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Boris Lurie

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SO MACHEN WIR ES



Techniken und Ästhetik der Aneignung
Von Ei Arakawa bis Andy Warhol

Ist es eigentlich wesentlich, ob ein Kunstwerk gemalt, in Holz gehauen, aus Fundstücken zusammengetragen oder am Computer erschaffen wurde? Welchen Unterschied macht es, ob die vorgestellten Bildwelten neu erfunden sind oder aus dem kulturellen Gedächtnis und dem allgegenwärtigen Abbildungsrepertoire unserer medialen Umwelt stammen? Mit genau diesen äußerst aktuellen Fragestellungen beschäftigt sich die facettenreiche, alle drei Stockwerke des Kunsthauses einnehmende Gruppenausstellung So machen wir es. In ihr werden so prominente Künstlerinnen und Künstler wie John Baldessari, Barbara Kruger, Richard Prince und Andy Warhol sowie der weltbekannte Filmemacher Jean-Luc Godard präsentiert. Gleichzeitig bietet die Ausstellung die Möglichkeit, auch junge, erstmals in Österreich ausstellende Künstler wie Ei Arakawa, Simon Denny und Tobias Kaspar zu entdecken.

Ein anschauliches Beispiel dafür, inwieweit die verwendete Technik ausschlaggebend für den Status einer Arbeit und ihre Interpretation sein kann, ist das Werk von Andy Warhol. Mit seinen frühen Leinwandbildern, bei denen er das ansonsten in der Massenproduktion angewandte Verfahren des Siebdrucks in die hehre Arena der Kunst überführt, trägt er als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts maßgeblich zu einem entscheidenden Epochenschritt bei. Themen und Bilder der Populärkultur, Politik und Wirtschaft sind in diesen Inkunabeln derKunstgeschichte mit eben jenen reproduktiven Mitteln ins Bild gesetzt, mit denen sie auch außerhalb der Kunst verhandelt werden. Die so einfache wie ungeheuer wirksame Strategie Warhols besteht dabei nicht nur in der Überführung von Abbildungen aus dem einen in einen anderen Kontext, sondern gleichfalls in der Wahl des Sujets, der Ausschnitte, farblichen Veränderungen sowie in seiner Entscheidung, mitunter ein und dasselbe Motiv gleich mehrfach auf eine Leinwand zu übertragen.

Aneignung, Neukombination und Wiederholung sind ebenso Wesensmerkmale des legendären Films Histoire(s) du cinéma von Jean-Luc Godard, der heute als Meilenstein der Filmgeschichte gilt. Da dieser wohl nicht zuletzt aufgrund seiner außerordentlichen Länge von über vier Stunden und dem ausgewiesenen künstlerischen Anspruch bisher lediglich auf der documenta X im Jahr 1997 sowie im Rahmen eines Themenabends bei ARTE im deutschsprachigen Raum zu sehen war, bildet die Präsentation im Zentrum der Ausstellung die seltene Gelegenheit, dieses herausragende Werk als große Filminstallation zu erleben.

Ähnlich wie sich Histoire(s) du cinéma einer einheitlichen Erzählung und einseitigen Geschichtsschreibung verweigert, widerspricht auch die Konzeption von So machen wir es jeder Vorstellung einer sich genealogisch entwickelnden Kunst(geschichte) und plädiert vielmehr für Lesarten, die sich der Vor- und Rücksprünge innerhalb einer solchen bewusst sind. Dies spiegelt sich bereits im Untertitel der Schau, der nicht mit ihrer frühesten Position von Andy Warhol, sondern umgekehrt – dem Alphabet folgend – mit einem der jüngsten in der Ausstellung vertretenen Künstler, Ei Arakawa, beginnt.

Verfolgt man die Geschichte der künstlerischen Aneignung der im medialen Raum kursierenden Bilder, zählen John Baldessari, Barbara Kruger, Richard Prince und Martha Rosler sicher zu den Hauptakteuren. Alle Genannten sind in der Ausstellung entweder mit frühen, historisch markanten Arbeiten vertreten oder haben speziell für diesen Anlass neue Werke realisiert. Durch das Aufgreifen bereits existierender politischer und populärkultureller Bilder in ihre eigenen Werkprozesse ist es diesen Künstlerinnen und Künstlern gelungen, die Stilsprache des 20. Jahrhunderts entscheidend zu prägen. Mit Blick auf die junge Generation wird in der Ausstellung deutlich, dass die Relevanz der Aneignung, Modifizierung und Neuinterpretation in Form unterschiedlicher Verfahren von Bildfindungen mehr denn je an Aufmerksamkeit gewinnt. Dabei wird Technik in So machen wir es nicht nur als praktischer Terminus im Sinne konkreter Produktionsmittel verstanden, sondern ebenso und vor allem als gesellschaftliche Haltung in Bezug auf künstlerische Produktion.

