Taiji Matsue, der in Tokio geboren ist und heute in Kawasaki lebt, gehört zum Kreis der jüngeren japanischen Fotokünstler, die international von sich Reden machen. Erstmalig wird nun mit der Ausstellung "Landscapes“ im Museum Schloss Moyland in einer Einzelpräsentation das fotografische Werk von Taiji Matsue in einem deutschen Museum gezeigt. Zu sehen sind insgesamt 40 Schwarz-Weiß-Fotografien, Gelatin-Silver-Prints in der Größe 44 x 55 cm.
Landscapes In seiner Arbeit konzentriert sich der studierte Geologe Taiji Matsue (geb. 1963) auf gewachsene wie gebaute Landschaften, die er weltweit aufspürt. "Landschaften“ sind für ihn Geländeformationen unbewohnter Landstriche sowie Häusermeere und Großstadtdschungel in Asien, Afrika, Europa oder Amerika. Es ist die Epidermis der Erde mit ihren vielfältigen natürlichen und von Menschenhand errichteten Strukturen, die ihn fesselt.
Seine kontrastreduzierten Schwarz-Weiß-Fotografien legen mit nahezu analytischer Nüchternheit Zeugnis ab von der Vielfalt der Erscheinungsformen der Erdkruste. Dabei prägt nichts Spektakuläres oder Pittoreskes die Landschaftsansichten von Taiji Matsue. Sie entbehren der Inszenierung des Augenblicks und des Gesehenen. Dieses unprätentiöse Verständnis von Landschaft und die eindrucksvolle Umsetzung in monochrome Fotografie weist Taiji Matsue einen besonderen Rang in der aktuellen zeitgenössischen Fotografie zu.
Ort- und Zeitlosigkeit
Der Blick wird weder durch perspektivische Hervorhebungen oder Unterordnungen noch durch dominierende Hell-Dunkel-Kontraste geführt oder auf einzelne Bildpartien konzentriert. Stattdessen breiten sich die Landschaften, ob monumentale Gebirge und imposante Hochhausschluchten oder sandige Hügelketten und niedrige Vorstadtgebiete, gleichmäßig und in großer Ruhe vor dem Auge des Betrachters aus.
Die Dreidimensionalität von Objekten und die perspektivischen Maßstäbe von landschaftlichem wie städtischem Raum nivelliert Matsue durch seine charakteristischen bildkompositorischen Maßnahmen zu flächigen Landschafts- und Stadtstrukturen, von denen die Oberfläche der Erde überzogen ist.
Dabei erfasst Matsue nicht das Typische eines Landstrichs und nicht das Sehenswerte einer Stadt mit seiner Kamera. Vielmehr werden seine Landschaften zu allgemeingültigen Bildern von Landschaft und von Stadt.
Mit dokumentarischer Akribie sucht er weltweit die Orte auf, die sich in sein künstlerisches Konzept fügen. Dennoch sind die fotografischen Resultate keine Zeugnisse spezifischer Orte, sondern es sind "ortlose“ und bedingt "zeitlose““ Landschaften und Städte. Der Versuch des Betrachters, Geländeformationen im Iran oder in Ägypten von denen in der Provence oder in den Anden anhand der Fotografien von Matsue unterscheiden zu wollen, muss angesichts der Abwesenheit von Signifikanz und in Anbetracht der Gleichförmigkeit der dargestellten Oberflächen scheitern. Es fehlt die Einbettung der Orte in einen bestimmten Landschaftsraum und es fehlen (wieder-)erkennbare spezifische Details.
Auch bei den Stadtlandschaften eliminiert Matsue Ort- und Zeitbestimmbarkeit, selbst wenn Stadtplanung und Architekturen mitunter Anhaltspunkte für einen bestimmbaren Ort zu geben scheinen. In diesen stillen, unaufdringlichen Fotografien manifestiert sich Matsues unsentimentales, fast nüchtern-wissenschaftliches Verständnis von Landschaft als oberster Schicht der Erde mit ihrem unendlich scheinenden Reichtum an Strukturen."( Presse / Museum Schloss Moyland )
Abbildung: Copyright Taiji Matsue, ANATOLIA, 1994, gelatin silver print, Courtesy L.A. Galerie, Lothar Albrecht, Frankfurt
Öffnungszeiten: Di bis Fr 11 bis 18 Uhr | Sa und So 10 bis 18 Uhr
Museum Schloss Moyland | Am Schloss 4 | D-47551 Bedburg-Hau | Tel.: ++49(0)2824 / 9510-60
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