Der Bildhauer Jan Bünnig führt dem Betrachter pointiert und poetisch den Schaffensprozess seiner Kunst vor Augen. In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung „Wir bleiben bis 1000 Uhr“ im Heidelberger Kunstverein werden insgesamt fünf Tonnen Ton vor Ort zu minimalistischen Skulpturen verarbeitet. Der Ausstellungsraum ist Teil des Prozesses – die Grenze zwischen dem Atelier als Ort des Schaffens und dem Repräsentationsraum löst sich auf. Für seine oftmals großformatigen Arbeiten verwendet Bünnig traditionelle Materialien wie Ton, Lehm und Holz, industriell konnotierte Materialien wie Beton, Teer und Nylonfäden sowie ganz alltägliche Gegenstände. Dabei inszeniert er die Materialien in seinen Skulpturen so, dass ihre physikalischen Eigenschaften aufgehoben zu sein scheinen.
Die aktuelle Ausstellung lenkt das Augenmerk auf das Sehnsuchtsmotiv in Jan Bünnigs Skulpturen. Ausgangspunkt seiner Neuproduktionen für den Heidelberger Kunstverein ist das grundsätzliche Verlangen, die Schönheit eines Moments und seine allgegenwärtige Einzigartigkeit zu erkennen und auszukosten. Eine Haltung, die auch in der ebenfalls präsentierten fortlaufenden Serie „Luftpost“ zu Tage tritt: einer Sammlung von Fundstücken aus aller Welt, die der Künstler bei Flugreisen als Gepäck aufgegeben hat. Von der Reise gezeichnet, werden die Objekte zu quasi-profanen Reliquien. Wie die „performativen“ Skulpturen aus Ton und Holz legen sie Zeugnis ab von etwas Vergangenem, einer dem Material innewohnenden Geschichte.
„Wir bleiben bis 1000 Uhr“ ist die dritte Ausstellung in der Reihe „Einzelausstellung: Nicht alleine“, in der die Kuratorin Susanne Weiß Bezüge und Einflüsse der künstlerischen Haltung in die Ausstellung integriert. 2012 wurden in der Reihe Ulf Aminde und Heide Hinrichs präsentiert.
Parallel wird im Studio im Rahmen der Ausstellungsreihe „Im Gespräch – Acht Untersuchungen zum subjektiven Wissen“ die Ausstellung „Do You Know What Time Is?“ der US-amerikanischen Künstlerin Kerry Tribe eröffnet. Die Doppelkanalvideoinstallation von 2002 wird erstmals in einer institutionellen Einzelausstellung in Deutschland präsentiert. Die Ausstellungsreihe ist in Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlerin Anna Till entstanden
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