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Picasso | Bloch. Eine einzigartige Freundschaft

20.08. - 09.11.2025 | Graphische Sammlung ETH Zürich, Zürich

Eingabedatum: 12.08.2025

Picasso | Bloch. Eine einzigartige Freundschaft
Pablo Picasso Tête de faune, 7.2.1962 Farblinolschnitt geschabt, 75 × 61,7 cm Graphische Sammlung ETH Zürich, © Succession Picasso / 2025, ProLitteris, Zurich

Sammler, Förderer, Freund: Der Schweizer Sammler Georges Bloch bewunderte Picassos Graphik, erwarb sie und gab als exzellenter Kenner das Werkverzeichnis seiner Druckgraphik in vier Bänden heraus. Der Künstler wiederum schätzte sein Fachwissen und seine Freundschaft. Die Geschichte dieser Begegnung auf Augenhöhe ist Thema der Ausstellung und des Katalogs der Graphischen Sammlung ETH Zürich. Dort wird ihre einzigartige Beziehung nachgezeichnet, die ausserhalb von Fachkreisen wenig bekannt ist. Anhand von rund 80 Werken – von den Anfängen bis zur Spätphase – kann das Publikum zudem mitverfolgen, welch faszinierende Werke Picasso im Bereich der Druckgraphik schuf.

Picasso (1881–1973) war ein überaus produktiver Künstler. Zeit seines Lebens kreierte er nicht nur zahlreiche Gemälde, Skulpturen, Keramiken und Objekte, sondern ebenso über 2‘000 druckgraphische Werke.
Der Schweizer Sammler Georges Bloch (1901–1984) besass fast alle diese Drucke. Nachdem er 1953 den Künstler persönlich kennengelernt hatte, besuchte er ihn regelmässig in Südfrankreich und baute seine Sammlung kontinuierlich auf. Der Künstler schätzte Blochs Fachkenntnis und sein geübtes Auge in Bezug auf seine Drucke und deren Zustände ausserordentlich. Er widmete ihm einige seiner Blätter. Weil Picasso wusste, dass der Sammler die offiziell herausgegebenen Graphiken grösstenteils schon besass, waren es jeweils Unikate, von Hand überarbeitete Blätter oder seltene Zustände, auf die er eigenhändig eine Widmung schrieb. „Pour mon ami Bloch“ oder „Pour Monsieur Bloch son ami Picasso“ ist bis heute auf den Werken zu lesen, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind.
Umgekehrt motivierte Bloch den Künstler zuweilen zu experimentellen Arbeiten. So fertigte Picasso etwa nach einem Treffen mit seinem Freund von drei bereits bestehenden Linolplatten Frottagen an, das heisst, dass er die Oberflächenstruktur der Platten durch Abreiben mit einem Stift auf ein aufgelegtes Blatt übertrug.

Bloch schenkte ab 1972 eine repräsentative Auswahl von über 500 druckgraphischen Blättern der Gottfried Keller-Stiftung, mit der Auflage, sie auf acht Museen in der Schweiz zu verteilen. Eines davon ist die Graphische Sammlung ETH Zürich.
Sie kommt nun mit Freude Blochs Bedingung nach, in regelmässigen Abständen eine Ausstellung zu seiner Donation umzusetzen. Alle Schaffensphasen sind in der Ausstellung vertreten, von der Blauen Periode bis hin zum Spätwerk. Die Werke zeigen eine faszinierende Stilvielfalt. Dabei wird deutlich, dass Picasso die verschiedenen Drucktechniken hervorragend beherrschte. Durch seine zum Teil eigenwillige und innovative Verwendung kam er oft zu erstaunlichen Bildlösungen.

Zudem verstand es Picasso, die Betrachtenden immer wieder herauszufordern und neue Sichtweisen auf bekannte Themen zu eröffnen. Typisches Beispiel dafür ist etwa Salomé von 1905. In dieser Darstellung deutet Picasso das biblische Motiv neu und stellt die Tochter der Herodias ganz unkonventionell als unbekleidete Akrobatin dar. Die Werke aus den späten 1910er- und 1920er-Jahren zeigen besonders deutlich, dass sich der Künstler nach dem Kubismus wieder der Figuration zuwendete und sich von der römischen und griechischen Antike inspirieren liess. Weitere ausgestellte Graphiken belegen seine Auseinandersetzung mit Künstlern wie Rembrandt (1606–1669), Diego Velázquez (1599–1660), Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867) oder Gustave Courbet (1819–1877).
Bekanntlich haben ihn auch seine oft wechselnden Partnerinnen zu seinen Werken inspiriert, wie einige Porträts in der Ausstellung belegen.
Abgerundet wird die Präsentation von seinen Illustrationen zu Honoré de Balzacs Le chef-d'oeuvre inconnu (Das unbekannte Meisterwerk) aus den späten 1920er-Jahren und von seinen Blättern Sueño y mentira de Franco von 1937, die er in Zusammenhang mit seinem Anti-Kriegs-Bild Guernica schuf und mit denen er begann, zum politischen Geschehen Stellung zu nehmen. Picasso war zweifellos ein Jahrhundertkünstler.

In jüngerer Zeit wird oft thematisiert, dass er seine Geliebten schlecht behandelt und für seine Kunst ausgebeutet habe, und auch seine Beschäftigung mit nicht-europäischer Kunst ist einer kritischen Betrachtung unterzogen worden.
Diese Themen werden daher in zwei öffentlichen Abendveranstaltungen diskutiert.

20.08.2025 - 09.11.2025

ETH Zürich
Graphische Sammlung
Rämistrasse 101, HG E 52
8092 Zürich

https://www.gs.ethz.ch

Presse

Einordnung:
Picassos druckgraphisches Œuvre, repräsentiert durch die Sammlung Bloch, zeigt die immense Bandbreite seines Schaffens. Von der Blauen Periode bis zum Spätwerk spiegeln die Drucke stilistische Einflüsse von der Antike über Rembrandt bis zu Ingres wider, während gleichzeitig Picassos innovative Herangehensweise an Techniken wie die Frottage sichtbar wird. Die Beziehung zu Bloch ermöglichte nicht nur den Erwerb seltener Abzüge und Unikate, sondern förderte auch experimentelle Arbeiten. Picassos Neuinterpretation biblischer Motive, wie in "Salomé", und die Hinwendung zur Figuration nach dem Kubismus verweisen auf seinen fortwährenden künstlerischen Dialog mit der Tradition und der Moderne. Die Ausstellung kontextualisiert Picassos druckgraphisches Werk innerhalb seiner Gesamtproduktion und wirft gleichzeitig im Rahmen der aktuellen Debatte auch kritische Fragen zu seinen persönlichen und künstlerischen Praktiken auf.

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