Anlässlich des achtzigsten Geburtstags von Joseph Kosuth präsentiert das Kunstmuseum Stuttgart eine vielschichtige Übersichtsschau zum Werk des Künstlers: ›Non autem memoria‹ versammelt alle seine Werke aus der Sammlung des Museums, die eine über fünfzigjährige Schaffensgeschichte widerspiegeln. Art as Idea as Idea – mit dem Titel einer seiner frühen Werkserien hat Joseph Kosuth (*1945) bereits Anfang der 1960er-Jahren ein einfaches und doch präzises sowie weitreichendes und radikales Prinzip aufgestellt, das fortan seinen künstlerischen Weg bestimmen sollte. Kosuth gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der US-amerikanischen Konzeptkunst (›Conceptual Art‹), der sowohl die frühesten Arbeiten zu dieser Kunstbewegung beisteuerte als auch in zahlreichen Texten deren theoretischen Grundlagen legte. Zudem war er zweifellos einer der ersten Künstler, der sich Appropriationsstrategien bediente – der konzeptuellen Aneignung und Kopie von vorgefundenem ästhetischen Material – und Texte, Fotografien und andere Medien in installative Arbeiten integrierte. Als Konzeptkünstler gehe es ihm, so Kosuth, um die Arbeit »mit Bedeutung, und nicht mit Formen, Farben und Materialien«.
Kosuths Kunstbegriff setzt also sprachlich begründete Prozesse anstelle traditioneller form- und inhaltsbestimmter Kunst. Für ihn ist die Idee hinter einem Kunstwerk zentral, wobei Worte und Sprache als vorrangige künstlerische Mittel dienen, diese zu verwirklichen und zu veranschaulichen. Die vom Künstler und Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, kuratierte Präsentation ›Non autem memoria‹ (in Anlehnung an die zweite Hälfte der lateinischen Redewendung: »Die Zeit vergeht, aber nicht die Erinnerung«) gibt einen vertiefenden Einblick in Joseph Kosuths künstlerische Praxis und seine Untersuchungen zur Bedeutung in der Kunst. Die achtzehn Werke Kosuths, die sich in der Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart befinden, ermöglichen in ihrer dichten Hängung in einem Raum des Museums, die Entwicklung eines der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts von 1965 bis heute nachzuvollziehen.
Gezeigt wird unter anderem eine seiner frühesten Neonarbeiten: ›One and Eight-A Description‹ von 1965. Sie besteht aus acht pinkfarbenen Wörtern, die zusammen eine selbstreferenzielle Beschreibung dessen bilden, was Ludwig Wittgenstein in folgender These zum Ausdruck brachte: »Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen«. Die Verwendung von Neon zieht sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen, so auch in der jüngsten Arbeit der Ausstellung ›Texts for Nothing (Waiting for-) #3‹ von 2011. Diese ist Teil einer Werkgruppe, in der Kosuth Textfragmente von Samuel Beckett verarbeitete.
Der Künstler teilt mit Beckett ein wesentliches Thema: Beider Werke sind von einer vergleichbaren tiefgehenden Beschäftigung mit Bedeutung gekennzeichnet.
Stuttgart wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren zu einer wichtigen Bühne für Joseph Kosuth. Von 1991 bis 1997 lehrte er als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Er war zudem mit zahlreichen Ausstellungen und Projekten in der Stadt präsent, beispielsweise mit der öffentlichen Installation ›Measurement Described (A Dedication)‹ (1994), einem Zitat des in Stuttgart geborenen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel in Neonschrift an der Fassade des Hauptbahnhofs. Der herausragende Bestand an Werken Kosuths im Kunstmuseum Stuttgart – es ist der größte in Deutschland – zeugt nicht nur von der engen persönlichen Verbundenheit des Künstlers mit der Stadt, sondern vor allem von der Wertschätzung, die er hier erfahren hat.
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