Incarnate
Eingabedatum: 07.11.2025

Mit „Incarnate” präsentieren die Julia Stoschek Foundation und die Langen Foundation ihre erste institutionelle Kooperation und vereinen zwei der renommiertesten privaten Kunstsammlungen Deutschlands in einer gemeinsamen Ausstellung. Zeitbasierte Medienkunst aus der Julia Stoschek Collection wird mit klassischen japanischen und asiatischen Werken aus der Sammlung Viktor und Marianne Langen in Beziehung gesetzt. Mit Arbeiten von u. a. Ed Atkins, Trisha Donnelly, Laure Prouvost und Lu Yang sowie klassischer japanischer und asiatischer Kunst aus mehr als eintausend Jahren, vom 7. Jahrhundert bis zur Gegenwart, inszeniert „Incarnate” das Verhältnis zwischen Körper und Bewusstsein, Geist und Maschine, Bild und Wirklichkeit.
„Incarnate” zeigt Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Sichtbarem und Verborgenem und lädt dazu ein, über die ,Wahrheit‘ von Illusionen zu reflektieren. Die Ausstellung, die sich über das gesamte Gebäude der von Tadao Ando entworfenen Langen Foundation in Neuss erstreckt, untersucht Schnittstellen zwischen Körpern und Bildschirmen, Daten und Metaphysik, Realität und Repräsentation.
In der Philosophie und Theologie bezeichnet der Begriff „Inkarnation“ das Sichtbarwerden des Unsichtbaren, die Erscheinung des Geistigen in einer endlichen, materiellen Form. Der Titel der Ausstellung verweist auf die überraschende Nähe zwischen religiöser Kunst und den illusionistischen Strategien zeitgenössischer Medien. Begegnungen zwischen antiken, modernen und zeitgenössischen Kunstwerken symbolisieren eine wiederkehrende Schleife zwischen Form bzw. Vermittlung und Inhalt, wie in einer bekannten Passage aus dem Herz-Sutra: „Form ist Leere (śūnyatā), Leere ist Form.“
Zu Beginn der Ausstellung steht Vito Acconcis Videoperformance Shadow Play (1970), in der der Künstler gegen seinen eigenen Schatten anzukämpfen scheint. Im Japan-Raum der Langen Foundation folgen Stellschirme der Kanō-Schule, die Meereslandschaften und Seevögel vor goldenem Hintergrund zeigen. Ihnen gegenüber steht Laure Prouvosts Videoarbeit Swallow (2013), das sich mit Bildern von Naturfantasien und genussvollen Momenten im Wasser evoziert. Beide Arbeiten untersuchen die Verführungskraft von Bildern – und unseren Wunsch, in sie einzutauchen. Ergänzt werden sie durch Werke von Matt Calderwood und Peter Campus, die die Fläche des Bildschirms als durchlässige Grenze und als zentrales Motiv thematisieren.
Im nächsten Abschnitt der Ausstellung beginnt eine Reise in tiefere, fast metaphysische Ebenen. Der zweite Teil beginnt mit Peggy Ahweshs She Puppet (2001), in dem eine weibliche Spielfigur im Tomb-Raider-Universum wiederholt stirbt und ins Spiel zurückkehrt. Es folgt Ed Atkins Warm, Warm, Warm Spring Mouths (2013), in dem ein digitaler Avatar in einer virtuellen Tiefsee poetisch über Tod, Erinnerung und Daten reflektiert. In unmittelbarer Nähe ist ein Werk von Nam June Paik zu sehen: Ein meditierender Buddha blickt auf sein eigenes Bild im Fernseher – eine kraftvolle Gegenüberstellung von spiritueller Präsenz und medialem Selbstbild.
Den Abschluss der Ausstellung bildet Lu Yangs DOKU The Flow (2024), eine der jüngsten Erwerbungen der Julia Stoschek Collection. Das aufwendig animierte Video zeigt einen geschlechtslosen Avatar namens DOKU, dessen Name auf ein Zitat aus dem Sukhāvatīvyūha Sūtra zurückgeht: „Dokusho Dokushi“ – „Wir werden allein geboren, wir sterben allein.“ Die Arbeit untersucht die Virtualisierung von Körper und Geist und bringt buddhistische Philosophie mit posthumanen Vorstellungen in Verbindung. DOKUs Reise durch hyperreale Räume spiegelt eine moderne buddhistische Ästhetik, die von Vergänglichkeit, Abhängigkeit und Identitätslosigkeit geprägt ist. Inmitten buddhistischer Skulpturen wird Lu Yangs digitale Vision in die lange Geschichte spiritueller Tradition eingebettet.
„Incarnate“ lädt die Besucher*innen ein, zwischen materiellen und immateriellen Welten zu wandern – und zeigt, wie sich spirituelle Fragen und mediale Ausdrucksformen über Jahrhunderte hinweg begegnen. Die Konfrontation von Devotionalien und digitalen Avataren hinterfragt die Grenzen zwischen alter Weisheit und zeitgenössischem Denken – und öffnet einen Raum zur Reflexion über Verkörperung, Illusion und das sich wandelnde Bild des Selbst.
