Mit der Ausstellung "Helmut Federle. American Songline" zeigt das Kunstmuseum Luzern einen altbekannten Maler neu. Beim Publikum ist Helmut Federle (*1944 in Solothurn) vor allem mit seinen riesigen schwarzen Balkenbildern bekannt, mit welchen er auch 1997 die Schweiz an der Biennale von Venedig vertrat. Die Ausstellung American Songline konzentriert sich hingegen auf seine kleinen und mittleren Bildformate aus den letzten 30 Jahren. In ihnen verbinden sich Geometrie und Spiritualität, politische und gesellschaftliche Themen, Lyrik, Sensibilität, Intellekt und Naturverbundenheit. Die in enger Zusammenarbeit mit Helmut Federle entstandene Ausstellung fokussiert erstmals auf die inhaltliche Lesart der Gemälde. Federles anspruchsvolles Werk wurde vor allem unter formalen Gesichtspunkten rezipiert und in Ausstellungen nach ästhetischen Kriterien gehängt. Im Kunstmuseum Luzern sind den einzelnen Ausstellungsräumen Themen zugeordnet wie Tod, Melancholie, Natur und Religion. Denn obwohl seine Arbeiten ungegenständlich sind, gibt Helmut Federle mit seinen präzisen Bildtiteln Hinweise auf deren Bedeutung. Dem Künstler gelingt es trotz der formalen Reduktion, den Inhalt seiner
Werke auch losgelöst von seinen subjektiven Empfindungen zu vermitteln. Seine ausgeprägte Sensibilität lässt ihn bildliche Metaphern finden, die von der Überhöhung der Gefühle, von Zerstörung und Ohnmacht, Aggression und Verzweiflung berichten.
Im Titel der Ausstellung, American Songline, klingt nicht nur die Weite amerikanischer Landschaften, sondern auch die Figur des einsamen Cowboys mit an, der sich der Künstler verbunden fühlt. Anders als in der europäischen Kultur ist die Figur des Einzelgängers in den USA positiv konnotiert. Als nur auf sich und seine Fähigkeiten vertrauender, freiheitsliebender Geist ist der Cowboy fest im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner verankert. Dieser Umstand zusammen mit seiner Bewunderung für die grossen abstrakten amerikanischen Maler des 20. Jahrhunderts mag Helmut Federle dazu bringen, sich auch dort zuhause zu fühlen. Aber Helmut Federle ist in vielen Kulturen zuhause. Durch seine vielen Reisen hat Helmut Federle an Freiheit
und Unabhängigkeit gewonnen. Er sammelt japanische Keramik, erwirbt Textilien aus dem arabischen Raum und Möbel der Quäker und Anthroposophen. Er beschäftigt sich mit Katholizismus und Buddhismus und verbindet sie in seinem Werk. Diese ernsthafte Vielfalt auszuhalten, wird vor seinen Arbeiten auch vom Publikum verlangt. Als spirituellem Menschen geht es ihm um die Essenz der Dinge, die kulturunabhängig gültig ist und der er auch in seinem Werk
Ausdruck verleihen will. Er ärgert sich über Oberflächlichkeit und Dummheit. Wer Federles Œuvre als provokant bezeichnet, liegt falsch. Zwar widmet er seine Bilder auch umstrittenen Personen, aber vor allem weil ihn die über sie gefällten Pauschalurteile stören. Helmut Federle
ist einer, der stets das Für und Wider sieht und diese Ambivalenzen aushalten kann. Er konfrontiert er uns mit den Dissonanzen unserer Zeit und bleibt dabei stets der Redlichkeit verpflichtet.
Dies macht seine kleineren und mittleren Formate zu einem so interessanten Werkkonvolut.Helmut Federle wuchs in St. Margrethen auf und studierte an der Kunstgewerbeschule in Basel.
Heute lebt er in Wien und Camaiore, Italien. Von 1999 bis 2007 war er Professor für Malerei an
der Kunstakademie in Düsseldorf und wurde 2008 mit dem Prix Aurélie-Nemours ausgezeichnet.
1997 vertrat er die Schweiz an der Biennale in Venedig.
3. November 2012 - 3. Februar 2013
Kunstmuseum Luzern
Europaplatz 1
6002 Luzern
Schweiz
Di - So: 10 - 17 Uhr; Mi: 10 - 20 Uhr
kunstmuseumluzern.ch
PT
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