Luca Degunda, I Like my sugar sweet, Acryl auf Papier, 51 x 45cm.
Die Ausstellung „Maßnahmen“ der kunstgaleriebonn führt sechs Künstler/-innen zusammen, die bisher nicht gemeinsam ausgestellt haben und auch zuvor nicht voneinander Kenntnis hatten.
„Maßnahmen“ ist ein Statement für sechs junge Positionen, die mit unterschiedlichen Werkansätzen wertvolle Denkanstöße liefern und bewußt machen, was oft nur unbewußt wahrgenommen wird.
In ihren Zeichnungen spielt die schwedischen Künstlerin Anna Ling mit einer Bildwirkung, die zwischen fein beobachteten und deutlich nachvollziehbaren Bezügen zur realen Welt sowie freier Abstraktion wechselt. Die hier gezeigten Blätter der Serie „ohne Titel“ scheinen auf den ersten Blick einen Lattenzaun aus grob gemaserten Holz zu zeigen. Vertikale weiße Linien könnten den Zwischenraum darstellen. Doch die wenigen, aber deutlich gesetzten horizontalen Linien heben diese Wirkung wieder auf und führen die Zeichnungen in die Abstraktion zurück.
Anna Ling, untitled #15, 2007, Tuschezeichnung auf Papier gerahmt, 115 x 78 cm
David Semper setzt die Ästhetik armer Materialien in ein Verhältnis zu edlen Werkstoffen und das auch in konkreter räumlicher Anwendung. In der Ausstellung ersetzt er Profanes, z.B. einen Ausschnitt des Wandverputzes, durch transluziden Alabaster. Sehr präzise überträgt er dabei die Maße des Vorgefundenen, um eine nahtlose Einbettung zu erreichen. Die Differenz ist auf den ersten Blick nicht groß, das Ergebnis nicht spektakulär. Auf den zweiten, genaueren Blick erkennt man die tonale Verschiebung, die veränderte Materialität.
Johanna von Monkiewitsch stellt unter anderem gefalzte Papiere, deren Schattenwürfe zunächst überzeichnet und unerklärlich wirken, vor. Licht und Schatten in ihren gestalterischen Qualitäten reizen die Künstlerin zu unterschiedlichen medialen Äußerungen. Als Bildhauerin findet sie mit den Mitteln der Fotografie und des Films bzw. der Projektion unerwartete Ergebnisse. Ihre Papier-objekte sind Prüfsteine für die Wahrnehmung. Illusion und Irritation liegen dicht beisammen.
Matthias Wollgast, tool post holder, 2011, Lack und Beize auf Holz, 50 x 35 x 1cm
An der Grenze von Fotografie, Fotogramm, animiertem Objekt bzw. virtueller Wirklichkeit arbeitet Matthias Wollgast. Die Illusion dreidimensionaler Gegenstände wird durch zugeschnittene, transparente Folien, die auf Fotopapier aufgelegt und belichtet werden, nachgebaut. Figuren im schwarzen Nichts, schwebende Objekte im Vakuum sind die Ergebnisse. Man sieht ihnen an, daß etwas nicht stimmt. Sein manueller Herstellungsprozeß eines heute sonst eher computergenerierten Scheins hinterläßt Spuren und bricht die Perfektion. Auf Holzkörpern und Metallplatten, die immer auch etwas Rohes und Verstörendes haben, nimmt er technoid und kraftvoll Maß, um unsere eingespielten Sehmechanismen auszuhebeln.
Die Bilder des Schweizers Luca Degunda, sind geprägt durch eine Eleganz der sich überlagernden Malerei, die die Illusion von aufgelegten, sich kreuzenden Kunststoffbahnen erzeugt. Präzise wie Maßwerk laufen Lasuren strahlenartig über den einfarbigen Fond, brechen, wechseln die Richtung, bündeln sich und entfalten an den Partien ihrer Überlagerungen eine besondere Wirkung – Knotenpunkte in der Malerei.
Kataloge/Medien zum Thema:
kunstgaleriebonn
Verein Berliner Künstler
Alfred Ehrhardt Stiftung
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
Haus am Lützowplatz
Kunsthochschule Berlin-Weißensee