Heike Baranowsky – Soliloquio
Kunstverein Bamberg e. V.
06.12.2025 - 18.01.2026 | Stadtgalerie Villa Dessauer, Bamberg
Eingabedatum: 03.12.2025

Der Kunstverein Bamberg e. V. präsentiert mit Heike Baranowsky – Soliloquio eine umfassende Überblicksausstellung, die drei Jahrzehnte des Schaffens einer der prägnantesten deutschen Videokünstlerinnen sichtbar macht. Die Ausstellung vereint Videoarbeiten, Skulpturen, Cyanotypien und fotografische Bildserien, die alle einer künstlerischen Haltung entspringen, die sich durch präzise Beobachtung, konzeptuelle Eleganz und eine tiefgehende Reflexion über Zeit, Raum und Wahrnehmung auszeichnet. Begleitend zur Ausstellung wird außerdem Baranowskys neues Buch At the Still Point vorgestellt, dass ihre künstlerische Praxis, zentrale Werkgruppen und methodischen Ansätze erstmals umfassend in Publikationsform zusammenführt.
Baranowskys Arbeiten entstehen oft aus langjährigen Recherchen und konzentrierten Wahrnehmungssituationen. Sie beobachtet Lichtphänomene, Bewegungsabläufe, räumliche Konstellationen und architektonische Strukturen mit einer fast wissenschaftlichen Geduld, um daraus poetische und zugleich analytische Bildräume zu entwickeln. Die Künstlerin operiert an der Grenze zwischen dokumentarischem Sehen und medienreflexiver Konstruktion. Ihre Filme und Animationen beruhen häufig auf seriellen Verfahren, Loops oder Zeitdehnungen, durch die sie natürliche Abläufe sichtbar macht, die im Alltag unbemerkt bleiben würden. Die Kamera dient ihr dabei weniger als erzählerisches Werkzeug, denn als Instrument zur Vermessung und Transformation von Realität.
Im Zentrum der Ausstellung steht das Werk Soliloquio (2023) – eine über ein Jahr hinweg entstandene Stop-Motion-Animation, die die Bewegung des Sonnenlichts in der Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom verfolgt. Baranowsky fotografierte über alle astronomisch bedeutsamen Tage hinweg den Wanderweg des Lichtflecks entlang der berühmten Meridianlinie des Gebäudes. In einem aufwendigen Verfahren überführte sie die Einzelbilder anschließend in eine animierte Sequenz, die den Fluss der Zeit sichtbar macht, ohne ihn zu repräsentieren. Die Arbeit, die während ihres Rompreises an der Deutschen Akademie Villa Massimo (2020/21) begann, entfaltet eine kontemplative Studie über kosmische Ordnung, architektonische Struktur und die meditative Qualität des natürlichen Lichts. Im Titel – Soliloquio („Selbstgespräch“) – schwingt die Idee einer inneren Reflexion über Wahrnehmung und Präsenz mit.
Neben Soliloquio präsentiert die Ausstellung weitere Schlüsselwerke, darunter Eppur si muove (2020), Mondfahrt 2001 und das frühe Video Death / Breath – Tomb / Womb – Evil / Live (1998).
In Eppur si muove („Und sie bewegt sich doch“) untersucht Baranowsky Bewegungsmuster der Gestirne und nimmt dabei das Verhältnis von astronomischer Beobachtung und medienbasierter Illusion in den Blick. Hier zeigt sich ein Grundprinzip ihrer Praxis: Die langsame, präzise Beobachtung realer Phänomene wird zu einem Ausgangspunkt für Experimente, in denen Wahrnehmung, Fiktion und Wissen ineinanderfließen.
Mondfahrt 2001 wiederum macht das mediengeschichtliche Motiv des Mondes zum Schauplatz eines bewegten Bildes, das die Kamera selbst in eine schwebende, körperlich erfahrbare Instabilität versetzt. Die minimalen, wellenbedingten Bewegungen des Schiffes, auf dem die Aufnahme entstand, erzeugen eine fast choreografische Beziehung zwischen Kamera, Wasser, Himmel und Betrachter*innen. So wird das, was vermeintlich konstant erscheint – der Mond –, zu einem tanzenden, vibrierenden Bildobjekt, das unsere Gewissheiten über Stabilität hinterfragt.
