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ENKEL:INNEN

07.09. - 02.11.2025 | KunstHaus Potsdam, Potsdam

Eingabedatum: 04.09.2025

ENKEL:INNEN
Eva Neidlinger-Wiepersdorf Foto©FINJA SANDER ENKEL_INNEN_Wiepersdorf 2025-22-1

Sechs jüdische und nicht-jüdische Künstlerinnen verhandeln an gemeinsamen Werken, inwieweit Verstrickung mit Shoah und Nationalsozialismus bis heute persönlich wirkt. Installationen, Malerei und Videoarbeiten nähern sich dem Nicht-Sichtbaren, dem Zurückgezogenen, dem Abwesenden. Risse, Spuren und Blicke zeugen Generationen später von der Lebendigkeit der Vergangenheit in den Enkelinnen. Das Projekt „Enkel:innen“, initiiert von Elisabeth Fraenkel und Jenny Alten, basiert auf ihrer Erfahrung, dass gemeinsam an einer Leinwand zu malen ein Weg des Austausches zwischen einer Nachfahrin von Shoah-Überlebenden und einer Nachfahrin einer NS-Täter:innenfamilie sein kann.

Durch das gemeinsame Ausstellungsprojekt erweitern sie ihren Arbeitsraum und erforschen nun mit weiteren vier Künstlerinnen die Möglichkeiten des künstlerischen Aufdeckens.
In den gemeinsamen Gemälden bringt Elisabeth Fraenkel das Zählen gegen sich auflösende Strukturen ein – z.B. der wenigen Möbelstücke ihrer Urgroßeltern in Brasilien, die zu festen Bezugspunkten einer neuen Existenz wurden. Altens Lektüre der Briefe ihres Großvaters, einem Kreishauptmann im Generalgouvernement, und die Verschlungenheit dieser mit ihrer Identität zeigen sich als Windungen auf der Leinwand.

Zusammen verschieben sie den Fokus auf transgenerational schwindende Sicherheit, weg von Versöhnungsansprüchen hin zum Aushalten von Ambivalenz.

Eva Neidlingers Installation integriert die Abwesenheit der ursprünglich eingeladenen jüdischen Künstlerin, indem sie die entstandene Leerstelle sichtbar macht. In scheinbar harmlosen Landschaften gräbt sich Neidlinger zu den Spuren von Gewalt und Aneignung. Auf der Suche nach einer Schnittstelle zwischen Geschichte und Vergangenheit verbindet Neidlinger in der Ausstellung Organisches mit videografischen Feldnotizen zu einer Installation. Im Dialog zwischen Erika Stürmer-Alex und Lana Svirezheva treffen unterschiedliche Sicherheiten aufeinander. Stürmer-Alex’ lebenslange, politisch wache Abstraktion und Svirezhevas tastende Figuration, gespeist von Migration, geteilten Wurzeln und offenen Identitäten.

„Gespräche ohne Worte“ nennen sie ihre Malpraxis, in der Unterschiedlichkeit nebeneinander steht. Ein Bericht vom Prozess einer Annäherung.
Finja Sander investierte ihr gesamtes Produktionsbudget in drei Gutscheine für den Europapark Rust. Der Freizeitpark als performative Allegorie, um deutsche Erinnerungskultur im Kontext von westdeutschen Unterhaltungsshows aus den Nachkriegsjahren, gesellschaftlichen Umbrüchen im Zuge der 68er Bewegung und dem Historikerstreit um Ernst Nolte zu untersuchen.

Ein Leseraum bietet Kontextmaterial und lädt zur vertieften Auseinandersetzung ein. Dort sind Spuren des Prozesses, Bilder, Briefe, Sprachnachrichten der Künstlerinnen, Skizzen sowie kurze Video-Interviews, entstanden bei der gemeinsamen Residenz der Gruppe auf Schloss Wiepersdorf, zu sehen. Diese kleinen persönlichen Gegenöffentlichkeiten zeigen das Ringen der Künstlerinnen auch im Kontext der Konflikte der Gegenwart.

Die Ausstellung fragt: Welche Bilder tragen wir weiter? Wo schauen wir weg, wo halten wir aus? Und wie kann im künstlerischen Prozess Verbindung entstehen?
In der Spannung von Nähe und Distanz entstehen hier Bilder und Räume, die das Verdeckte sichtbar machen und das Gegenwärtige nicht glätten.

07.09.2025 - 02.11.2025

KunstHaus Potsdam
Ulanenweg 9
14469 Potsdam

https://www.kunsthaus-potsdam.de

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