Engagement und Partizipation bilden die Basis von Hannah Weinbergers künstlerischen Aktivitäten. Sie setzt das Potenzial der Musik und des Raumes ein, um ihre kollektiven Performances harmonisch abzustimmen und jedem Betrachter eine performative Rolle innerhalb des Werks zuzuschreiben. Als eine der spannendsten Vertreterinnen einer Generation junger Schweizer Künstler durchkreuzt Weinberger in ihren Installationen die Erwartungen des Publikums und eröffnet neue Wege der kollektiven Kunstproduktion.
Vor allem mit Audioelementen wird Weinbergers Ausstellung in der KUB Arena das Erdgeschoss des Kunsthaus Bregenz in eine Art akustischen Workshop verwandeln — in einen flexiblen Raum, in dem die Besucher zur aktiven Teilnahme eingeladen sind und sie die Richtung und Form des Projekts selbst bestimmen können. Diese Offenheit ist es, die Weinberger interessiert: »Mir gefällt der Moment, wenn man nicht weiß, wohin etwas führen wird oder was das Ergebnis sein wird.« Statt eine statische Ausstellung mit einer daran anknüpfenden Reihe von Veranstaltungen zu konzipieren, fungiert Hannah Weinbergers Ausstellung in der KUB Arena selbst als eine fortdauernde Veranstaltung. Die Künstlerin lädt Künstler, Musiker und andere Kulturschaffende ein, sich eine Zeit lang in Bregenz aufzuhalten und sich mit ihrer Installation sowie der örtlichen Bevölkerung auseinanderzusetzen — um die Teilnehmer so letztlich in ihren eigenen künstlerischen Denk- und Arbeitsprozess mit einzubeziehen.
Ein Teil von Weinbergers Ausstellung in der KUB Arena findet außerhalb des Kunsthaus statt — in Form von Skulpturen, die auf dem Kornmarktplatz aufgestellt werden. Große, schwere, aus der Schweiz stammende Findlinge wurden sorgfältig von Hand bearbeitet und in große Resonanzlautsprecher verwandelt. Aus ihrer ursprünglichen natürlichen Umgebung entfernt, fungieren diese »singenden Steine« als Verstärker für die unterschiedlichsten Sound-Loops und verzichten zugleich auf eine konventionelle Form eines Audiogeräts. Skulptur wird zu Sound und Sound wird zu Skulptur.
Hannah Weinbergers Werk wurde international gezeigt und von der Kritik hochgelobt. Ihre Ausstellung in der KUB Arena, die erste groß angelegte Präsentation ihrer unverwechselbaren künstlerischen Praxis in Österreich, ist ein Projekt, das speziell für das Kunsthaus Bregenz konzipiert wurde.
Text: Scott Cameron Weaver
Biografie
Hannah Weinberger
Der Ausgangspunkt von Hannah Weinbergers Praxis sind die zufälligen Hintergrundgeräusche, die bei gesellschaftlichen Anlässen erzeugt werden. Das atmosphärische Summen und Klirren, das Menschen verursachen, während sie an Tischen sitzen und mit Glas und Metall hantieren. Die Erschütterungen von Leuten, die sich in kleinen Gruppierungen bewegen, mit ihren Füßen auf den Boden stampfen und zu synthetischen Rhythmen in die Hände klatschen. Weinbergers Kompositionen transformieren die Kakofonie unserer Gesellschaft zu minimalistischen Soundtracks, ohne dabei auf dramatische Crescendos, verweisende Tempi oder algorithmische Kraftakte zurückzugreifen. Ungeachtet ihrer technisch hochentwickelten Produktionsmittel und der Dimensionen ihrer Installationen konstruiert sie nichts anderes als uns vertraute ephemere Stimmungen. Wie ihre ortsspezifischen Werke transformieren auch Weinbergers neueste Werke – Findlinge, die in Resonanzlautsprecher verwandelt wurden – die akustische Landschaft eines Innenraums in ein verstärktes Objekt mit der Fähigkeit, das Umfeld mit Leben zu erfüllen. Doch im Unterschied zu ihren großformatigen Installationen bietet Weinberger ihrem Publikum in diesen neuen Werken eine intime Begegnung mit einer autonomen Kapsel, aus der skulptural geformter Sound dringt.
Hannah Weinberger (geb. 1988, Filderstadt; mit Schweizer/US-amerikanischer Staatsbürgerschaft) lebt und arbeitet in Basel, Schweiz. Sie machte vor kurzem ihren Abschluss Master Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihr Werk wurde in internationalen Ausstellungen präsentiert, unter anderem der 2013 Lyon Biennale, Stedelijk Amsterdam, ICA Philadelphia, Kunsthalle Charlottenborg, Kunstverein München sowie Kunsthaus Glarus und wurde in internationalen Kunstmagazinen rezensiert, unter anderem in Afterall, Artforum, Flash Art, Frieze, Frieze d/e und Mousse. Von 2011 bis 2013 war sie für den Projektraum Elaine im Museum für Gegenwartskunst Basel mitverantwortlich und ist derzeit Kommissionsmitglied der Kunsthalle Basel. Zukünftige Einzelausstellungen sind unter anderem im Kunsthaus Bregenz (2014), MIT List Center for Visual Arts, Cambridge, MA (2014) sowie Freedman Fitzpatrick, Los Angeles (2015) geplant.
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