Baranowskys Werke entstehen in einem vielschichtigen Prozess, in dem Beobachtung, konzeptionelle Reduktion und technische Transformation eng miteinander verwoben sind. Ihre Methode beginnt häufig mit der Entscheidung, ein bestimmtes Phänomen über einen längeren Zeitraum hinweg zu begleiten: das Wandern eines Schattens, das rhythmische Schwanken eines Körpers, das Gleiten einer Kamera durch einen Raum. Die Kamera ist dabei nicht voyeuristisches Werkzeug, sondern ein präzises Messinstrument, das Baranowsky mit großer Zurückhaltung einsetzt – statisch, mit langen Einstellungen oder in klar strukturierten Bewegungsbahnen.
Die Künstlerin nutzt digitale Verfahren wie Zeitdehnung, Loop-Strukturen oder minimale Bildverschiebungen, um aus alltäglichen Beobachtungen eine Erfahrung des Außeralltäglichen zu erzeugen. Diese subtilen Manipulationen sind nie spektakulär, sondern dienen dazu, die Wahrnehmung auf das zu lenken, was üblicherweise übersehen wird. Viele ihrer Arbeiten verzichten bewusst auf Ton, um das visuelle Denken der Betrachter*innen zu schärfen.
Auch die Cyanotypien und fotografischen Arbeiten der Künstlerin folgen dieser Logik der Sichtbarmachung: Sie sind Ergebnisse präziser Lichtuntersuchungen, in denen Baranowsky mit Belichtungsprozessen experimentiert und dabei analoge und digitale Techniken miteinander verwebt. In ihren jüngeren Arbeiten tritt zunehmend eine Verbindung von fotografischer Genauigkeit und filmischer Sequenzialität hervor.
Die Ausstellung in Bamberg macht sichtbar, wie Baranowsky über Jahrzehnte hinweg ein kohärentes und zugleich vielfältiges Werk aufgebaut hat. In allen Arbeiten verbindet sie Ruhe mit Intensität, analytische Schärfe mit poetischer Tiefe. Sie erforscht mediale Bedingungen des Sehens und stellt grundlegende Fragen:
Was bedeutet es, Zeit zu erleben? Wie erzeugen Bilder Wirklichkeit? Wo liegt im Sichtbaren das Unsichtbare?
Baranowskys Arbeiten entstehen oft aus langjährigen Recherchen und konzentrierten Wahrnehmungssituationen. Sie beobachtet Lichtphänomene, Bewegungsabläufe, räumliche Konstellationen und architektonische Strukturen mit einer fast wissenschaftlichen Geduld, um daraus poetische und zugleich analytische Bildräume zu entwickeln. Die Künstlerin operiert an der Grenze zwischen dokumentarischem Sehen und medienreflexiver Konstruktion. Ihre Filme und Animationen beruhen häufig auf seriellen Verfahren, Loops oder Zeitdehnungen, durch die sie natürliche Abläufe sichtbar macht, die im Alltag unbemerkt bleiben würden. Die Kamera dient ihr dabei weniger als erzählerisches Werkzeug, denn als Instrument zur Vermessung und Transformation von Realität.
Im Zentrum der Ausstellung steht das Werk Soliloquio (2023) – eine über ein Jahr hinweg entstandene Stop-Motion-Animation, die die Bewegung des Sonnenlichts in der Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom verfolgt. Baranowsky fotografierte über alle astronomisch bedeutsamen Tage hinweg den Wanderweg des Lichtflecks entlang der berühmten Meridianlinie des Gebäudes. In einem aufwendigen Verfahren überführte sie die Einzelbilder anschließend in eine animierte Sequenz, die den Fluss der Zeit sichtbar macht, ohne ihn zu repräsentieren. Die Arbeit, die während ihres Rompreises an der Deutschen Akademie Villa Massimo (2020/21) begann, entfaltet eine kontemplative Studie über kosmische Ordnung, architektonische Struktur und die meditative Qualität des natürlichen Lichts. Im Titel – Soliloquio („Selbstgespräch“) – schwingt die Idee einer inneren Reflexion über Wahrnehmung und Präsenz mit.
Neben Soliloquio präsentiert die Ausstellung weitere Schlüsselwerke, darunter Eppur si muove (2020), Mondfahrt 2001 und das frühe Video Death / Breath – Tomb / Womb – Evil / Live (1998).
