Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) präsentiert die neue Gruppenausstellung Unbeschreiblich weiblich, die sich mit der Darstellung von Weiblichkeit und den Lebensrealitäten von Frauen in der Kunst der DDR auseinandersetzt. Anhand von 90 Werken aus der Sammlung des BLMK beleuchtet die Schau die Spannungsfelder zwischen sozialistischer Gleichstellungspolitik und tradierten Rollenerwartungen.
Die Gleichstellung von Frauen und Männern wurde in der DDR als zentrales gesellschaftspolitisches Ziel definiert. Frauen sollten als aktive Mitgestalterinnen der sozialistischen Gesellschaft gefördert werden, doch blieben traditionelle Erwartungshaltungen weiterhin bestehen. Dieses Spannungsfeld fand auch in der Bildenden Kunst Ausdruck: Während die offizielle Kunstpolitik idealisierte Darstellungen des „neuen Menschen“ präferierte, entwickelten Künstler*innen zunehmend differenzierte Perspektiven auf Weiblichkeit, Verletzlichkeit, Selbstermächtigung und Aufbegehren.
Der Sozialistische Realismus pflegte eine idealisierte Sicht der Rolle der Frau, meist als Werktätige, Mutter und Sozialistin oder Kämpferin für den Sozialismus. Dem Gegenüber stand eine inoffizielle Kunstszene, die sich mit der Realität von Frauen auseinandersetzte. In der Fotografie und Malerei wurden Frauen nicht nur als Arbeiterinnen oder Mütter dargestellt, sondern auch in Momenten der Einsamkeit oder Überforderung. Themen wie Identität, Unterdrückung oder Isolation flossen in die künstlerischen Arbeiten ein und standen jenseits der staatlich verordneten Ideale. Auch die Punk- und Subkultur der 1980er Jahre thematisierte die Widersprüche des DDR-Frauenbildes, meist durch provokative Performances und feministische Kunst. Gerade in den 1980er Jahren entwickelten sich feministische und subversive Kunstformen, die die offiziellen Darstellungen hinterfragten. Während also die staatlich geförderte Kunst Frauen als gleichberechtigte Akteurinnen des Sozialismus idealisierte, griff die inoffizielle Kunst auch Themen wie Doppelbelastung, Entfremdung und Identität auf.
Anhand der 90 präsentierten Arbeiten von 51 Künstler*innen beleuchtet die Sammlungsausstellung Unbeschreiblich weiblich. Frauenbilder in der DDR, wie Frauen in der Kunst idealisiert, stereotypisiert oder auf ihre Körperlichkeit reduziert wurden und welche alternativen Darstellungen dem gegenüberstanden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie sich der weibliche Blick von der männlichen Perspektive unterscheidet. Inwieweit äußern sich geschlechterspezifische Blickstrategien auf die Frau? Welche tradierten Rollen- und Körperbilder wurden sowohl von Künstlerinnen als auch von Künstlern reproduziert, kritisch hinterfragt oder bewusst dekonstruiert?
Mit Werken von Leonore Adler, Ursula Arnold, Tina Bara, Falko Behrendt, Rudolf Bergander, Jutta Damme, E.R.N.A., Regina Franke, Lutz Friedel, Ellen Fuhr, Monika Geilsdorf, Erich Gerlach, Hubertus Giebe, Peter Graf, Rudolf Graf, Clemens Gröszer, Gerhard Großmann, Lea Grundig, Herta Günther, Harry Hachmeister, Angela Hampel, Rudolf Hartmetz, Sabine Herrmann, Eberhard Hückstädt, Hans Jüchser, Susanne Kandt-Horn, Gerhard Kettner, Thomas Kläber, Max Lachnit, Wilhelm Lachnit, Horst Leifer, Ute Mahler, Eva Mahn, Sven Marquardt, Florian Merkel, Rainer Mersiowsky, Michael Morgner, Gabriele Mucchi, Karl Erich Müller, Ludwig Rauch, Wolfgang Peuker, Christine Prinz, Curt Querner, Núria Quevedo, Evelyn Richter, Hans Theo Richter, Arno Rink, Günter Rössler, Christine Schlegel, Gundula Schulze-Eldowy, Lothar Sell, Gerd Sonntag, Katja-Regina Staps, Christine Stäps, Holger Stark, Ines Thate-Keler, Gudrun Trendafilov, Hans Vent, Kieu Minh Viet, Joachim Völkner, Jürgen Wagner, Trak Wendisch, Günther Wendt, Bettina Winkler, Willy Wolff, Karla Woisnitza, Axel Wunsch, Baldwin Zettl
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