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Boris Lurie

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Exercising Collective Disobedience

Radikale Fürsorge

24.8. - 5.11.23 | D21, Leipzig

Alexandra Ivanciu und Jolanta Nowaczyk haben ihre künstlerischen Kräfte vereint, um sich mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in den weltweiten Kampf für einen besseren Zugang zu reproduktiven Rechten einzubringen. Das Projekt „Exercising Collective Disobedience“ wurde als Generator von Inhalten konzipiert, es ist Katalysator zwischen Kunst und Aktivismus und dabei sowohl ideen- als auch handlungsorientiert. Der Ausstellungsraum wird zu einem edukativen Ort, einem Pro-Choice Informationspunkt, an dem die Künstlerinnen verschiedene Ressourcen zu reproduktiver Gerechtigkeit, seien sie historisch oder informativ, zusammenbringen.

Geleitet von einem kritischen Denken, geprägt vom intersektionalen Feminismus, haben die Künstlerinnen ihre kollaborative Praxis politisch ausgerichtet. Dabei nehmen sie Bezug auf Probleme der unmittelbaren Realität, wobei die Kreativität als Waffe im „Dienst der Revolution“ steht. Die Dringlichkeit, konservative und patriarchale rechtliche Zustände weltweit herauszufordern, bringt sie dazu, trotz der ihnen auferlegten Beschränkungen und begrenzten Mittel, nach Lösungen zu suchen. Alexandra Ivanciu und Jolanta Nowaczyk bringen ein aktivistisches Kunstkonzept auf den Weg, das zur Solidarität mit dem Kollektiv Dzien Po aufruft. Dieses sammelt Notfallverhütungspillen, um sie an Menschen in Polen zu verteilen. Polen und Ungarn sind die einzigen beiden Länder in der EU, in denen die Pille Danach nur auf Rezept und nach ärztlicher Beratung gekauft werden kann. Wir leben in Zeiten, in denen das Menschenrecht auf Empfängnisverhütung und Abtreibung gefährdet ist. In den letzten Jahren wurden reproduktive Rechte in vielen Ländern zunehmend eingeschränkt.

Neben informativen Materialien zu reproduktiven Rechten und damit verbundenen Politiken umfasst die Ausstellung eine Reihe von Interviews mit Aktivist:innen und bietet damit komplexe Perspektiven auf die unsichtbare Arbeit, die hinter der Unterstützung des Zugangs zu sicheren Abtreibung steht. Das Konzept von „Exercising Collective Disobedience“ findet sich in verschiedenen Elementen der Ausstellung wieder — wie die Übung zum Kauf von Pillen, die Herstellung von Mixgetränken auf Basis alter Kräuterkenntnisse, sowie die physische Bereitstellung des Raumes durch Aktivist:innen. Die Nutzung der Ausstellung als Aufruf, Menschen zum Pillenkauf zu ermutigen und sich damit aktiv für die Auseinandersetzung um reproduktive Gerechtigkeit einzusetzen, sowie die Verschiebung von Mitteln aus dem kreativen Bereich in den aktivistischen, sind als gastfreund:innenschaftliche Gesten zu verstehen. Das gesamte Projekt möchte eine einladende Atmosphäre für bestehende Ideen und Aktionen schaffen. Was kann die Kunst ausrichten? — Sie kann innerhalb ihres Agitationsrahmens Verantwortlichkeiten in der Gesellschaft hinterfragen und sich für einen sozialen Wandel engagieren. „Exercising Collective Disobedience“ ist ein Manifest, ein Aufruf zur Solidarität, eine Einladung zur Tat, ein Weckruf.

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Alexandra Ivanciu (geb. 1988) ist eine Künstlerin mit Sitz in Leipzig. Sie wuchs in Bukarest (Rumänien) auf, wo sie einen sehr freien Zugang zur Pille Danach gewohnt war. Im Jahr 2013, als sie in Posen (Polen) lebte, benötigte sie die Pille Danach, wusste jedoch nicht, dass diese in Polen nicht ohne Rezept erhältlich ist und versuchte vergeblich in letzter Minute eine zu kaufen. Später am Abend halfen ihr schließlich zwei sehr freundliche Krankenschwestern in einer kleinen Klinik, indem sie ihr ohne ärztliche Konsultation ein Rezept ausstellten, was damals und auch heute eigentlich obligatorisch ist. So vermied sie eine Schwangerschaft. Mit der Erfahrung, dass sie nicht die einzige Person mit einer solchen Geschichte ist, beschloss sie sich aktivistisch zu engagieren. In ihrer künstlerischen Praxis regt sie zur Auseinandersetzung mit reproduktiver Gerechtigkeit an. Geprägt vom intersektionalen Feminismus, queeren und dekolonialen Theorien, versucht Alexandra die Grenzen des Kunstraums zu überwinden, um aktiv zu den Bedürfnissen der Gesellschaft beizutragen.

Jolanta Nowaczyk (geb. 1992) ist eine in Prag ansässige Künstlerin und Pro-Choice Aktivistin. Eines Tages im Jahr 2017 erhielt sie von ihrem damaligen Partner die Nachricht, dass der gemeinsame Geschlechtsverkehr möglicherweise unsicherer war als gedacht. Viele Stunden später brachte er ihr eine Pille Danach an ihren Arbeitsplatz, die sie auf der Toilette einnahm. Kurz nach der Einnahme fühlte sie sich schwindelig, war aber zu beschämt, um den Tag frei zu nehmen. Dennoch war sie erleichtert, dass die Pille Danach rezeptfrei erhältlich war, im Gegensatz zu ihrem Heimatland Polen. Mit Nutzung dieses Privilegs half sie Jahre später bei der Gründung des Kollektivs Ciocia Czesia, das Menschen aus Polen dabei unterstützt, in der Tschechischen Republik eine legale und sichere Abtreibung zu erhalten.

Ewa Meister (geb. 1994) ist eine in Leipzig ansässige Kuratorin. Frühzeitig wurde sie zur Begleiterin enger Freund*innen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden. Obwohl sie nicht diejenige ist, die diese Entscheidung getroffen hat, haben diese Erfahrungen ihr die wesentliche Rolle von Solidarität und Unterstützung bei der Bekämpfung gesellschaftlicher Stigmata gezeigt. Seitdem sie im kuratorischen Bereich tätig ist, ist es ihr Bestreben, feministischen Ideen, Kunst und Konzepten von Künstler*innen, Aktivist*innen und Praktiker*innen Sichtbarkeit zu verschaffen. Dies führte sie zur Mitgründung des Vereins SPACE TRANSFORMER e.V., der sich in seiner transkulturellen und transdisziplinären Arbeit diesen Leitlinien verpflichtet fühlt.

Valentina Iancu ist Autorin mit einem Hintergrund in Kunstgeschichte und Bildstudien. Sie hatte früh Begegnungen mit Erzählungen zu Abtreibungen, da diese während der kommunistischen Zeit illegal von einem ihrer Familienmitglieder in einer kleinen Stadt im Süden Rumäniens durchgeführt wurden. Daher ist sie sich dem Recht von Frauen* auf volle Kontrolle über ihre Körper bewusst. Sie engagiert sich aktivistisch für verschiedene Anliegen und setzt in ihrer schriftstellerischen und kuratorischen Praxis kritische Denkwerkzeuge ein, die darauf abzielen, eine Sehnsucht nach Veränderung zu wecken.

D21 Kunstraum
Demmeringstraße 21
Leipzig
www.d21-leipzig.de





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