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Erik van Lieshout



Erik van Lieshout, COMMISSION 2011, Installation, Mischtechnik, Holz, Teppich, PVC, © Jhoeko

Im Zentrum der Ausstellung steht der 2011 entstandene Film Commission des niederländischen Künstlers Erik van Lieshout, der in einem installativen Setting aus skulpturalen Elementen, Zeichnungen und Klebefolien präsentiert werden wird, das zwischen Bühne, Catwalk und Einkaufsladen changiert.

Den Auftrag für den Film über Zuidplein, ein Einkaufszentrum im Süden Rotterdams, erhielt Erik van Lieshout 2010. Van Lieshout hatte vierzehn Jahre in dieser Gegend gelebt und gearbeitet und dort einige Filme gemacht, so etwa Respect, der 2003 im niederländischen Pavillon bei der Biennale in Venedig gezeigt wurde, und Awakening (2005). Nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt war van Lieshout an die Kommission herangetreten, weil er nach einer Möglichkeit suchte, in diesen Arbeiterbezirk zurückzukehren, in dem mehrere große Einwanderergemeinden leben.

Das 1968 errichtete Einkaufszentrum in Zuidplein war eines der ersten in den Niederlanden und stand für eine utopische Vision, für zukünftigen Reichtum und urbane Harmonie. Im Lauf der Jahrzehnte ist der Süden Rotterdams sehr heruntergekommen. Das Einkaufszentrum Zuidplein wurde zu einem Ort der Armen und Arbeitslosen – und damit zu einem Ort, den man am besten mied. Gleichzeitig konzentrierte sich die Politik der Stadtverwaltung auf repräsentative Bauten an den Ufern der Maas, die die Stadt teilt. Durch an Stararchitekten wie Renzo Piano, Norman Forster, Álvaro Siza und den in Rotterdam arbeitenden Rem Koolhaas vergebene Aufträge wird das Viertel am Südufer zu einer Auslage zeitgenössischer Architektur. Zuidplein hingegen liegt zu weit südlich und wird politisch und finanziell vernachlässigt. Das Management der Shoppingmall hat sich bemüht, dem Zentrum wieder ein positives Image zu geben, indem es mithilfe von 63 Kameras für sichere Verhältnisse zu sorgen versucht und Jugendliche zum Weitergehen anhält.

Im Sommer 2010 eröffnete Erik van Lieshout in einem ehemaligen Lokal des Einkaufszentrums vorübergehend einen Laden. Statt allerdings einfach Waren zu verkaufen, nutzte er den Ort als Basis, um (wieder) mit dem Viertel und seinen Bewohnern, die er in für ihn charakteristisch direkte und oft sehr lustige Gespräche über Herkunft, Stadterneuerung, Sicherheit und Konsumverhalten verwickelte, in Verbindung zu treten. Commission ist ein Kommentar van Lieshouts zur gesellschaftlich-politischen Machtlosigkeit der Menschen und der Kunst – und eine Suche nach einem Zuhause. Indem der Film dem Einfluss von Personen wie Rem Koolhaas oder des ermordeten populistischen niederländischen Politikers Pim Fortuyn nachgeht, erweist er sich sowohl als Porträt eines Orts wie auch als halb skeptischer, halb hoffnungsvoller Versuch eines Künstlers, sozial Gutes zu tun.

Commission befasst sich mit dem Scheitern einer Utopie in ihren verschiedenen Phasen und hinterfragt die Möglichkeiten gesellschaftlicher Partizipation in einer urbanen Welt, die aus ausgegrenzten Suburbs, privatisierten Räumen und streng überwachten Shoppingmalls besteht. Zuidplein steht paradigmatisch dafür, wie soziales Leben heute rund um den Imperativ Kaufen organisiert wird und wie die globale Brandingpolitik der großen Konsummarken über Zutritt zu oder Ausschluss von diesen Räumen bestimmt, während gleichzeitig soziales Leben nur simuliert wird.

Bemerkenswert ist, wie dem Künstler eine entlarvende gesellschaftskritische Analyse der Mall gelingt, indem er den infantilen Provokateur spielt. Er täuscht naive Verwirrung vor und schlüpft in die Rolle des unschuldigen Idealisten in einer unverständlichen, oft feindlichen Welt. Aufgenommen im Stil eines wackligen Amateurfilms ist Commission eine schnell geschnittene Collage aus Dokumentarszenen und Stop-Motion-Animationen, in der sich Interviews und Aufnahmen der Mall mit cartoonartigen Zeichnungen, Modellen und performativen Szenen abwechseln.

Der über dem Eingang des Ladens angebrachte Slogan Echter Luxus ist nichts kaufen weist das Geschäft als Vitrine oder Schaufenster aus, als einen Ort, an dem es zwar viel zu sehen, aber nichts zu kaufen gibt. Der Slogan ist Verweis auf und Zitat von Rem Koolhaas’ Prada-Store in New York. Für Commission präsentiert van Lieshout eine Ausstellung in einem Konsumraum und versucht diesen, wie Koolhaas seinen Prada-Store, kulturell zu nutzen und Schauen zum Luxus zu machen. Die Kunstinstallation soll Gemeinschaft generieren und der Mall Wertezuwachs bringen. In Zuidplein jedoch gibt es keinen Platz für Kunst und für Schauräume, in denen nichts gekauft werden kann. Der Künstler wird nur angefeindet, und die Menschen empfinden seinen Slogan zudem als zynisch, da sie ohnehin kein Geld haben, um etwas zu kaufen. Zuidplein bleibt ein Ort des Grellen, Bunten und Billigen – ein Junk-Space eben, wie er von Koolhaas 2001 definiert wurde: „Junk-Space ist das, was nach der Modernisierung übrigbleibt, oder, genauer gesagt, das, was gerinnt, während die Modernisierung stattfindet, ihr Fallout.“ Ganz konsequent findet sich in dem Laden van Lieshouts auch nur Junk ausgestellt.

In Auftrag gegeben wurde die Arbeit von Sculpture International Rotterdam und Hart van Zuid im Rahmen eines Langzeitkunstprojekts in Zuidplein, Rotterdam. Zu den in das Projekt involvierten Künstlern gehören unter anderen auch Ken Lum und Ai Wei Wei.
(Christine Kintisch)

Öffnungszeiten zur aktuellen Ausstellung: Täglich 14 – 20 Uhr

BAWAG Contemporary
Franz Josefs Kai 3
1010 Wien
bawagcontemporary.at

Medienmitteilung





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