In Eppur si muove („Und sie bewegt sich doch“) untersucht Baranowsky Bewegungsmuster der Gestirne und nimmt dabei das Verhältnis von astronomischer Beobachtung und medienbasierter Illusion in den Blick. Hier zeigt sich ein Grundprinzip ihrer Praxis: Die langsame, präzise Beobachtung realer Phänomene wird zu einem Ausgangspunkt für Experimente, in denen Wahrnehmung, Fiktion und Wissen ineinanderfließen.
Mondfahrt 2001 wiederum macht das mediengeschichtliche Motiv des Mondes zum Schauplatz eines bewegten Bildes, das die Kamera selbst in eine schwebende, körperlich erfahrbare Instabilität versetzt. Die minimalen, wellenbedingten Bewegungen des Schiffes, auf dem die Aufnahme entstand, erzeugen eine fast choreografische Beziehung zwischen Kamera, Wasser, Himmel und Betrachter*innen. So wird das, was vermeintlich konstant erscheint – der Mond –, zu einem tanzenden, vibrierenden Bildobjekt, das unsere Gewissheiten über Stabilität hinterfragt.
Baranowskys Werke entstehen in einem vielschichtigen Prozess, in dem Beobachtung, konzeptionelle Reduktion und technische Transformation eng miteinander verwoben sind. Ihre Methode beginnt häufig mit der Entscheidung, ein bestimmtes Phänomen über einen längeren Zeitraum hinweg zu begleiten: das Wandern eines Schattens, das rhythmische Schwanken eines Körpers, das Gleiten einer Kamera durch einen Raum. Die Kamera ist dabei nicht voyeuristisches Werkzeug, sondern ein präzises Messinstrument, das Baranowsky mit großer Zurückhaltung einsetzt – statisch, mit langen Einstellungen oder in klar strukturierten Bewegungsbahnen.
Die Künstlerin nutzt digitale Verfahren wie Zeitdehnung, Loop-Strukturen oder minimale Bildverschiebungen, um aus alltäglichen Beobachtungen eine Erfahrung des Außeralltäglichen zu erzeugen. Diese subtilen Manipulationen sind nie spektakulär, sondern dienen dazu, die Wahrnehmung auf das zu lenken, was üblicherweise übersehen wird. Viele ihrer Arbeiten verzichten bewusst auf Ton, um das visuelle Denken der Betrachter*innen zu schärfen.
Auch die Cyanotypien und fotografischen Arbeiten der Künstlerin folgen dieser Logik der Sichtbarmachung: Sie sind Ergebnisse präziser Lichtuntersuchungen, in denen Baranowsky mit Belichtungsprozessen experimentiert und dabei analoge und digitale Techniken miteinander verwebt. In ihren jüngeren Arbeiten tritt zunehmend eine Verbindung von fotografischer Genauigkeit und filmischer Sequenzialität hervor.
Die Ausstellung in Bamberg macht sichtbar, wie Baranowsky über Jahrzehnte hinweg ein kohärentes und zugleich vielfältiges Werk aufgebaut hat. In allen Arbeiten verbindet sie Ruhe mit Intensität, analytische Schärfe mit poetischer Tiefe. Sie erforscht mediale Bedingungen des Sehens und stellt grundlegende Fragen:
Was bedeutet es, Zeit zu erleben? Wie erzeugen Bilder Wirklichkeit? Wo liegt im Sichtbaren das Unsichtbare?
06.12.2025 - 18.01.2026
Stadtgalerie Villa Dessauer, Bamberg
Hainstraße 4a, 96047 Bamberg
Presse
Kontext
Einordnung:Heike Baranowskys Werk steht in der Tradition der konzeptuellen Videokunst und des experimentellen Films. Ihre methodische Präzision sowie der Einsatz von seriellen Verfahren, Loops und Zeitdehnungen knüpfen direkt an den Strukturellen Film der 1960er/70er-Jahre an, der die materiellen Bedingungen des Mediums selbst thematisierte. Thematisch verbindet sie diese medienreflexive Haltung mit einer fast wissenschaftlichen Untersuchung von Naturphänomenen wie Licht und kosmischer Bewegung, was an Wahrnehmungsforschungen der Land Art erinnert. Die Nutzung von Cyanotypien verweist zudem auf ein Interesse an prozesshaften, historischen Bildtechniken. Ihre Kunst operiert somit an der Schnittstelle von analytischer Beobachtung, poetischer Transformation und der philosophischen Frage nach der Konstruktion von Wirklichkeit.








