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Karrabing Film Collective. Wonderland

27. 01. - 30. 07. 23 | Haus der Kunst, München

Mit „Wonderland“ zeigt das Haus der Kunst ab 27.1.23 die erste umfassende Einzelausstellung des Karrabing Film Collectives in Deutschland, einer Indigenen Künstler*innengruppe aus Australien. Die Ausstellung präsentiert alle wichtigen Filme Karrabings und gewährt damit Einblick in die vielschichtige Arbeitsweise des Kollektivs und in neue Formen der kollektiven, indigenen Handlungsfähigkeit. Die basisorientierte Film- und Kunstgruppe wurde 2007 gegründet und versteht ihre gemeinschaftlich produzierten Filme und Installationen als Möglichkeit des Indigenen Widerstands und der Selbstorganisation. Das generationsübergreifende Kollektiv besteht aus etwa dreißig Mitgliedern, von denen die meisten in der Belyuen-Community im Northern Territory Australiens leben. Ihre häufig als „improvisierter Realismus“ beschriebenen Projekte schaffen Räume jenseits der Binarität von Fiktion und Dokumentation, Vergangenheit und Gegenwart.

Karrabing dazu: „Unsere Filme sind weder fiction noch non-fiction. Sie kommen aus dem Land unserer Vorfahren, und dorthin kehren sie zurück. Sie entstehen aus dem Leben, das wir mit unseren durlg (Traumzeiten) führen, und in dieses fügen sie sich ein.“

Mit ihren Werken haben Karrabing eine erfinderische, unerwartete und zutiefst ironische Filmsprache geschaffen, die sich in der Welt des Films und der bildenden Kunst bereits einen Namen gemacht hat. Sie kommunizieren in einem eigenen, nur in ihrer Region gesprochenen Kreolisch, das sie mit diversen Klangelementen und Medienclips ergänzen, deren sprachliche Register die gesamte Bandbreite von rezipierter Mundart bis zu australischen Kolloquialismen umfassen. Dies bildet eine Verbindung zu anderen Projekten am Haus der Kunst, bei denen sich das Thema Sound wie ein roter Faden durch das Programm 2023 zieht, mit einem Fokus auf Stimme, Klang, Musik und Zeit. Es entstehen Resonanzen sowohl mit den monatlichen TUNE-Residencies als auch mit den Ausstellungen von Katalin Ladik und Meredith Monk, die im März bzw. November 2023 eröffnen werden.

Nach außen öffnet sich „Wonderland“ mit verschiedenen Formaten: Ein multimediales „Multiversum“ ermöglicht dem Publikum, tiefer in politische, soziale und kulturelle Hintergründe einzutauchen. Zusammen mit einem ausführlichen Reader werden zahlreiche Perspektiven auf die Karrabing-Praxis geboten und universelle Vorstellungen von hegemonialen Machtverständnissen und Wissensproduktion hinterfragt. Dabei stehen auch Fragen zur Beziehung zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Lebensformen, zur Pflege und Sorge um das Land und das artenreiche Ökosystem der Welt im Fokus. Die Ausstellung verortet sich damit im Dialog zur parallel gezeigten Ausstellung von Joan Jonas und deren jahrzehntelanger Praxis, das Nicht-Menschliche ins Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit zu rücken.

Präsentiert wird die Ausstellung von Karrabing in der LSK-Galerie, dem einstigen Luftschutzkeller des Museums. Sie schreibt damit fort, was die jüngst gezeigten Arbeiten von Tony Cokes begannen. In dem historisch am stärksten belasteten Raum werden Projekte gezeigt, die die Entstehung von Geschichte hinterfragen. Das Haus der Kunst möchte damit den Raum im ehemaligen Luftschutzkeller als einen Ort etablieren, der Geschichtsschreibung hinterfragt und überdenkt, indem aus Ton und bewegten Bildern neue Narrative geformt werden. In der bewussten Inszenierung des Bruchs mit der Historie des Gebäudes setzt sich „Wonderland“ kritisch mit den Konzepten von Darstellung, Zugehörigkeit und kulturellem Gedächtnis auseinander und präsentiert ein kollaboratives, vernetztes, auf dynamischer Interaktion und kreativem Austausch basierendes Modell des Zusammenseins.


Karrabing Film Collective.
Wonderland
27. Januar – 30. Juli 23

Haus der Kunst | LSK-Galerie
Prinzregentenstraße 1, 80538 München
www.Hausderkunst.de

Presse





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