Die magische Welt des Unterbewusstseins beeinflusst rund 95% unserer Gedanken, Gefühle, Entscheidungen und Handlungen. Der Begriff "Zweiweltenmodell" stammt aus der Kinder- und Jugendliteratur, in der die Parallelexistenz zweier Welten thematisiert wird. Neben der realen, technischen Welt gibt es dort eine zweite, phantastische oderauch magische Welt, die ebenso real ist - wenn nicht sogar realer. Monströse Phantasien und verdrängte Traumata sind real, rumoren in dieser „zweiten Welt“ und müssen dort verhandelt werden, auch wenn die erste, rationale oder technische Welt glaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Die beiden Welten, Kehrseiten einer Medaille, sind jedoch strukturell
sehr unterschiedliche Denkräume. Die Welt des Obskuren und des Magischen folgt anderen Gesetzen und ist von anderen Bildern geprägt als die scheinbare Logik einer technischen Welt. Gnome und Fabelwesen mit wuchernden Hautkrankheiten in den Keramiken von Julia Neuenhausen treffen in dem Video Homesick (2022) auf zum Teil angeschimmelte und von Hautausschlägen befallene Figuren (von Bjørn Melhus in seinen Videos verkörpert), die angeschimmelt oder von Hautausschlägen befallen sind, ihre eigene Krankheit leugnen und gleichzeitig größere gesellschaftliche Zusammenhänge ergründen.
Bjørn Melhus (*1966) ist ein international renommierter Medienkünstler, dessen Arbeiten sich mit den Auswirkungen von Massenmedien und digitalen Kulturen auf die Gesellschaft auseinandersetzen. Melhus studierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seine Arbeiten wurden in bedeutenden internationalen Museen und Ausstellungen gezeigt, darunter das Museum of Modern Art in New York, die Tate Modern in London, die Kunsthalle Wien und die 54. Biennale von Venedig. Seit 2003 ist Melhus Professor für Virtuelle Realitäten an der Kunsthochschule Kassel. In seinen multimedialen Installationen, Kurzfilmen und Performances untersucht er die Manipulationskraft von audiovisuellen Medien und entwickelt oft satirische Reflexionen über Konsumkultur und Populärmythen. Melhus' Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit.
Julia Neuenhausen (*1965), studierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Malerei, Film und Performance sowie an der State University in San Francisco. Seit 1992 lebt und arbeitet sie in Berlin. Ihre künstlerische Praxis umfasst Malerei, Objekte und Performances, und ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen international gezeigt, unter anderem in Indien, Ägypten und den USA. Neuenhausen war zudem in verschiedenen Lehraufträgen tätig, darunter an der HBK Braunschweig, der University of Hyderabad, Indien und der ITB Bandung, Indonesien.
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Bjørn Melhus, Julia Neuenhausen
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