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Boris Lurie

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KITSCH. VOM NUTZEN DER NICHT-KUNST

Jeder kennt Kitsch. Aber was ist Kitsch?

24. bis 26. Juni 2013 in Halle (Saale)

Gemeinsame Tagung der Fachgebiete Kunst-, Design- und Architekturgeschichte, Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle, und des Fachgebiets Neuere und neueste deutsche Literaturwissenschaft, Forschungsstelle Massenphänomene, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Jeder kennt Kitsch. Aber was ist Kitsch? Diese Frage lässt sich nicht mit gleicher Entschiedenheit beantworten. Kitsch ist eine wertende ästhetische Etikettierung, deren Maßstab Prozessen der Umwidmung und Neukodierung unterliegt. Das ästhetische Urteil „Kitsch“ ist selbst Produkt solcher Prozesse. Artefakte des 19. Jahrhunderts, in industrieller Produktion und für die ästhetischen Bedürfnisse breiter Schichten mit großem ökonomischem Erfolg hergestellt, werden Anfang des 20. Jahrhunderts mit der (ab)urteilenden Bezeichnung „Kitsch“ belegt. Doch die Eindeutigkeit der abgrenzenden Unterscheidung von Kitsch und seinem vermeintlichen Gegenteil, der hohen Kunst, verliert sich, kaum ist sie etabliert. Was einst als Salonkunst, überflüssiger Plunder oder sogar „Verbrechen“ im Sinne einer als minderwertig betrachteten Industrie- oder Populärkultur angeprangert wurde, fand und findet zunehmend Ein¬gang in Privatsammlungen und die das kulturelle Erbe verwaltenden Institutionen. Künstler und Gestalter aller Sparten, d.h. in den bildenden und darstellenden Künsten, in Musik und Literatur, vereinnahmen in strategischer Absicht den Kitsch und lassen damit ästhetische Kategorisierungen zwischen „high and low“ unwirksam werden. Im Pluralismus der Ausdrucksformen scheint alles akzeptabel, Kitsch kann Trash oder Kult, Spiegel- oder Gegenbild sein. Mit Kitsch kann nach wie vor, und heute gerade auch in den etablierten Künsten, „Kasse“ gemacht werden.
Dem Urteil „Kitsch“ liegt offenbar kein allgemein gültiger ästhetischer Maßstab zugrunde, obwohl es der Form nach die Existenz eines solchen behauptet. Was kitschig ist und was als Kitsch gilt, erklärt sich vor allem aus den Verwendungsweisen dieses Geschmacksurteils, die keineswegs nur ästhetische Quellen haben. Kitsch, ob positiv oder negativ bewertet, nützt zur Etablierung von kulturellen Standards ebenso wie als Betäubungsmittel oder als schlagkräftiges Instrument in politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen. Wie wird Kitsch zum Argument in unterschiedlichen Diskursen und Künsten und worin liegt jeweils sein Nutzen für diese Diskurse?
Die Konferenz wird diese Fragen aufwerfen, und zwar an drei Funktionsweisen der Nicht-Kunst: Kitsch als Vermittler ästhetischer Normen, Kitsch als ästhetisches Wahrnehmungsverfahren in Krisenzeiten und Kitsch als Kampfposition im Streit um gesellschaftliche und kulturelle Wertungen.

P R O G R A M M

Montag, 24.06.2013

ab 14:00 Anmeldung
14.30 Begrüßung

1: Gute Dinge Schlechte Dinge. Geschmackserziehung durch Kontrastmittel

14:40 Einführung: Matthias Noell
15:00 Nina Wiedemeyer (Berlin)
Hanne Darbovens Dinge und die Geschichte kunstgewerblicher Geschmacksverirrungen
15:30 Eva Maria Froschauer (Weimar/Berlin)
„Augenblicksgötter“ - Über gesammelte Dinge zum Architekturentwerfen
16:00 Diskussion

16:40 Martina Dlugaiczyk (Trier)
Muthesius vs. Schmid-Burgk. Wechselrede über Vermittlungsstrategien in Lehrsammlungen an Architekturfakultäten Technischer Hochschulen
17:10 Theres Sophie Rohde (Weimar)
Von Geschmacksverirrungen und Bau-Ausstellungen – Stuttgart als Schauplatz der Gegenüberstellung
17:40 Diskussion

19:00 Nina Noeske (Salzburg) und Matthias Tischer (Neubrandenburg)
Vom Gelingen im Misslingen. 32 Variationen über ein unbekanntes Thema zwischen Kitsch und Kunst


Flughafenwerbung, Foto: Nike Bätzner

Dienstag, 25.06.2013

9:30 Michael Overdick (Düsseldorf)
Gute Bilder - schlechte Bilder. Protestantische Positionen gegen den religiösen Kitsch im 19. Jahrhundert
10:00 Meik Kossler (Düsseldorf)
„Nationaler Kitsch“ im Dritten Reich
10:30 Diskussion

2. Kitsch und Krise. Zur Wahrnehmungsform des Blicks durch die Rosa Brille auf die Welt der harten Fakten

11:10 Einführung: Andrea Jäger
11:30 Werner Nell (Halle)
Esoterik, Revisionismus, Vaterlandskitsch – aktuelle Angebote zur Möblierung von Sinndefiziten
12:00 Sebastian Löwe (Berlin)
Krise als Chance. Zur Narration des Versprechens und seinem kitschigen Scheitern
12:30 Diskussion

14:00 Johannes Brambora (Halle)
Sozialkitsch als Artikulationsform von gesellschaftlichen Umbrüchen im 19. Jahrhundert. Der Sozialroman Das Engelchen von Robert Prutz
14:30 Peter Grüttner (Halle)
Duas faces do Kitsch: Vom Umgang mit kolonialer Herrschaft und Männlichkeit in der Krise. Fragen nationaler Identität im zeitgenössischen portugiesischen Kino
15:00 Diskussion

15:40 Viola Hildebrand-Schat (Frankfurt a. M.)
Das Künstlerduo Dubossarsky & Vinogradov. Ein Beispiel zeitgenössischen Kunstschaffens im postsowjetischen Russland zwischen Anpassung und Vermarktung
16:10 Diskussion

3. Kitsch als Kampfbegriff. Praktiken der Aneignung und Umwertung

17:00 Einführung: Nike Bätzner
17:20 Eliane Beaufils (Paris)
Kitsch, oder Subversionen des Kitsches in zeitgenössischen Theaterperformances? Vom Nutzen des „weder noch“
17:50 Christiane Meyer-Stoll (Vaduz)
Naked Came the Stranger. Rita McBride
18:20 Diskussion

Basar Jerusalem, Foto: Nike Bätzner

Mittwoch, 26.06.2013

9:30 Renate Luckner-Bien (Halle)
Geschmacksfragen oder Frau Schneese kauft sich ein Collier
10:00 Dietmar Kohler (Halle)
Reflektierte Oberflächlichkeit: Jeff Koons in Versailles
10:30 Diskussion

11:10 Joseph Imorde (Siegen)
Kitsch als Heimat. Zum Wert des Unangesehenen
11:40 Susanne Schütz (Halle)
Nachrichten aus Azteclandia, Inkablinca und San Bananador – Lateinamerikadarstellungen in den Disneycomics
12:10 Abschlussdiskussion


Die Tagung ist öffentlich bei freiem Eintritt.

Tagungsort:
Volkspark
BURG Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Schleifweg 8a
06114 Halle (Saale)

www.burg-halle.de/kitsch-tagung



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