Mit rund 90 Werken von 56 unterschiedlichen Künstlern beleuchtet die umfangreiche Ausstellung erstmals das breite formale und inhaltliche Spektrum der Büste in der modernen Kunst.
Traditionell ist die Büste eine plastische Darstellungen des Menschen in der Reduktion auf Kopf und Oberkörper und daher immer Körperfragment. Als bildnishafte Vergegenwärtigung bildet sie einen Typus innerhalb der Gattung des Porträts. Von der römischen Antike bis weit ins 19. Jahrhundert waren Büsten zumeist idealisierende Repräsentationsbilder mit politischen oder religiösen Funktionen, die häufig als dekorative Elemente in architektonische Zusammenhänge eingebunden wurden. Das änderte sich um das Jahr 1880, als Auguste Rodin begann, den strengen, bislang gültigen Kanon aufzubrechen und dem Typus durch psychologisches Interesse und ausdrucksstarken Duktus neue Perspektiven eröffnete. Seitdem bestimmen künstlerische Neugierde am formalen Experiment, Abstraktion, Verfremdung und die Reflexion bildnerischer Mittel die Büstendarstellungen.
Unsere Ausstellung zeigt die faszinierende Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten der Büste in der zeitgenössischen Kunst. Hyperrealistische Abbilder werden ebenso präsentiert wie einfühlsame psychologisierende Porträts mit expressiven Oberflächen oder entindividualisierte Darstellungen. Für ihre Büsten nutzen die Künstler unterschiedlichste Werkstoffe. Nach wie vor werden Stein, Holz oder Bronze eingesetzt. In der Vergangenheit sollte das dauerhafte Material den Anspruch des Kunstwerks auf Allgemeingültigkeit und Zeitlosigkeit untermauern. In der Gegenwart wird dieser Aspekt durch Bemalung, Verfremdung und den Einsatz moderner Kunststoffe wie Silikon, Polyester oder sogar vergänglicher und verderblicher Materialien wie gefrorenes Wasser, Schokolade und Tierkadaver konterkariert. Ungeachtet der stilistischen und inhaltlichen Unterschiede ist den ausgestellten Skulpturen aber eines gemeinsam: Sie beschäftigen sich alle mit der jahrhundertealten Geschichte der Büste, die sie entweder fantasievoll fortschreiben oder aber kritisch hinterfragen.
Neben Arbeiten der Klassischen Moderne von Auguste Rodin, Pablo Picasso, Alberto Giacometti oder Henry Moore präsentiert die Ausstellung zeitgenössische Büsten etwa von Markus Lüpertz, Iris Schieferstein, Paul McCarthy
oder Stephan Balkenhol sowie Werke einer Vielzahl außereuropäischer Künstler wie Adolfo Riestra, Wang Fu, Ah Xian oder Katsura Funakoshi. (Presse / Kunsthalle Emden)
Abbildung: Wang Fu, Dreamer (Träumer), 2000, Polyester mit Glasfaser, mehrteilig, je 97 x 62 x 47 cm, © Wang Fu.
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 11 - 17 Uhr, Dienstag 10 - 20 Uhr
Mittwoch, Donnerstag und Freitag 10 - 17 Uhr, Montag geschlossen
KUNSTHALLE IN EMDEN
Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo
Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden
ch
Kataloge/Medien zum Thema:
Markus Lüpertz
Rumänisches Kulturinstitut Berlin
Kommunale Galerie Berlin
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
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