Klaus Elles Interesse an der immer neuen Definition des eigenen Befindens ist an den umfangreichen Folgen seiner Selbstporträts deutlich ablesbar. Er reiht sich damit ein in die Riege jener Künstler, die mit der Suche nach dem eigenen Selbst zugleich dessen Rolle in der Welt klärten. Von der Malerei Rembrandts bis zu Max Beckmann und zu den Videos Bruce Naumanns ist das ein vor allem im 20. Jahrhundert oft gewähltes Thema. Elle reizen die Schnittstellen zum Visionären, zu einer Organik und Fülle, die der einspurigen Weltbetrachtung entflieht und in Grenzüberschrei¬tungen dem umfassenden Sinn menschlicher Existenz nachspürt. Aus diesem Grund bleiben all seine Arbeiten so offen, wohl wissend, dass jede Erkenntnis des Fremden die eigene Bewegtheit voraussetzt.
Elle wird 1954 in Leipzig geboren und arbeitet nach einer Lehre als Offsetretuscheur an der Technischen Universität Leipzig. Hier fotografiert er im Broterwerb – der Anschub zur Kunst wächst parallel und mündet 1976 in ein Studium der Fotografie bei Joachim Jansong an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Sein Verständnis der Fotografie als einer von mehreren Möglichkeiten des Bildnerischen, lenkt ihn nahtlos in ein Meisterstudium der experimentellen Malerei bei Heinz Wagner (*1925) und Hartwig Ebersbach (*1943) an der Leipziger Hochschule. Schon während dieser Jahre ist Elle freischaffend in Leipzig tätig, hat Ausstellungen in Dresden, Bremen, Zürich und gehört auch zu jenen, die in der legendären Leipziger Hinterhofgalerie „Eigen+Art“ ausstellen. 1988 erfolgt der Umzug nach Hamburg und Elle verlässt das ostdeutsche Bermuda-Dreieck zwischen Leipzig, Dresden und Berlin.
Für Klaus Elle ist die auf Papier ausbelichtete Fotografie kein Endstadium, sondern tragendes Grundmuster einer Arbeit, die in Schichtungen von Fotografie, Malerei und Materialcollagen reift und wächst. Malen heißt für Elle: Übermalen. Ein eigenständiges Werk der Malerei, etwa auf Leinwand, gibt es nicht. Die grundlegende Struktur ist meist expressiv, jedoch nie pathetisch – und oftmals greift Elle mit einer feinteiligen Zeichnung akzentuierend ein. Die metaphorischen Spektakel der Leipziger Schule mögen zwar Elles Interesse am Inhalt nachhaltig geweckt haben, im Innersten ist Elles Werk jedoch vor allem eine Spiegelung des Eigenen im Fremden, eine Versuchsanordnung zur Ausleuchtung der eigenen Existenz.
Neben den sauber in Schwarz-weiß ausbelichteten Barytpapieren, gleicht die Vielfalt der Überarbeitungen einer Parade der eigenen künstlerischen Möglichkeiten. Farbenfroher Pointillismus steigert sich mit impressio¬nistischer Lust bis zum goldenen Überwurf und höht oder überhöht das, was wir zu sehen glauben. Andere Porträts, vor allem jene, die aus den Abgründen dunkler Tusche schimmern, stehen diesem Frohsinn gegenüber. Hinter allen Aufzügen steht der Künstler selbst, teilweise oder auch komplett übermalt, entlarvend maskiert und in der Vorstellung einer immanenten Bewusstseinslandschaft befangen, die seismografisch nach innen, auf Suche und Orientierung in einer Welt zerfliegender Perspektiven, verweist.
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