Mit der Ausstellung Selbstauslöser gibt die Kunsthalle Fridericianum in Kooperation mit FRAME (Finnish Fund for Art Exchange, Helsinki) erstmalig in Deutschland einen umfassenden Einblick in das fotografische und filmische Werk fünf finnischer Künstlerinnen. Im Mittelpunkt der Arbeiten von Elina Brotherus, Aino Kannisto, Sanna Kannisto, Fanni Niemi-Junkola und Salla Tykkä stehen nicht die großen politischen oder sozialen Themen, vielmehr sind es Bereiche des Alltäglichen und Persönlichen, die ihre Aufmerksamkeit wecken. In den sehr verschiedenen Portraits persönlicher Ereignisse, der Darstellung der eigenen Lebensrealität und ihres Verhältnisses zur Außenwelt spiegelt sich aber immer auch die gesellschaftliche Realität. Ohne Worte und auch formal in von Ruhe und Stille geprägten Bildern erzählen sie ihre Geschichten – Geschichten vom Erwachsenwerden, von der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, Familiengeschichten. Oftmals werden die Künstlerinnen dabei selbst zum Gegenstand der eigenen Betrachtung, befinden sich inmitten kulissenhafter Umgebungen, deren schöner Schein sich unter der hochglänzenden Oberfläche als brüchig erweisen kann.
Eine ganz andere Bildsprache wählt das in Berlin und New York lebende Künstlerpaar Svetlana und Igor Kopystiansky in ihren Medieninstallationen. Ihr Interesse gilt den scheinbar nebensächlichen Aspekten des Lebens, den Alltagssituationen, achtlos weggeworfenen Abfällen als Überbleibsel unserer Konsumgesellschaft. Mit ihrem unverstellten Blick - auf jegliche Form der Inszenierung verzichtend - verwandeln sie Leben in Kunst, alltägliche Begebenheiten in scheinbar bedeutsame Ereignisse. Diese "banalen Dramen" werden in den Film- und Diaprojektionen sichtbar, die für die Ausstellung The Day Before Tomorrow ausgewählt wurden. Mit ihren Arbeiten geben sie auch einen Teil ihrer eigenen Lebens- und Arbeitsweise preis. Kleine Abweichungen in den Kameraeinstellungen oder fast unmerkliche zeitliche Verschiebungen beim Einfangen von Situationen verdeutlichen den individuellen Anteil an dem gemeinschaftlichen Produkt. Die gemeinsam mit der Galerie des Fine Arts Center der Universität von Massachusetts, Amherst, konzipierte Ausstellung gibt einen Überblick über frühere Arbeiten und präsentiert neben der aktuellen Arbeit 526 auch eine eigens für die Kunsthalle konzipierte, neue Videoarbeit.
Zu beiden Ausstellungen erscheint ein Katalog. (Presse / Kunsthalle Fridericianum)
Abbildung: Aino Kannisto, Untitled (Shower II), 2000, © Aino Kannisto; Courtesy: Galerie m Bochum
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Mittwoch und Freitag 11 bis 20 Uhr, Montag geschlossen
Kunsthalle Fridericianum
Friedrichsplatz 18
D-34117 Kassel
ch
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Verein Berliner Künstler
VILLA HEIKE
a.i.p. project - artists in progress
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Kommunale Galerie Berlin