Anton Henning schafft „kontemplative Ölmalereien“ oder „sportliche Skulpturen“, erfindet „Antonyme“ und „Hennlinge“, lobt deren brillanten „Dilettantismus“ und verbindet sie lustvoll mit ironischen Zitaten verschiedener kunsthistorischer Stilrichtungen seit der Avantgarde. In einem nächsten Schritt fügt er all dies zu multimedialen Rauminstallationen zusammen: So zu sehen in der Ausstellung Midnight in Paris im Zeppelin Museum, für die zahlreiche neue Bilder, Skulpturen, und Objekte entstanden sind.
Mit dem Titel Midnight in Paris nimmt Anton Henning Bezug auf den gleichnamigen Film von Woody Allen. Dort streicht, gelangweilt von seiner Verlobten und getrieben von der Sehnsucht nach den „guten alten Zeiten“, der Drehbuchautor Gil Pender nachts durch Paris. Plötzlich hält ein Oldtimer vor ihm und eine lustige Fahrgemeinschaft fordert ihn auf mitzukommen. Pender steigt in den Wagen und landet im Paris der 1920er Jahre. Auf ausgelassenen Partys trifft er Picasso, Hemingway, Dali, Josephine Baker, Man Ray, Jean Cocteau, Gertrude Stein und all die anderen schillernden Persönlichkeiten dieser Zeit.
Wie Woody Allen in seinem Film lädt Anton Henning die Besucher dieser außergewöhnlichen Ausstellung auf eine Zeitreise ein. Zunächst betritt er einen dunklen Raum, in dem große Bilder und schwere Skulpturen in ein majestätisches Licht getaucht sind. Im zweiten, hell erleuchteten Teil der Installation findet sich der Besucher in einer fragmentarisch zitierten Avantgarde wieder: Teppiche, Möbel, Leuchten, farbige Wände, Bilder, alles erzählt aus der Perspektive der Gegenwart vom Geist der Avantgarde und dem Kampf der Künstler um das Gelingen des großen Meisterwerks. Dabei durchmischt Anton Henning augenzwinkernd die kunsthistorischen Strömungen.
In der Friedrichshafener Ausstellung setzt sich Anton Henning vor allem mit dem Künstler- und Werkbegriff der Avantgarde auseinander. Er untersucht die Simultaneität der verschiedenen Stilrichtungen, aber auch das durch zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise gehetzte Leben dieser Zeit - die Flucht der Künstler von einem Zentrum zum nächsten: Berlin, Zürich, Paris, New York.
Zeitgleich mit Anton Hennings Werkschau zeigt das Zeppelin Museum die große Retrospektive Ré Soupault – Das Auge der Avantgarde. Beide Ausstellungen kreisen thematisch um denselben Kern: den Begriff der Avantgarde und dessen Verortung im Paris der 1920er bis 1940er Jahre. Während Ré Soupault die rasch wechselnden Stile und Moden als Akteurin und Augenzeugin selbst erlebte und gestaltete, ist Hennings Zugang zur Kunst dieser Zeit der Blick zurück nach vorn.
Der Künstler
Anton Henning wurde 1964 in Berlin geboren, wohnte in London und New York und lebt heute in Manker. Seine ironischen und leidenschaftlich unkonformen Rauminszenierungen sind international renommiert. So war Anton Henning unter anderem bereits in Einzelausstellungen im Magasin 3, Stockholm (2012); Mamco, Genf (2012); Georg-Kolbe Museum, Berlin (2009); Haus am Waldsee, Berlin (2009); Kunsthalle Mannheim (2009); Gemeente Museum, Den Haag (2008); S.M.A.K. Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent (2007); MARTa Herford, Herford (2005), Museum für Moderne Kunst, Frankfurt (2005) und dem Kunstmuseum Luzern (2003) zu sehen.
Seine internationale Bedeutung bestätigt auch die Teilnahme an internationalen Gruppenausstellungen im Stedelijk Museum, Amsterdam (2014); KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2013); Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam (2012); Museu de Arte de Sao Paulo, Sao Paulo (2010).
Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH
Seestraße 22
88045 Friedrichshafen
zeppelin-museum.de
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Anton Henning
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Galerie Beyond.Reality.
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
neurotitan
Kommunale Galerie Berlin