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Boris Lurie

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Sergej Jensen

08.08 - 03.10.2021 | Kunsthalle Bern

Um ins Gespräch zu kommen, fragen sie erst ein wenig umständlich nach Feuer. Für eine umstandslose Ansprache ist das Wesen dieser Bilder zu diskret, bieten sie doch wenig Greifbares, woran sich mit Worten einhaken liesse.
Das Undurchdringliche und die doppelten Lagen sind nicht gerade die leichtgängigsten Eigenschaften dieser Gegenwart. Transparenz und Direktheit bestimmen die herrschende Wirklichkeit. Es heisst, viele wünschen sich auch in der Kunst Inhalte, die identifizierbar sind, damit sie verstanden werden können. Aber ist dem wirklich so?

Die Bilder von Sergej Jensen bieten eine andere Art von Zugang. Nichts wird hier deklariert, die Augen müssen Strukturen und Schichtungen, schwer bestimmbare Bildräume abtasten, um etwas von dem stummen Reiz zu erleben. Es sind Wirklichkeiten, die weit unterhalb der Sprache sprechend werden.
Jensens in der Kunsthalle Bern gezeigte Bilder rühren aus einer verschobenen Ausgangslage: Ihr Entstehungsprozess ist verschlungen, fast so als würden sie fliehen vor etwas, das nicht sein soll, aber auch auf etwas zulaufen, was nicht da ist. Ihre Oberflächen lassen die Prozeduren, denen sie unterzogen wurden, nur erahnen. Das Auge ahnt die vergangenen Geschehnisse, ohne die Spuren durchdringen zu können.
Jensen dringt immer weiter in Feinstofflichkeiten ein, als würde er nach etwas suchen, von dem er nicht weiss, was es ist.
Bilder werden sorgfältig aufgebaut, um am Ende grob drüber zu gehen, als sollte die Hingabe durch einen täuschenden Vorhang kaschiert werden. Trotzdem scheinen die Oberflächen dünn, fast wie lasiert, fliessen die Lagen ineinander.

Sergej Jensens Malerei wirkt manchmal wie das, was man als Tat ohne Täter bezeichnen könnte, der Stoff scheint wie der Handelnde und nicht nur das Werkzeug oder Opfer. Während das Material spricht, bleibt es aber nicht nur unberührt. Es wird eben auch gemalt. Oder offener gesagt, die Leinwand wird Behandlungen unterzogen. Das Textil wird zerschnippelt um die Flicken wieder streng zusammen zu vernähen. Auf dieser Grundlage wird gerakelt, geschabt, gedruckt, aufgedrückt. Manche dieser Stücke werden dermassen über die Rahmen gespannt, als hätte es ein Schönheitschirurg beim Lifting etwas übertrieben. Die operativen Bilder unterscheiden sich von jenen anderen Bildern, die zerlumpt, zerfallen, fast schon krank wirken, wie die Abseiten in hoch aufgeräumten Brockenhäusern. Jene Flure, in denen die Dinge verrotten können.

Viele der Bilder aber hinterlassen den Eindruck aparter Sonderwege im Geiste des Minimal Painting. Doch in ihren selbstbezüglichen Ordnungen verkörpern gerade die neueren Bilder dann doch etwas verstörend Körperliches, gar Menschliches, wenn sich das so sagen lässt.
Jensen, der im Umgang mit Malerei seit über zwanzig Jahren einen konsequenten Weg gegangen ist, beeinflusst bis heute immer wieder jüngere Generationen von Künstler:innen, die sich mit zeitgenössischen Möglichkeiten der Malerei befassen. Er tut dies gerade darin, in dem er vorlebt, wie man die Arbeit in die Hand nimmt und gleichzeitig als Autor flieht, ohne zu entschwinden. Er wirkt nicht zuletzt vorbildlich darin, wie er eine Form findet für Widersprüche.

Nach einigen Jahren eines erneuten Aufkommens figurativer Malerei scheint nun der Zeitpunkt gekommen, zu fragen, was abstrakte Malerei, die mit dem Vorurteil des Formalismus und des Materialfetisch behaftet ist, heute bedeuten kann. Ist sie eine Art Gegenläuferin? Insistiert sie darauf, dass wir uns auf das schwer Bestimmbare einlassen, das einem wenig an die Hand gibt? Und sind Jensens Bilder in einer digitalen Welt mit ihrer andauernden Gleichzeitigkeit von Mikro und Makro überhaupt abstrakt? Oder gab es hier nie einen Unterschied zum Figürlichen? Denn möglicherweise handelt es sich bei dem scheinbar monochromen Bild um ein kleines Stück Haut auf dem Oberarm eines Riesen. Durch diese Aufhebung der Distanz, den Augen, die ganz nah und ganz fern sein könnten, heben sich die tradierten Unterscheidungen von Malendem, Gemaltem, Malstoff oder Prozess auf. Und genau darin liegt das in die Zukunft weisende dieser Bildobjekte, dass ihnen der Spagat gelingt, verführerische Manipulationen zu sein, die aber nicht unterschlagen, dass der Verführer immer auch der Manipulation des Materials erliegt.

Kunsthalle Bern
Helvetiaplatz 1
CH – 3005 Bern
kunsthalle-bern.ch

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