichnung der Gegenwart zeigt das Wilhelm Hack-Museum mit über 160 Werken von 33 internationalen Künstlerinnen und Künstlern einen spannenden Querschnitt durch die aktuellen Positionen zeitgenössischer Zeichnung.
Im Jahr 2006 rief das französische Sammlerpaar Florence und Daniel Guerlain einen Preis für zeitgenössische Zeichnung ins Leben, der zum Aushängeschild ihrer 10 Jahre zuvor gegründeten Stiftung werden sollte: der Prix de dessin de la Fondation d´art contemporain Daniel & Florence Guerlain. Die Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum bringt erstmals in Deutschland eine Werkauswahl aller Künstlerinnen und Künstler zusammen, die seit den Anfängen des Preises nominiert, beziehungsweise mit diesem ausgezeichnet wurden. Erzählerisch, autobiografisch, bis hin zu fantastisch sind die Werke, die dabei präsentiert werden. Dies spiegelt auch der Titel Autofiktionen wider – ein aus der Literaturkritik stammender Begriff, der in den 1970er Jahren durch den französischen Schriftsteller und Literaturkritiker Serge Doubrovsky geprägt wurde, der eine Kombination aus autobiografischer und fiktionaler Erzählung beschreibt.
Anhand von vier Ausstellungskapiteln wird verdeutlicht, wie autobiografische und fiktive Narrationen im Zeitalter von Digitalisierung und Social Media in die zeichnerische Praxis einfließen und verhandelt werden. Das Kapitel Die Eloquenz der Linie konzentriert sich verstärkt auf das erzählerische Potential abstrakter Werke wie die von Tomma Abts, Silvia Bächli oder Jorinde Voigt. Kunstschaffende wie Martin Assig, Sandra Vásquez de la Horra und Jean-Luc Verna geben mit Werken in Körper und Seele: Intime Reflektionen Einblicke in persönliche und emotionale Zustände. Mit dem Kapitel Private Mythologien rücken Zeichnungen von Ulla von Brandenburg, Leiko Ikemura, Cameron Jamie, Amelie von Wulffen und anderen in den Blick, die die eigene Biografie mit kulturellen, sozialen und politischen Narrativen verschränken, während sich das Kapitel Storytelling den Spielarten zeitgenössischer Erzählung innerhalb der Werke unter anderem von Charles Avery, Marc Bauer, Hans Op de Beeck und Marcel van Eeden widmet.
Der Begriff der Zeichnung umfasst im Fall des Prix de dessin alle künstlerischen Auseinandersetzungen auf Papier. Damit sind auch Collage, Aquarell und jegliche Mischtechniken bis hin zum subtraktiven Verfahren in der Ausstellung vertreten. Mit Ausnahme von Computertechniken oder mechanischen Arbeitsweisen, die eine Vervielfältigung des Werks beabsichtigen, sind alle graphischen Ausdrucksmittel zugelassen.
Jedes Jahr schlägt eine Fachkommission drei Künstlerinnen und Künstler vor, aus denen der Preisträger hervorgeht. Der Preis soll Künstlerinnen und Künstler unterstützen, die sich der Zeichnung als wesentliches Ausdrucksmittel bedienen und richtet sich an französische wie ausländische Künstlerinnen und Künstler, letztere unter der Bedingung, dass sie eine ausgeprägte kulturelle Verbindung zu Frankreich aufweisen, zum Beispiel durch Ausstellungen in französischen Museen, Studien oder Stipendien. Die Preisträgerin oder der Preisträger wird von einer internationalen Jury bestimmt, die aus namhaften Sammlerinnen und Sammlern besteht und jedes Jahr neu zusammengesetzt wird.
Im Rahmen der Ausstellung hat der Schweizer Künstler Marc Bauer für die Wand an der Rampe im ersten Stock des Wilhelm-Hack-Museums eine Wandmalerei entwickelt, die auf seine in der Ausstellung präsentierte Werkserie In the Past, Only Bezug nimmt.
Wilhelm Hack-Museum
Stadt Ludwigshafen am Rhein
67012 Ludwigshafen
www.ludwigshafen.de
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