„Incarnate” zeigt Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Sichtbarem und Verborgenem und lädt dazu ein, über die ,Wahrheit‘ von Illusionen zu reflektieren. Die Ausstellung, die sich über das gesamte Gebäude der von Tadao Ando entworfenen Langen Foundation in Neuss erstreckt, untersucht Schnittstellen zwischen Körpern und Bildschirmen, Daten und Metaphysik, Realität und Repräsentation.
In der Philosophie und Theologie bezeichnet der Begriff „Inkarnation“ das Sichtbarwerden des Unsichtbaren, die Erscheinung des Geistigen in einer endlichen, materiellen Form. Der Titel der Ausstellung verweist auf die überraschende Nähe zwischen religiöser Kunst und den illusionistischen Strategien zeitgenössischer Medien. Begegnungen zwischen antiken, modernen und zeitgenössischen Kunstwerken symbolisieren eine wiederkehrende Schleife zwischen Form bzw. Vermittlung und Inhalt, wie in einer bekannten Passage aus dem Herz-Sutra: „Form ist Leere (śūnyatā), Leere ist Form.“
Zu Beginn der Ausstellung steht Vito Acconcis Videoperformance Shadow Play (1970), in der der Künstler gegen seinen eigenen Schatten anzukämpfen scheint. Im Japan-Raum der Langen Foundation folgen Stellschirme der Kanō-Schule, die Meereslandschaften und Seevögel vor goldenem Hintergrund zeigen. Ihnen gegenüber steht Laure Prouvosts Videoarbeit Swallow (2013), das sich mit Bildern von Naturfantasien und genussvollen Momenten im Wasser evoziert. Beide Arbeiten untersuchen die Verführungskraft von Bildern – und unseren Wunsch, in sie einzutauchen. Ergänzt werden sie durch Werke von Matt Calderwood und Peter Campus, die die Fläche des Bildschirms als durchlässige Grenze und als zentrales Motiv thematisieren.
Im nächsten Abschnitt der Ausstellung beginnt eine Reise in tiefere, fast metaphysische Ebenen. Der zweite Teil beginnt mit Peggy Ahweshs She Puppet (2001), in dem eine weibliche Spielfigur im Tomb-Raider-Universum wiederholt stirbt und ins Spiel zurückkehrt. Es folgt Ed Atkins Warm, Warm, Warm Spring Mouths (2013), in dem ein digitaler Avatar in einer virtuellen Tiefsee poetisch über Tod, Erinnerung und Daten reflektiert. In unmittelbarer Nähe ist ein Werk von Nam June Paik zu sehen: Ein meditierender Buddha blickt auf sein eigenes Bild im Fernseher – eine kraftvolle Gegenüberstellung von spiritueller Präsenz und medialem Selbstbild.
Den Abschluss der Ausstellung bildet Lu Yangs DOKU The Flow (2024), eine der jüngsten Erwerbungen der Julia Stoschek Collection. Das aufwendig animierte Video zeigt einen geschlechtslosen Avatar namens DOKU, dessen Name auf ein Zitat aus dem Sukhāvatīvyūha Sūtra zurückgeht: „Dokusho Dokushi“ – „Wir werden allein geboren, wir sterben allein.“ Die Arbeit untersucht die Virtualisierung von Körper und Geist und bringt buddhistische Philosophie mit posthumanen Vorstellungen in Verbindung. DOKUs Reise durch hyperreale Räume spiegelt eine moderne buddhistische Ästhetik, die von Vergänglichkeit, Abhängigkeit und Identitätslosigkeit geprägt ist. Inmitten buddhistischer Skulpturen wird Lu Yangs digitale Vision in die lange Geschichte spiritueller Tradition eingebettet.
„Incarnate“ lädt die Besucher*innen ein, zwischen materiellen und immateriellen Welten zu wandern – und zeigt, wie sich spirituelle Fragen und mediale Ausdrucksformen über Jahrhunderte hinweg begegnen. Die Konfrontation von Devotionalien und digitalen Avataren hinterfragt die Grenzen zwischen alter Weisheit und zeitgenössischem Denken – und öffnet einen Raum zur Reflexion über Verkörperung, Illusion und das sich wandelnde Bild des Selbst.
09.11.2025 - 22.03.2026
Langen Foundation
Raketenstation Hombroich 1
41472 Neuss
Quelle: Presse
Kontext
Einordnung:Die Ausstellung „Incarnate“ lässt sich im Kontext des „Transmedialen Spiritualismus“ verorten, einer Strömung des frühen 21. Jahrhunderts, die metaphysische Fragestellungen durch technologische Mittel neu verhandelt. Wegbereiter wie Nam June Paik etablierten den Dialog zwischen östlicher Philosophie und westlicher Medientheorie. Künstler wie Ed Atkins und Lu Yang führen dies fort, indem sie den digitalen Avatar als moderne Form der „Inkarnation“ nutzen, um die Grenzen zwischen Bewusstsein und Code auszuloten. Die Konfrontation mit klassischer asiatischer Kunst zeigt, dass die Suche nach Transzendenz und die Auseinandersetzung mit der Illusionshaftigkeit der Realität kein rein digitales Phänomen ist. Vielmehr wird hier eine kulturübergreifende ikonografische Linie von der goldenen Leere der Kanō-Schirme bis zur algorithmischen Leere des virtuellen Raums nachgezeichnet.






