Die einen sagen „Wir schaffen das“, die anderen rufen „Wir sind das Volk“. Einen Dialog zu finden zwischen den einen und den anderen ist eine dringliche Herausforderung dieser Zeit. Die Ängste vor einschneidenden Veränderungen, vor wirtschaftlichem sowie sozialem Abstieg und vor Überfremdung in der eigenen Kultur lösen Verunsicherung aus. Eine Sehnsucht nach einfachen Lösungen von komplexen Problemen regiert zunehmend die politische Landschaft. Doch was bedroht unmittelbar den Zusammenhalt der Gesellschaft?
Zu oft wird übereinander statt miteinander geredet. Die fehlende Kommunikation jenseits der eigenen Komfortzone ist spürbar, disparate Ansichten werden selten mit Unbekannten ausdiskutiert. Dieses soziale Klima zieht sich durch alle medialen Kanäle: Fernsehen, Internetportale, soziale Medien. Dabei lässt sich der Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft am besten mit einer gesunden Kultur der Diskussion und der politischen Debatte entgegenwirken.
Welche Mechanismen haben zum gesellschaftlichen Riss geführt? Existiert eine diffuse Angst in Deutschland, die das politische Handeln begleitet und prägt? Zehn Künstler*innen und Fotograf*innen der 2017 gegründeten Gruppe Apparat gehen dieser Frage in ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung nach. Apparat gründete sich nach den einschneidenden Ergebnissen der Bundestagswahl 2017. Die Künstler*innen fordern zu einem offenen Dialog über den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Denn Die Anderen sind Wir.
Die Künstler*innen der Gruppe Apparat entwickeln dokumentarische und künstlerische Arbeiten, die sich mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen: So wird unter anderem der nach Deutschland zurückkehrende Wolf zum Gegenstand der Frage, wann hinter einer Angst eine tatsächliche Bedrohung steht. Ein weiteres Projekt zeugt von der Angst vor Überfremdung, die so manchen Deutschen verleitet, nach Ungarn auszuwandern – einem Land, das seine Feindseligkeit vor der EU nicht verbirgt und in dem sie nun selbst als Fremde leben. Portraits von Aussteigern aus der rechtsextremen Szene erinnern hingegen daran, dass Meinungsänderungen durchaus möglich sind.
Apparat wirft einen Blick in die Vergangenheit und stellt Verbindungen mit der heutigen Zeit her, die dem Betrachter helfen, sich aktuelle Phänomene bewusster zu machen. In Kontext zu den Werken der Gruppe werden zum Themenkomplex „Angst“ Fotografien aus der Sammlung des BLMK präsentiert. Sie visualisieren u. a. die Angst im Dunklen, vor Einsamkeit im Alter, Krankheit, Tod ebenso wie vor Umweltzerstörung, latenter Gewalt und Krieg. Ebenso stehen existenzielle Selbstbefragungen und psychische Ausnahmezustände, Verzweiflung und Seelennot im Fokus.
Die Mitglieder von Apparat sind: Kevin Fuchs, Cale Garrido (Kuratorin), Jakob Ganslmeier, Andrea Grützner, Miguel Hahn und Jan-Christoph Hartung, Hannes Jung, Sara-Lena Maierhofer, Rebecca Sampson, Daniel Seiffert, Maria Sturm.
Aus der Sammlung: Anna und Bernhard Blume, Gerd Bonfert, Kurt Buchwald, Klaus Elle, Thomas Florschuetz, John Heartfield, Matthias Leupold, Ulrich Lindner, Evelyn Richter, Rudolf Schäfer, Michael Schmidt
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Dieselkraftwerk, Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus
www.blmk.de
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