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Michael Stevenson. A Life of Crudity, Vulgarity, and Blindness

Außergewöhnliche Seherfahrung

29.9.-2.12.2012 | Portikus, Frankfurt am Main

Michael Stevenson, MS-02 / Portikus copyright

„Ein Flugzeug auf dem Boden ist wie ein großer, unbeholfener, lethargischer Vogel. Die Steuerung muss aggressiv bedient werden. Der Pilot muss buchstäblich in die Pedale treten, und selbst dann sprechen sie nur zögerlich an. Er muss sich daher darin üben, Anpassungen vorzunehmen, noch bevor das Flugzeug vom Kurs abkommt … “*

Der Künstler Michael Stevenson macht Anpassungen von Erzählungen, rekonstruiert Objekte und stellt Bilder her, die sich allegorisch verschlüsselt auf seine langwährende Faszination für Inselstaaten beziehen. Für den Portikus, dessen Standort auf der Frankfurter Maininsel ein Vogelschutzgebiet beherbergt, nutzt Stevenson seinen visuellen Scharfsinn, seine ortsspezifische Herangehensweise und seine Neigung für absurd ambitionierte Projekte, um eine außergewöhnliche Seherfahrung zu schaffen. Er wird das gesamte Gebäude in eine Camera Obscura verwandeln, um ein ‚schwebendes’ Bild herzustellen.

Der Protagonist der Ausstellung im Portikus ist der panamaische Mathematiker, marxistische Philosoph, Dichter und Dramatiker José de Jesús Martínez (auch Chuchú genannt), daneben auch persönlicher Leibwächter und Berater des panamaischen Staatschefs Omar Torrijos Herrera. Chuchú war auch begeisterter Pilot und flog eine Reihe von Leichtflugzeugen, ein jedes benannt nach einer Aleph-Zahl, jene Zahlenreihe, die in der Mengenlehre zur Darstellung der Unendlichkeit dient.

Im markanten Dachgeschoß des Portikus installiert Michael Stevenson ein Flugzeug, sichtbar vom Mainufer. Im Einklang mit seinem Interesse an der Herstellung von narrativen Objekten – in vielen Fällen handelt es sich um Repliken, Faksimiles oder Rekonstruktionen – wird dieser Flugkörper durch die hochempfindlichen und präzisen Effekte optischer Linsen und Spiegel einer Camera Obscura in ein Bild verwandelt. Bei Tageslicht wird ein fotografisches Bild des eingeschlossenen Flugzeugs durch das gesamte Gebäude transportiert, um schließlich im Ausstellungsraum sichtbar zu werden.

Neben dieser ‚Live-Fotografie’ hat Stevenson einen Nachdruck von Chuchús Teoria del vuelo (Theorie des Fliegens) einschließlich einer Übersetzung angefertigt. Die Neuveröffentlichung dieses Textes spiegelt Chuchús und Stevensons gemeinsame Faszination für das Fliegen wieder – die mühelose Überquerung geografischer Grenzen und deren philosophische Implikationen.

Stevenson nutzt die Wechselbeziehungen zwischen dem Geographischen und dem Politischen, um Objekte zu schaffen, die historische Narrationen in abstrakte Spekulationen verwandeln. Ausgehend von einer Narration über das Fliegen schafft Stevenson eine Situation, die das Phänomen des Lichts als eine von ihrer Quelle räumlich entfernte Live-Fotografie zeigt und damit eine Auseinandersetzung über die Unendlichkeit ermöglicht.

Die bislang umfangreichste Publikation zu Michael Stevensons Werk enthält neue Texte von Autoren wie Michael Taussig, Mark von Schlegell und Jan Verwoert und wird vom Portikus gemeinsam mit dem Museo Tamayo Arte Contemporáneo und mit Unterstützung von Creative New Zealand herausgegeben. Das Buch erscheint während der Portikus-Ausstellung im Verlag der Buchhandlung Walther König.

Michael Stevenson (geb. 1964, Inglewood, Neuseeland) lebt und arbeitet seit 2000 in Berlin. Letzte Soloprojekten sind: New Math im Museo Tamayo Arte Contemporáneo, Mexico-Stadt (August 2012), eine umfangreiche Retrospektive im Museum of Contemporary Art Sydney (2011), Persepolis 2530 auf der Art Unlimited, Art Basel 38 (2007) und The Gift: the form and reason for exchange in archaic societies im Neuen Aachener Kunstverein, Aachen (2005). Im Jahr 2003 bespielte der Künstler den neuseeländischen Pavillon auf der Biennale in Venedig mit der Ausstellung This is the Trekka.

„Hier und jetzt, 8000 Fuß über dem Boden, wäre es ein Leichtes, eine Bestandsaufnahme dessen zu machen, der ich wirklich bin, davon, was ich bei jedem Krawatte-Binden erneut aufs Spiel setze. Aber das mache ich nicht. Es wäre gefährlich, mich von Allem zu lösen, das ich nicht bin und das mich an die Erde bindet …“

* Alle Zitate aus José de Jesús Martinez´ Buch Teoria del vuelo, Panamá 1979.

Bitte beachten Sie, dass der Portikus wegen der besonderen Beschaffenheit von Michael Stevensons Installation nur bei Tageslicht geöffnet sein wird. Dienstag–Sonntag, 10 Uhr bis Sonnenuntergang. Montags geschlossen.

Portikus
Alte Brücke 2 / Maininsel
60594 Frankfurt am Main
Tel: +49 69 962 4454 - 0
Fax: +49 69 962 4454 - 24
portikus.de


Pressemitteilung





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- Berlin Biennale 2010

- Berlin Biennale 2014

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- The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989 - ZKM, 2011


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