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Boris Lurie

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Elodie Pong: Around Life´s Central Park. Videos & Installationen



Elodie Pong, Mythologie, 2011, Videostill, copyright Elodie Pong

Werke der aktuellen Videokunst haben seit einigen Jahren einen festen Platz im Ausstellungsprogramm der Kunstsammlung Jena. Einige werden sich an die Ausstellung von Martha Colburn (USA) erinnern, deren in den Clubs von NYC erprobten Arbeiten wir 2010 erstmal in Deutschland vorstellten.

Ein ähnlich originäre Position besetzt Elodie Pong. Die Filme der 1966 in Boston geborenen Künstlerin kreisen um menschliche und mitmenschliche Wahrnehmungen, um Erscheinungsweisen unserer Identität im Spannungsbogen zwischen Authentizität und Rollenspiel, Selbstbehauptung und Entfremdung. Dabei durchleuchtet die Künstlerin unser individuelles Sein, dass zwischen Realität und Anspruch, zwischen den eigenen Möglichkeiten und kollektiven Normen und Idealen oszilliert. Der fragile Boden zwischenmenschlicher, intimer Kommunikation ist ihr dabei ebenso vertraut wie jene freiwilligen oder unfreiwilligen Inszenierungen im öffentlichen Raum, mit denen wir uns in eigenen oder multikulturellen Kreisen darstellen.

Elodie Pong sucht nicht nach den Schattenseiten unserer Existenz und betreibt keine expressionistische Pathosforschung, sondern sie sucht im Unverstellten, auf einem Feld, das sie durch ihr Studium der Soziologie und Anthropologie bestens kennt. Ihr Material ist zuallererst Sprache, das Medium unserer intellektuellen und auch individuellen Selbstvergewisserung und die Basis zwischenmenschlicher Kommunikation. Die Inszenierungen der Filme verdichten diese Inhalte oder und schärfen die Wahrnehmung für das Exemplarische und Vieldeutige der dargestellten Situationen gleichermaßen. All das wird in den Videos nicht als intellektuelle Exegese aufbereitet, sondern ist von einem feinsinnigen Humor und Einfallsreichtum getragen, der oftmals autobiografische Züge trägt. Hinzu kommen Zitate aus der Film-, Geistes- oder Musikgeschichte. Dieses Zitieren reicht von Sequenzen alter Hollywoodfilme, über die Auftritte von Karl Marx und Marilyn Monroe, bis hin zu Samplings von Klassik bis Punk.

In älteren Arbeiten sind es experimentelle Situationen, in denen Ausstellungsbesucher oder Freunde nach einer vorgegebenen Choreografie in offenen Scripts vor der Kamera agieren. Die Rollen in den neueren Filmen sind mit Schauspielern besetzt und konsequenter strukturiert und inszeniert. Die Liste der Filme ist lang und reicht vom Musikvideo NO NO NO (2007), in dem eine Frau ekstatisch auf einer Slide-Gitarre spielt, bis zu Even A Stopped Clock Is Right Twice A Day (2008), einer Montage mit ausgestopften Vögeln, die die globale Wirtschaftskrise diskutieren. In dem Projekt Secrets for sale (2000–2003) verrieten Menschen vor laufender Kamera ihre Geheimnisse. Die daraus gespeiste Geheimnis-Datenbank liest sich wie ein Gegenentwurf zu einer modernen, komplex verwobenen Gesellschaft, in der das Private auf Nischen¬format geschrumpft ist.

In der Ausstellung werden vor allem neuere Videos von Elodie Pong gezeigt. Unter diesen Arbeiten gehört After the Empire (2008) zu den vielschichtigen und zugleich technisch herausragenden Arbeiten von Elodie Pong. Marilyn Monroe singt Madonnas Material Girl für Karl Marx, Robin und Batman turteln miteinander, Pinocchio zieht einige Linien Kokain von einem Spiegel und eine asiatische Frau verkündet schmachtend: „Meine Pussy ist das neue Schwarz“. Der Film pendelt zwischen Verheißung und Realität, zwischen Hohelied und existenzieller Kulturkritik und ist auch deswegen schön und traurig zugleich, weil der tragende Humor von dem Wissen lebt, dass alles, was ist, mit sardonischem Lachen zusammenkrachen wird.
In dem Video Sculptures (2011) posieren drei Schauspieler mit Büchern und in Tableau (2011) entfalten sich die leeren Seiten eines Buches wie ein abstraktes Theater, welches sich für persönliche Projektionen öffnet. Einem ähnlichen Mysterium folgt das Video Endless Ends (2009). Hier sind die Enden verschiedener Filme so zusammengeschnitten, dass sie wie eine poetische Provokation Erinnerungen wecken oder auch das Gefühl, etwas verpasst zu haben, wachrufen.

Mehrere von Elodie Pongs neueren Filme verhandeln Sprache, Worte und die Inhalte dessen, was gesprochen oder in anderer Weise in den öffentlichen Raum entlassen wird. Parallel dazu entstand mit Coverology (2011) eine umfangreiche Folge von Leinwänden mit Texten wie LEARNING FROM LAS VEGAS oder MY LIFE IN HIGH HEELS, die wie Fragen den Raum besetzen, an Arbeiten Ed Ruschas erinnern und den Betrachtern viel Raum für eigene Interpretationen eröffnen.
Auch der Film Ersatz (2011) verhandelt am Beispiel der Sprache das subjektive Befinden in einer offenen Gesellschaft. Der Betrachter sieht ein Paar, dass sich in verschiedenen, stockend gesprochenen Sprachen über Empfindungen austauscht: „Was hältst du von Ersatz?“, fragt eine Figur, „Ich bin auch ein Ersatz“, erwidert die andere und verweist so auf den elementar-existenziellen Zustand, sich selbst als ein „Ersatz“ zu fühlen.

Elodie Pong hat im vergangenen Jahrzehnt eines der interessantesten Werke in der europäischen Videokunst geschaffen. Sie widmet sich komplexen, geradezu philosophischen, Fragestellungen, die den aktuellen Diskurs moderner Gesellschaften wider¬spiegeln und überträgt diesen in eindrucksvolle Bilder.

Vom 24. März – 12. August 2012 ist außerdem in der Kunstsammlung Jena die Ausstellung "Wunschbilder. Neuerwerbungen der Kunstsammlung Jena. Malerei, Zeichnungen, Fotos und Filme" zu sehen.

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag 10-17 Uhr, Donnerstag 15-22 Uhr, Samstag, Sonntag 11-18 Uhr,
Montag geschlossen

Städtische Museen Jena, Kunstsammlung
Markt 7
07743 Jena
T 03641-4982-60
jena.de



Medienmitteilung





Kataloge/Medien zum Thema: Elodie Pong



Elodie Pong:


- Manif d'art 8 2017

- Migros Museum Sammlung

- The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989 - ZKM, 2011


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