Wenn beispielsweise Natascha Sadr Haghighian zusammen mit Can Altay und Ashkan Sepahvand für das sogenannte »institut für inkongruente übersetzung« ein persisches Lehrbuch für den Kunstunterricht ins Englische überträgt, dann spielen hier sowohl kulturelle als auch politische Fragestellungen eine entscheidende Rolle. Dieses von der anstehenden dOCUMENTA (13) initiierte Projekt wird in einer speziell hierfür entwickelten Präsentation vorab in Bregenz zu sehen sein. Ähnlich sozial aufgeladen sind die aus Alltagsobjekten bestehenden Werke von Danh Vo, in denen er kulturelle Differenzen und autobiografische Bezüge zu atmosphärisch dichten Ensembles vereint. Neben Fotografien (Anne Collier), Skulpturen beziehungsweise Installationen (Simon Denny, Rachel Harrison, Nora Schultz) werden in der Ausstellung eine Reihe von Leinwandbildern zu sehen sein, bei denen trotz ihrer teilweise klassisch wirkenden Erscheinung unkonventionelle Herstellungstechniken zum Einsatz kamen. So sind sie entweder mit dem Tintenstrahldrucker produziert (Wade Guyton), mit Schokolade versehen (Kelley Walker) oder erzielen ihre spezifische Gestalt durch ein komplexes Verfahren von Scherenschnitt, Übertragung und Drehung (Michael Riedel).

Collage und Montage von zuweilen äußerst heterogenen Elementen und die dadurch entstehenden Verfremdungseffekte ziehen sich generationsübergreifend als roter Faden durch die gesamte Ausstellung. Dabei werden die traditionellen Medien nicht selten um neue, performative, auf Recherche beruhende und gesellschaftsreflektierende Ansätze erweitert. So machen wir es konzentriert sich auf solche Künstlerinnen und Künstler, deren Werk durch eine eingehende Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Material und Technik in Bezug auf soziale, kulturelle und ökonomische Fragestellungen überzeugt.

Mit: Ei Arakawa *1977, lebt und arbeitet in Brooklyn, N. Y. | John Baldessari *1931, lebt und arbeitet in Santa Monica, Kalifornien | Anne Collier *1970, lebt und arbeitet in New York | Simon Denny *1982, lebt und arbeitet in Auckland und Berlin | Jean-Luc Godard *1930, lebt und arbeitet in Rolle, Schweiz | Wade Guyton *1972, lebt und arbeitet in New York | Rachel Harrison *1966, lebt und arbeitet in New York | institut für inkongruente übersetzung (mit Can Altay, Natascha Sadr Haghighian, Ashkan Sepahvand) | Tobias Kaspar *1984, lebt und arbeitet in Berlin | Barbara Kruger *1945, lebt und arbeitet in New York und Los Angeles |
Richard Prince *1949, lebt und arbeitet in New York | Michael Riedel *1972, lebt und arbeitet in Frankfurt | Martha Rosler *1943, lebt und arbeitet in Brooklyn, N. Y. | Nora Schultz *1975, lebt und arbeitet in Berlin | Danh Vo *1975, lebt und arbeitet in New York | Kelley Walker *1969, lebt und arbeitet in New York | Andy Warhol *1928 Pittsburgh – 1987 New York

Abbildung: Martha Rosler, Cleaning the Drapes, aus der Serie:
House Beautiful: Bringing The War Home (1967-1972)
Courtesy Martha Rosler und Galerie Christian Nagel

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 21 Uhr

Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
Postfach 371
6900 Bregenz
Österreich
T +43 5574 48594-0
kunsthaus-bregenz.at

Parallel läuft in der KUB Arena die Ausstellung mit Arbeiten von Eckhard Schulze-Fielitz und Yona Friedman.

Medienmitteilung





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