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Boris Lurie

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Die Neunte Kunst – Unwanted Stories

Internationale Gruppenausstellung vom 1. Februar bis 2. April

1. 02. - 2. 04. 2018 | Edith-Russ-Haus für Medienkunst

Das Edith-Russ-Haus für Medienkunst zeigt ab dem 1. Februar „Die Neunte Kunst – Unwanted Stories“, eine internationale Gruppenausstellung zeitgenössischer Kunst, die von gezeichneten Romanen, den Graphic Novels, ausgeht. Sie ist ein eigenständiger Teil einer großen Kooperation zwischen Edith-RussHaus, Horst-Janssen-Museum und Stadtmuseum Oldenburg, die von der Geschichte des Comics über aktuelle deutsche Graphic Novels bis hin zur Weiterentwicklung in Animation oder Videospiel einen umfassenden Einblick in diese Kunstform gibt.

„Unwanted Stories“ zeigt nicht nur tatsächliche Graphic Novels, sondern untersucht auch, inwiefern dieses Genre eine Vielfalt von künstlerischen Formen inspirierte: von großformatigen Wandgemälden und grafischen
Reportagen (Victoria Lomasko) über Installationen (Ganzeer) und filmische Animationen (Amir Yatziv, Wojciech Bakowski, David OReilly) bis hin zu den mäandernden Erzählstrukturen im Computerspiel (David OReilly).
Verhandelt werden klassische Themen der Graphic Novel: psychologische Erzählungen oder Science-Fiction ebenso wie politische Themen, etwa heutige Formen der Sklaverei oder digitale Rekonstruktionen von Auschwitz.
Journalistische Recherche und forensische Rekonstruktion treffen auf innere Welten und persönliche Obsessionen. Während Graphic Novels sich meist deutlich von den bekannteren bunten ComicWelten abheben, zeigen auch die Arbeiten in der Ausstellung eher düstere Welten mit ganz eigener Ästhetik – darunter häufig Geschichten, die sonst nicht in Bildern erzählt werden können, weil sie nicht fotografisch dokumentiert werden können oder sollen.

Dabei werden immer auch das Medium selbst und seine Geschichte reflektiert: Die Werke bedienen sich zwar der suggestiven Kraft der grafischen Erzählung. Gleichzeitig dekonstruieren sie sie, indem die Künstlerinnen
und Künstler bewusst einfache Techniken einsetzen und sich damit der glänzenden Hightech aktueller Computeranimationen verweigern. „Die Künstlerinnen und Künstler in ‚Unwanted Stories‘ erschaffen eigentümliche,
nie gesehene Welten, die im Kopf des Betrachters noch lange weiterleben“, so Marcel Schwierin.

Kuratoren: Edit Molnár & Marcel Schwierin
Künstlerinnen und Künstler: Wojciech Bakowski (Polen), Ganzeer (Ägypten/USA), Victoria Lomasko (Russland), David OReilly (Irland/USA), Amir Yatziv (Israel)

Der polnische Künstler und Filmemacher Wojciech Bakowski ist mit fünf kurzen Filmen vertreten. Seine künstlerische Praxis dreht sich um den urbanen, privaten und mentalen Raum, ausgedrückt durch technisch bewusst sehr einfache Animationen, die verschiedene Genres durchlaufen – von Zeichentrick über Puppentrickfilm bis hin zu den ersten Egoshootern. Doch nichts scheint in dieser Welt zu funktionieren, die Bilder sind unscharf und verweigern sich jeglichem Unterhaltungswert, der animierten Bildern oft anhängt. Gerade durch diese karge und sperrige Ästhetik zieht Wojciech Bakowski uns in seine (Alb-)Traumwelt.

Der ägyptische Künstler Ganzeer fertigt für das Edith-Russ-Haus eine Multimedia-Installation um seine dystopische Sci-fi-Graphic Novel „Solar Grid“ (ab 2016) an. Die Geschichte spielt 949 Jahre nach einer gewaltigen
globalen Überflutung; die Erde existiert nur noch als ausgetrocknetes, tristes Brachland. Die Nacht ist zur Legende geworden, seit der Planet von einem riesigen Netz aus Satelliten, dem „Solar Grid“, umkreist wird,
das für ewiges Tageslicht sorgt. Solarbetriebene Fabriken produzieren ununterbrochen Güter, die für den Mars bestimmt sind – bis die beiden Waisen Mehret und Kameen, die sich mit der Suche nach wertvollen Artefakten über Wasser halten, einen Gegenstand finden, der den Weg zur Zerstörung des „Solar Grid“ ebnet.

