In seiner Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper zählt der britische Künstler Antony Gormley (geb. 1950 in London) zu den bedeutendsten Bildhauern der Gegenwart. Vier seiner wichtigsten Werkreihen werden nun im Kunsthaus Bregenz präsentiert.
In seiner Serie "Expansions" setzt Gormley sich mit der Begrenzung eines Körpers durch die Haut auseinander. Er befragt Objekte nach deren Anfang und Ende und kommt zu einer Neudefinition der Haut. "Body" und "Fruit" beispielsweise sind von der Abgussform eines Körpers in der Startposition eines Schwimmers vor dem Sprung ins Becken hergeleitet. Durch Verwendung eines konstanten Maßstabes vergrößert er die Form mittels runder Holzstäbe, die von Knotenpunkten an den Extremitäten des Körpers aus strahlenförmig wegführen. Anschließend verbindet er die Enden der Hölzer, um wieder zu einer einheitlichen Oberfläche zu gelangen. Durch die Wiederholung der Haut entsteht ein neuer Körper mit ineinander übergehenden Ei-Formen.
Um die Auflösung fester Raum-Grenzen geht es dem Bildhauer in seiner Serie "Clearing" (2009). Annähernd zwölf Kilometer Aluminiumstange sind in Bögen vom Fußboden zur Decke und zwischen den Wänden gespannt, sodass eine dreidimensionale Installation entsteht durch die der Besucher hindurchgehen kann:
"Ich beabsichtigte, die festen Koordinaten eines Raumes zu
zerstören und ein Raum-Zeit-Kontinuum zu erschaffen (eine endlose Linie), das sowohl ein Ding wie auch eine Zeichnung darstellt", erklärt Gormley.
Gormley beschäftigt sich mit dem Thema der Masse und dem definierten Körpervolumen genauso wie mit Energiesystemen, -feldern und -vektoren.
Der menschliche Körper wird dabei zum einen Thema, aber auch zum Werkzeug und Arbeitsmaterial.
Abbildung: Antony Gormley, Clearing IV, 2005, 10 km 16-swg-Aluminiumrohr, 12,7 x 12,7 mm, Maße variabel
Installationsansicht, Sean Kelly Gallery, New York
Foto: Steven P Harris
© Antony Gormley. Courtesy of Galerie Thaddaeus Ropac (Paris/Salzburg) und White Cube (London)
Öffnungszeiten:
Di-So 10–18 Uhr
Do 10–21 Uhr
12.7.–23.8. tägl. 10–20 Uhr
Kunsthaus Bregenz
Karl Tizian Platz
A-6900 Bregenz
kunsthaus-bregenz.at
Verena Straub
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