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Boris Lurie

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Wim Delvoye

14. 06. 2017 - 1. 01. 2018 | Museum Tinguely, Basel

Das Museum Tinguely widmet 2017 dem belgischen Künstler Wim Delvoye die erste Retrospektive in der Schweiz. Delvoye ist seit dem Ende der 1980er Jahre mit Werken bekannt, die mit viel hintergründigem Witz Profanes und Sublimes vermengen. Tradition trifft Utopie, Handwerk wird Hightech. Seine wohl bekanntesten Werke sind die Cloacas, Verdauungsmaschinen, die den Prozess des menschlichen Körpers von Nahrungsaufnahme bis Ausscheidung maschinell nachbilden und so eine Grundkonstante unserer Existenz sicht- und empfindbar machen. Die in neuerer Zeit entstandenen Nachbildungen von Baumaschinen und Lastwagen unter Verwendung gotischer Ornamentik zeigen die Lust des Künstlers am ästhetischen Experiment und an der monumentalen Gestaltung, für die er lasergeschnittenen Stahl und professionelle Konstruktionen einsetzt. Die Ausstellung in Basel, die in Zusammenarbeit mit dem MUDAM Luxemburg entstanden ist, zeigt vom 14. Juni 2017 bis 1. Januar 2018 das Werk von Wim Delvoye von den Anfängen bis zu seinen neuesten Werken.

Am Anfang stehen Kinderzeichnungen, die durchaus als Fundament für Späteres gelesen werden können. Offenheit, Neugier, der Hang zum Grossen, unmittelbare Begeisterung für Fremdes – Qualitäten, die das Werk und das Wesen Wim Delvoyes bis heute auszeichnen. Seine Kunst fusst auf der Prägung in Flandern – Tradition, Handwerk, Technik verbunden mit Weltoffenheit, Phantasie und Utopie – was ihn mit Künstlern wie James Ensor, Paul Van Hoeydonck oder Panamarenko verbindet. Zugleich blickt Delvoye in die Welt, arbeitet mit Handwerkern in Indonesien, aus China oder dem Iran – Grenzen scheinen nicht zu existieren. Die Wappen seiner Heimat finden sich auf den Ironing Boards (1990), die 18 Dutch Gas-Cans (1987 – 1988) sind mit Delfter Porzellanmalerei verziert. Die massiven Stahlröhren von Chantier V (1995) werden von speziell angefertigten Porzellanfüssen gestützt, der Betonmischer und die Abschrankungen von Chantier I (1990 – 1992) sind dagegen kunstvoll in Holz geschnitzt. Die Medien mischen sich, die Materialien stehen in kreativer Spannung. Banales wird durch das Ornament zur Kunst, Volkskunst wird museal.

2001 schafft Delvoye seine erste Cloaca, auf die bis 2010 neun weitere folgen. In diesen komplexen Maschinen wird mit Hilfe von Enzymen und anderen Stoffen der menschliche Verdauungsvorgang unter Laborbedingungen nachgebildet. Der Mensch, beziehungsweise sein wichtigstes Organ, der Verdauungstrakt von Mund bis After, wird isoliert nachgebaut und dadurch sichtbar gemacht. Dabei ist nicht die Form der Organe, sondern ausschliesslich ihre Funktion von Bedeutung.

Die ersten Cloacas, wie die im Museum Tinguely gezeigte zweite Cloaca-New & Improved (2001), sind noch als streng wissenschaftliche Labormaschinen gestaltet. Bereits Cloaca Quattro (2004 – 2005), die bezeichnenderweise erstmals 2005 in der Ausstellung „La Belgique visionnaire“ präsentiert wurde, verlässt diesen distanzierten Labor-Look und ist mit ihren Waschmaschinen und offenen Motoren mehr und direkter Maschinenassemblage. Cloaca Travel Kit (2009 – 2010) bricht dagegen mit der tiefen Ernsthaftigkeit der Angelegenheit, sie ist in einen Koffer montiert und damit weltweit spontan einsetzbar.

Die ironische Brechung ist ein Mittel, das Delvoye oft und gern einsetzt. Die Irritation der Betrachterin und des Betrachters gehören zu seinem künstlerischen Repertoire. Wenn er – wie in Basel während der Eröffnungswoche der Ausstellung und der Kunstmesse ART Basel – Tim (2006 – 2008) auftreten lässt, den Schweizer, der seine Haut zur Tätowierung an den Künstler und später einem Sammler verkauft hat, dann mischen sich künstlerische und moralische Ebenen zwangsweise. Man kommt nicht umhin, Fragen zu stellen – und man muss sie für sich in der einen oder anderen Art beantworten.

Cement Truck (2012 – 2016), ein Zementlaster in Originalgrösse, steht im Solitude Park neben dem Museum Tinguely. Die Form des Fahrzeugs ist aus lasergeschnittenen Cortenstahlplatten zusammengesetzt, die in neugotischen Ornamenten aufgelöst sind. Dieselbe Ästhetik kommt in der tropfenförmigen Suppo (2010) zur Anwendung, einem ins Extreme gedehnten und verdrehten neugotischen Kathedralen-modell, das nur aus Turm und Ornament besteht.

Die Ausstellung nimmt die Besucherin und den Besucher mit auf einen Gang durch das Werk eines Künstlers, der sich immer wieder neu erfindet und dessen Lust am Neuen und
Überraschenden greifbar wird. Gleichzeitig verführen die Skulpturen und Zeichnungen aufs Schönste zur Reflexion über die Kunst, das Leben und unsere Welt.
Wim Delvoye wurde 1965 in Wervik, Belgien geboren. Er lebt und arbeitet in Gent und in Brighton.

Ort: Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 1
4002 Basel

https://tinguely.ch
https://wimdelvoye.be/

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