Die Graphic Novel erscheint seit 2016 in insgesamt neun Kapiteln und soll 2019 fertiggestellt und als Buch veröffentlicht werden.

Unter dem Titel „Slaves of Moscow“ (2012) berichtet die russische Künstlerin Victoria Lomasko in Zeichnungen und Texten von kasachischen Frauen, die in ihrer Heimat unter falschen Versprechungen angeworben und in Moskau unter unmenschlichen Bedingungen zum Arbeiten gezwungen wurden. Die Frauen, praktisch Eigentum eines Unternehmerpaars, sind 2012 von Aktivisten befreit worden. Lomasko präsentiert damit ein Portrait des inoffziellen Russlands. Sie vermittelt einen Eindruck der gespaltenen russischen Gesellschaft, insbesondere ihrer unsichtbaren Randgruppen: Arbeitsmigranten, die LGBT-Gemeinschaft, jugendliche Häftlinge, Sexarbeiterinnen, staatliche Landarbeiter, Dorfschullehrer und orthodoxe Aktivisten. Mit dem eigens für die Ausstellung angefertigten Wandgemälde „A Trip to Dagestan“ (2018) erweitert die Künstlerin den Blick auf das Verhältnis zwischen Russland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.

Der irische Spieleentwickler und Filmemacher David OReilly ist in der Ausstellung mit den Computerspielen „Mountain“ (2014) und „Everything“ (2017) vertreten, die sich in ihrer Einfachheit und den begrenzten Handlungsmöglichkeiten klar von ihrem Genre abgrenzen. In „Mountain“ ist der Protagonist ein Berg, der als Planet in einer unbekannten Galaxie schwebt. Der Betrachter kann ihn aus verschiedenen Perspektiven beobachten,
sieht gelegentlich Relikte auf ihm landen und erhält Botschaften über seinen Gemütszustand. In „Everything“ wird der Spieler aktiver: In einer Welt ohne Anspruch auf Realismus kann er verschiedene Perspektiven
einnehmen – von einer Zelle oder einem Lichtpartikel über Tiere bis hin zu ganzen Kontinenten. An die Stelle einer Geschichte oder Mission treten die Erfahrungen, die der Spieler in seiner Welt machen kann. Die Ausstellung zeigt außerdem OReillys Film „The External World“ (2010) über ein tristes Altersheim für Comic-Helden – ein düsteres Psychogramm einer kalten Welt, welches durch den bewussten Einsatz des veralteten digitalen 3D-Animationsverfahrens noch betont wird.

Der Film „Another Planet“ (2016) des israelischen Filmemachers Amir Yatziv ist ein animierter Dokumentarfilm, der den digitalen Avataren der Entwickler verschiedener Simulationen des Konzentrationslagers Auschwitz folgt. Unter ihnen sind die Kriminalpolizei, ein polnischer Grafikdesigner, der das KZ als Virtual Reality-Erlebnis inszeniert, oder ein Software-Entwickler aus Israel, der sein scheinbar früheres Leben als Mitglied
des Sonderkommandos erkundet. Highschool-Schüler nutzen einen programmierbaren Flugsimulator zur Rekonstruktion eines Überflugs der israelischen Luftwaffe. Ein deutscher Architekt und ein israelischer Historiker entwickeln ein detailgetreues Computermodell des Lagers. Während sich Wahrheit, Fiktion und das kollektive Gedächtnis verflechten, entblößt „Another Planet“ den unstillbaren Drang, die historische und kulturelle Erinnerung an den Holocaust zu dokumentieren und zu bereichern.


Edith-Russ-Haus für Medienkunst
Katharinenstraße 23, D-26121 Oldenburg
edith-russ-haus.de

Presse





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