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Claudia Piepenbrock erhält den Karin Hollweg Preis 2016

Preis

Juni 2016

Eingabedatum: 18.06.2016

Claudia Piepenbrock erhält den Karin Hollweg Preis 2016
Claudia Piepenbrock, Seitengang: 2 angepasste Wände, spiegelnd und lautlos, 2016, Schaumstoff und Stahl, 200 x 70 x 510 cm, Foto: Franziska von den Driesch

Der Karin Hollweg Preis ist einer der bedeutendsten und höchstdotierte Kunstförderpreis aller Kunsthochschulen in Deutschland. Ermöglicht wird er dank der großzügigen Unterstützung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Der Preis ist mit 15.000 Euro ausgewiesen, wobei eine Hälfte als Preisgeld direkt an die Preisträgerin oder den Preisträger geht, die zweite Hälfte ist für die Realisierung einer Einzelausstellung reserviert. Geplant ist eine Ausstellung im Gerhard Marcks Haus.

Preisverleihung:
Freitag, 17. Juni 2016 um 19 Uhr im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung „Heal the World. Meisterschülerinnen und Meisterschüler der Hochschule für Künste Bremen“ (18.06. - 25.09.2016) in der Weserburg | Museum für moderne Kunst.

Begründung der Jury:
„Der Karin Hollweg Preis für Meisterschülerinnen und Meisterschüler der Hochschule für Künste 2016 wird Claudia Piepenbrock zugesprochen. Mit ihrer Arbeit Seitengang: 2 angepasste Wände, spiegelnd und lautlos (2016) hat Piepenbrock die Jury überzeugt. Aus stahlgerahmten Schaumstoffelementen hat sie einen schmalen, fünf Meter langen Gang geschaffen, der durchschritten werden kann. Die Herkunft des Schaumstoffes als Innenleben von gebrauchten Matratzen bleibt sichtbar, ohne dass dieser Aspekt hier in narrativer Weise eingesetzt wird. Er ist anhand von Lattenrostabdrücken und ähnlichen Markierungen erkennbar, doch die Künstlerin hat alle weiteren Spuren vorhergehender Nutzung eliminiert.

Bewegt man sich zwischen den beiden Wänden hindurch, beeindruckt sofort das akustische Erlebnis des geschluckten Schalls. Die haptische Erfahrung und die körperliche Enge werden ergänzt durch die intensive Farbigkeit des Schaumstoffes. Klaustrophobische Ängste werden zitiert und noch gesteigert durch die Sichtbarkeit des plastischen Fertigungsprozesses. Claudia Piepenbrock hat die Matratzen mit unregelmäßigen Schnitten zerteilt. Diese Vorgehensweise entspricht einerseits einer traditionellen bildhauerischen Bearbeitung, doch schafft sie andererseits fühlbare Relikte einer brachialen Zerlegung. Die beiden derart zerteilten Wände geben sich trotz ihrer Unverbundenheit am Ende als Einheit zu erkennen, da man sie passgenau wieder zusammenfügen könnte.

Die besondere Qualität des Materials setzt Claudia Piepenbrock auch für die Außenansicht ihrer Installation ein, in der man eine Anspielung auf ein großes tafelbildähnliches Format erkennen kann, dass an malerische Setzungen erinnert. Sehr überzeugend fand die Jury, wie bewusst die Künstlerin ihre Arbeit auf den bestehenden Ausstellungsraum bezogen und sie dort regelrecht eingepasst hat. Sie verleiht dem Raum und der Position ihres Werks innerhalb der Ausstellung Dynamik, indem sie die beiden Wände in einer Kurve auslaufen lässt, welche in einer Raumecke der Weserburg endet.

In der vielschichtigen plastischen Arbeit von Claudia Piepenbrock sieht die Jury den überzeugenden Ausdruck einer konsequenten künstlerischen Entwicklung, die bereits in früheren Werken hinsichtlich plastischer Setzung, sinnlicher Materialität und Körperlichkeit deutlich geworden ist und die hier nicht nur eine besonders präzise Umsetzung erfährt, sondern sich in beeindruckender Weise körperlich erfahren lässt.“

Die Jury des Karin Hollweg Preises 2016, Bremen, den 16. Juni 2016

Lebenslauf Claudia Piepenbrock:
Claudia Piepenbrock ist 1990 in Paderborn geboren und arbeitete dort zunächst mit einer freischaffenden Künstlerin und Theatermalerin zusammen. Vor sieben Jahren ist sie für das Kunststudium in den Norden gezogen, studierte ein Jahr an der Hochschule für Künste Ottersberg Malerei bei Jochen Stenschke und wechselte 2010 an die Hochschule für Künste Bremen. Dort studierte Piepenbrock in der Klasse für Skulptur und Installationen bei Franka Hörnschemeyer und Fritz Balthaus, bei denen sie 2015 ihr Diplom ablegte. Diese Zeit ist geprägt durch längere Auslandsaufenthalte, internationale Ausstellungen, artist residencies und eigenen Kunstprojekten u.a. in Deutschland, Kanada, USA, Bolivien und Neuseeland, sowie Förderungen durch den Paula Modersohn-Becker Nachwuchspreis, den Förderpreis „Junge Kunst“ Paderborn und ein Stipendium des DAAD.

Jury:
Dr. Eva Fischer-Hausdorf (Kunsthalle Bremen)
Peter Friese (Weserburg | Museum für moderne Kunst)
Fanny Gonella (Künstlerhaus Bremen)
Wolfgang Hainke (Künstler)
Dr. Arie Hartog (Gerhard Marcks Haus)
Dr. Andreas Kreul (Karin und Uwe Hollweg-Stiftung)
Dr. Ingmar Lähnemann (Städtische Galerie Bremen)
Dr. Annett Reckert (Städtische Galerie Delmenhorst)
Dr. Frank Schmidt (Museen Böttcherstraße)

Ausstellung:
Zu sehen ist die Arbeit der Preisträgerin Claudia Piepenbrock im Rahmen der Ausstellung „Heal the World. Meisterschülerinnen und Meisterschüler der Hochschule für Künste Bremen“ (18.06. - 25.09.2016) in der Weserburg | Museum für moderne Kunst. Weitere Informationen unter: weserburg.de

Neben der Arbeit von Claudia Piepenbrock zeigt die Ausstellung Positionen von:
Riccardo Castagnola, Sebastian Dannenberg, Katrin Heydekamp, Silvia Keppler, Daniel Neubacher, Henrik Nieratschker, Julian Öffler, Matthias Ruthenberg, Ilka Wietzke, Shuling Yuan.

Kurator der Ausstellung: Ingo Clauß, Weserburg | Museum für moderne Kunst.

Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Magazin mit Abbildungen aller Arbeiten, gestaltet von Leon Lothschütz. Magazinrelease und Künstlergespräch: Donnerstag, 4. August 2016, 19 Uhr.

Weserburg I Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
Tel +49 (421) 59839 - 70
weserburg.de

Presse


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