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Rosa Aiello. A Good Reputation

15.11.2025 - 01.02.2026 | Westfälischer Kunstverein, Münster

Eingabedatum: 13.11.2025

Werkabbildung
Rosa Aiello & Pitt Wenninger, Base and Superstructure, 2025, Courtesy the artists
Was gut ist, wird immer zerstört. Zwischen Innen und Außen befindet sich keine Wand, stattdessen eine Membran: durchlässig, vibrierend, verletzlich. Manchmal gelangt das Licht hindurch, manchmal ein Blick, ein Urteil, eine Einladung. Es gibt Schwellen, an denen wir zögern. Wer ist drinnen? Wer bestimmt, wer eintreten darf? Räumliche Konfigurationen ermöglichen Begegnungen: Türen, die sich nur in eine Richtung öffnen lassen; Korridore, die in Sackgassen enden; gemeinsam genutzte Treppenhäuser; Hauptbahnhöfe. In diesen Räumen – und in den alltäglichen, wiederkehrenden, gewohnheitsmäßigen Begegnungen, die dort stattfinden – nehmen Beziehungen Gestalt an.

Auch die Kamera bewegt sich durch den Raum und erzeugt ihn zugleich, wendet sich zu, teilt ein, schließt aus und fokussiert. Wieder entstehen aus räumlichen Bedingungen – des Sehens und Gesehenwerdens oder des Unsichtbarbleibens – Beziehungen. Die Kamera ist dabei nicht immer machtausübend. Stattdessen kann sie auch befähigen, bewerten, bewahren oder auch schützen, was sie sieht; vor allem aber enthüllt sie, bringt ihr Motiv ans Licht. Durch die Linse sucht der Blick nach etwas. Er sucht und formt luoghi sensibili – sensible Orte. Er erfährt Scham. Das Anschauen schafft Verletzlichkeit, die Dokumentation offenbart das Vergängliche, und Bewegung verleiht einem schwachen Bild einen Rahmen. In blendendem Licht, im sorgsam gesetzten Schatten, im Überlaufen offenbart sich etwas. Was einst am Rand stand, tritt ins Zentrum. „Wo genau sollen wir uns treffen?“ Es ist lediglich eine Frage der Perspektive, der Position, des Aufeinandertreffens der Blicke, der Infrastruktur.

A Good Reputation ist Rosa Aiellos erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland und präsentiert ihre bis dato umfassendste Neuproduktion. Neben massiven architektonischen Interventionen, entstehen neue kollaborative und dokumentarische Film- und Fotografiearbeiten in Zusammenarbeit mit Pitt Wenninger, Yutong Su und anderen. Zudem zeigt Laura Langer Malereien und Dylan Aiello entwickelt eine neue Performance in Reaktion auf die Ausstellung.

Anlässlich der Ausstellung veröffentlicht Rosa Aiello im Januar 2026 eine Publikation bei DISTANZ, Berlin im Rahmen der Reihe Kontext, die neben einem Essay von Yaniya Lee auch Beiträge von Helin Çelik, Beatrice Gibson und Ivana Mladenović. Die Buchveröffentlichung findet am 22. Januar 2026 statt.

15.11.2025 - 01.02.2026

Westfälischer Kunstverein

Rothenburg 30, 48143 Münster

https://www.westfaelischer-kunstverein.de

Presse

Kontext

Einordnung:
Die Arbeiten von Rosa Aiello und ihren Kollaborateuren sind im Spannungsfeld von Institutionskritik, relationaler Ästhetik und sozialdokumentarischer Praxis zu verorten. Die massiven architektonischen Interventionen greifen eine Tradition der standortspezifischen Kunst auf, um die Machtstrukturen und sozialen Choreografien des Ausstellungsraumes selbst zu hinterfragen. Der kollaborative und medienübergreifende Ansatz – von Film über Malerei bis Performance – ist charakteristisch für zeitgenössische Praktiken, die den Fokus auf soziale Prozesse statt auf abgeschlossene Objekte legen. Thematisch werden die Ambivalenz des Blicks und die durch ihn erzeugte Verletzlichkeit verhandelt, was an poststrukturalistische und feministische Theorien zur Repräsentation anknüpft. Die Suche nach „sensiblen Orten“ und das Sichtbarmachen des Marginalen positionieren die Werke innerhalb aktueller Diskurse über Inklusion, Sichtbarkeit und die soziale Funktion von Kunst.
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