Die Deutsche Börse Photography Foundation präsentiert ab dem 10. Oktober 2024 die Ausstellung „Look at Us. 25 Years of Art Collection Deutsche Börse“. Die 1999 ins Leben gerufene Sammlung zeitgenössischer Fotografie umfasst heute über 2.300 Werke von rund 160 Künstler*innen aus 35 Nationen. „Look at Us“ zeigt Neuerwerbungen der letzten zwei Jahre und veranschaulicht, wie diese den Sammlungskörper bereichern und in den Dialog mit bereits vorhandenen Werkgruppen treten. Anknüpfend an die Leitgedanken des Jubiläumsjahres – Kooperation, Dialog und Vielfalt – vereint die Ausstellung facettenreiche Bildsprachen und Narrative junger sowie etablierter Künstler*innen. Die gezeigten Werkgruppen befassen sich auf vielfältige Weise mit dem zentralen Thema der Art Collection Deutsche Börse, der „conditio humana“ – dem Ausloten der Bedingungen des menschlichen Daseins und seiner Verortung in der Welt.
Im Rahmen dieser Auseinandersetzung erkunden die Künstler*innen das vielschichtige Verhältnis von Fotografie zu Fragen nach Identität und Gemeinschaft – von persönlichen Erfahrungen über kulturelle und historische Zusammenhänge bis hin zu Fragen von Zugehörigkeit und sozialer Ungleichheit. Darüber hinaus widmen sie sich der komplexen Beziehung zwischen Mensch und Natur, sei es in Form menschlicher Eingriffe in natürliche Lebensräume oder in der wechselseitigen Wirkung urbaner Landschaften auf das Individuum und die Gemeinschaft.
„Look at Us. 25 Years of Art Collection Deutsche Börse“ präsentiert über 120 Fotografien von 22 internationalen Künstler*innen: Sabiha Çimen, Lynne Cohen, PhilipLorca diCorcia, Mitch Epstein, Lucas Foglia, Samuel Fosso, Paul Graham, Marvel Harris, Candida Höfer, Lebohang Kganye, Hsu-Pin Lee, Helen Levitt, Dana Lixenberg, Daniel Jack Lyons, Sabelo Mlangeni, Gordon Parks, Inge Rambow, Thomas Ruff, Aida Silvestri, Chi Yin Sim, Vanessa Winship und Tobias Zielony.
Die Themen der Ausstellung
Inwiefern die Fotografie die Befragung und Manifestierung von Identitäten unterstützt, erkunden die Künstler*innen auf unterschiedliche, jedoch stets sehr persönliche und damit auch berührende Weise. Sei es die Darstellung der physischen und psychischen Herausforderungen seiner Geschlechtstransformation, wie im Fall des jungen Künstlers Marvel Harris, oder in dem fotografischen Dialog, den Lebohang Kganye mit ihrer verstorbenen Mutter sucht, um ihre eigene Identität im Post-Apartheid-Südafrika zu erkunden. Die selbst aus Eritrea stammende Künstlerin Aida Silvestri vermittelt in ihrer Kombination aus Bild und Text auf sehr intensive Art den Leidensweg von Geflüchteten aus ihrem Heimatland auf ihrem Weg nach England und bewahrt dabei deren Anonymität. Samuel Fosso bleibt selbst Protagonist seiner Werke und schlüpft in die Rolle von Persönlichkeiten aus Afrika und Nordamerika, die die Schwarze
Bevölkerung auf beiden Kontinenten in ihrem Kampf um Gleichberechtigung und Unabhängigkeit maßgeblich unterstützt haben. Dass das fotografische Portrait in der Erfassung von Individuen an seine Grenzen stößt, thematisieren Thomas Ruff und Philip-Lorca diCorcia, jedoch auf unterschiedliche Weise: diCorcia fotografiert Passant*innen auf den Straßen New York Citys unbemerkt und aus großer Distanz, während Thomas Ruff seine Protagonist*innen aus nächster Nähe festhält und jedes Detail, jede Pore und Falte in ihren Gesichtern offenbart. In beiden Fällen geben die Portraits jedoch keinerlei Auskunft über die Herkunft, Gefühlswelt oder das Leben der Personen; ihre Abbildung bleibt an der Oberfläche.
Die Befragung der eigenen Identität ist meist eng verwoben mit der Reflektion über die Zugehörigkeit zu Gemeinschaften. Das Werk von Daniel Jack Lyons setzt an dieser Stelle an. Der Künstler zeigt in seinen Fotografien das Leben junger Menschen im Herzen des Amazonasgebietes Brasiliens, die als Teil der lokalen Trans- und QueerCommunity ihre eigene Identität im Kontext von Herkunft und Tradition erkunden.
Sabiha Çimen gewährt in ihrer Arbeit einen Einblick in den Alltag anderer, weniger zugänglicher Gemeinschaften, die junger Mädchen in Koranschulen in der Türkei. Ihre Fotografien vermitteln einen intimen Eindruck des Aufwachsens in einem stark religiös geprägten Kosmos. Beiden Künstler*innen gelingt auf eine sensible und respektvolle Art und Weise, Sichtbarkeit für Gemeinschaften zu erzeugen, die mit Marginalisierung und Vorurteilen zu kämpfen haben.
Ebenso Sabelo Mlangeni, der Mitglieder der LGBTQIA+-Community in den Städten und ländlichen Gebieten Südafrikas portraitiert und ein lebensfrohes Bild queeren Lebens zeichnet. Die anhaltenden Restriktionen, mit denen der Schwarzen Bevölkerung der 1950er-Jahre in den USA begegnet wurde, und das Spannungsverhältnis von Ethnie, Lebensraum und sozialer Teilhabe sind Themen der Landschaftsaufnahmen und Portraits des Künstlers Gordon Parks. Dass
diese Problematik auch heute noch zum Alltag vieler Schwarzer in den USA gehört, zeigt das Werk von Dana Lixenberg. In ihrem 20 Jahre umfassenden Projekt dokumentiert sie die täglichen Herausforderungen, aber auch den sozialen Zusammenhalt der Bewohner*innen innerhalb eines staatlichen Wohnprojekts in Los Angeles.
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„Look at Us. 25 Years of Art Collection Deutsche Börse“ wurde von Anne-Marie Beckmann, Direktorin der Photography Foundation, und der britischen Kuratorin Mariama Attah gemeinsam kuratiert. Attah berät die Photography Foundation seit Anfang 2023 im Rahmen einer zweijährigen Zusammenarbeit als Associate Curator bei der Weiterentwicklung der Sammlung.
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www.deutscheboersephotographyfoundation.org
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