"Bilder vom Menschen sind immer auch Bilder von der Welt. Sie erzählen von den Umständen und Situationen, in denen sich das Mensch-Sein vollzieht. Sie fixieren Sozialgeschichte und berichten von den utopischen Potenzialen, die das Mensch-Sein bedingen. Sie erzählen zudem vom Blick des Menschen auf sich selbst und von der Lust an den Bildern des menschlichen Körpers.
SOZIALE KREATUREN. WIE KÖRPER KUNST WIRD stellt dreizehn internationale künstlerische Positionen vor, die sich dem Themenkreis aus unterschiedlichen Blickwinkeln widmen:
So fotografiert JEFF BURTON an den Sets der pornografischen Filmindustrie Kaliforniens und stellt in einer weiteren Serie Bilder eines sehr weltlichen Schmerzensmannes zur Verfügung. PIERRE BISMUTH und PIERRE HUYGHE thematisieren den Prozess der Bildwerdung im Rückgriff auf bereits existierende, medial produzierte Mythen von Hollywoodstars wie Marlene Dietrich beziehungsweise hinterfragen die Wahrnehmung von Bildern in Zusammenhang mit ihrer Präsentation im öffentlichen Raum. STEPHEN SHORE re-kontextualisiert die selbst produzierten Bildikonen in Büchern, in denen er Hintergründe und Produktionszusammenhänge in einem Kosmos des beiläufig Gesehenen und Sichtbaren aufblättert. Boris Mikhailov bietet eine
archaisch-utopische Verschmelzung von Mensch und Landschaft sowie eine irritierend banale Beschreibung großstädtischer Normalität in den Randzonen des aufgezehrten Wohlstandes. CARLOS NADER dokumentiert erotische Obsessionen, die an politische und religiöse Erlösungsfantasien gebunden sind. Die in Frankreich lebende Iranerin GHAZEL schildert pointiert die
Absurdität der alltäglichen Existenz zwischen den Kulturen und thematisiert dabei ebenso beiläufig wie eindringlich die Produktion kultureller Stereotypen. BEN JUDD setzt sich - im zitierenden Rückgriff auf Bilder der Künstlerin Cindy Sherman - ebenfalls filmisch mit der Herstellung von Identität auseinander und führt den weiblichen Körper als Projektionsfläche
von Begehren und Erinnerung vor. MAX BAUMANN untersucht den Wert des menschlichen Lebens vor dem Hintergrund immer komplexer werdender medizinischer Technologien, während SANTIAGO SIERRA in seinen drastischen Inszenierungen den Wert des Menschen und seiner Arbeitskraft als Ware exemplarisch demonstriert. GILLIAN WEARING erprobt die Bedeutung des Satzes
I love you in den Grenzbereichen abgesichert erscheinender bürgerlicher Existenz. Francis Alÿs wiederum vermisst mit der Kamera den Abstand zwischen Mensch und Tier. Erwin Wurm schließlich erklärt den Menschen in seinen One Minute Sculptures zu einer sozialen Skulptur und bietet auch dem Publikum die Möglichkeit dieser Erfahrung. . . ."(Quelle / Sprengel Museum Presse)
Ausstellungsdauer: 29. Februar bis 13. Juni 2004
Öffnungszeiten: Di 10-20 Uhr, Mi bis So 10-18 Uhr, Mo geschlossen
Sprengel Museum Hannover | Kurt-Schwitters-Platz | 30169 Hannover | Tel. 0511/168 4 38 75
sprengel-museum.de
ch
Kataloge/Medien zum Thema:
Boris Mikhailov
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Verein Berliner Künstler
Akademie der Künste
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
ifa-Galerie Berlin