Der Badische Kunstverein zeigt die Künstlerin Kerstin Cmelka in einer umfangreichen Einzelpräsentation. Cmelka arbeitet vorwiegend in den Medien Video, Fotografie und Performance. Ausgangspunkte ihrer Arbeiten sind oftmals populäre Vorbilder aus Theater, Kunst und Film, die Cmelka adaptiert und reinszeniert. Im Zentrum der Ausstellung stehen ihre seit 2008 produzierten Mikrodramen: kurze dramatische Fragmente, Interviews und Lieder, in denen die Künstlerin bekannte Theaterdialoge, klischeehafte Spielfilmszenen, Talkshows oder privat geführte Gespräche mit Personen aus ihrem unmittelbaren Umfeld nachstellt und subtilen Verfremdungseffekten unterzieht.
Cmelka ist dabei selbst Regisseurin und Schauspielerin in einer Person und wechselt gekonnt zwischen den Charakteren. Verschiedene Machtkonstellationen in Kunst und Leben werden entlarvt – allerdings ohne dass dabei die damit geäußerte Gesellschaftskritik in Stereotypen verharrt; vielmehr werden diese auf teils humorvolle Weise wieder aktiv und produktiv gemacht.
Ausgehend von diesen bestehenden Arbeiten weitet Cmelka ihr Interesse an den Techniken des professionellen Schauspiels – oder was gemeinhin als solches bewertet wird – in der Ausstellung aus. Eine neue Fotoserie thematisiert die sogenannte „Song and Dance“-Übung, ein Element des „Method Acting“, in der ein Coach die Schauspieler zu gleichzeitigem Intonieren selbst gewählter Lieder und spontanen Bewegungsabläufen animiert. Auf einer speziell konstruierten Bühne wird zudem eine Performance uraufgeführt, in der verschiedene Darsteller wie in einem Varieté zwischen Schauspiel, gecoachten Übungen und Konzert wechseln. Ein neu konzipiertes Tonstück lässt eine Übung des „Song und Dance“ im Format des Kanons erklingen. Die Ausstellung nimmt aber auch das Moment der Kollaboration oder Komplizenschaft in Cmelkas Praxis ernst. Die Künstler Manuel Gorkiewicz, Mario Mentrup, Hanno Millesi und Mandla Reuter wurden eingeladen, einzelne Arbeiten in genau jene Installationen von Cmelka zu integrieren, bei denen sie als Schauspieler, Berater, Mentoren oder Freunde wesentlich beteiligt waren. Cmelkas Installationen und Partner-Arbeiten treten so in einen wechselseitigen Prozess der Adaption.
Kerstin Cmelka (*1974 in Mödling, Österreich) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre jüngsten Einzelausstellungen umfassten „Mikrodrama #11“, Kunstverein
Langenhagen, „Surviving a shark attack on land“, Museum of Contemporary Art, Roskilde, „Kunst und Lebensform“, Halle für Kunst und Medien, Graz und
„Art and Life“, Lunds Konsthall, Lund. Ihre Arbeiten waren zudem in folgenden Ausstellungsräumen zu sehen: Taylor Macklin, Zürich, Kunstwerke Berlin,
Museum of Contemporary Art, Roskilde, Contemporary Art Gallery, Vancouver, Castello di Rivoli, Turin, Kunstverein Lingen, Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen, Düsseldorf, 2. Moskauer Biennale der Zeitgenössischen Kunst, Moskau und der Busan Biennale, Busan (Südkorea).
Als weitere Ausstellung:
Lichthof, Marie Lund - Flush vom 30.01.–06.04.2015
Unter dem Titel „Flush“ zeigt die dänische Künstlerin Marie Lund ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland. Im Zentrum steht eine neue
Serie von Skulpturen, „Torso“ (2014), die von weiteren aktuellen Arbeiten begleitet wird. Lunds künstlerische Praxis ist eine genuin bildhauerische, auch
wenn ihre Arbeiten die klassischen Vorstellungen von skulpturaler Form und Materialbeschaffenheit unterwandern. Lund interessiert vielmehr die Trans-
formation des Materials, wie sie durch das künstlerische Eingreifen neu entsteht oder sich durch Jahre des Gebrauchs in den Objekten selbst abzeichnet.
Es ist ein steter Prozess von Form nehmen und Form geben, der ihre Herangehensweise charakterisiert.
Die Aufmerksamkeit der Künstlerin gilt dabei der Oberfläche eines Objekts, die als filigrane Membran zwischen dem Innen und Außen kommuniziert. Die Leinwände in „Stills“ (2014) beispielsweise sind alte Gardinen, deren Farbigkeit im direkten Sonnenlicht über Jahre unregelmäßig ausgeblichen ist. In der zentralen Arbeit „Torso“ führt Lund ihr Interesse an dem Verhältnis von Volumen und Oberfläche konsequent weiter, indem sie die weichen Abdrücke von Stoffen mit der harten Materialität des Betongusses kombiniert. Verschiedene Hemden und Pullover werden direkt in die Gussform gelegt und nach dem Gießen und Trocknen wieder abgezogen, wobei Reste des Gewebes im Beton haften bleiben. Die Volumina der Gussformen erinnern an die Gestalt von Möbelstücken, Kissen oder Matratzen. Die Abgüsse in „Torso“ sind eigenständige Skulpturen und dienen zugleich als Sockel für kleinere Werke der Ausstellung. Dieses Spiel mit vermeintlichen Diskrepanzen zwischen Material und Form, Körper und Fläche, Gegenständlichkeit und Abstraktion, Träger und Werk ist paradigmatisch für Lunds vielschichtigen Umgang mit dem Format der Skulptur.
Marie Lund (*1976 in Kopenhagen) lebt und arbeitet in London.Ihre jüngsten Einzelausstellungen umfassten „Dip“ Laura Bartlett Gallery, London, „Statements“, Art Basel, „Drums“, Museo Marino Marini, Florenz, „Back Pack“,Proyectos Monclova, Mexico City und „Clickety Click“, Croy Nielsen, Berlin. Ihre Arbeiten wurden außerdem in folgenden Institutionen gezeigt: Kunstmuseum Krefeld, Museum of Contemporary Art Detroit, Sorø Kunstmuseum, Kölnischer Kunstverein, Kunsthalle Mulhouse, De Vleeshal, Middelburg, Contemporary Art Museum, St. Louis, Nomas Foundation, Rom, David Roberts Foundation, London, Kunstverein Braunschweig, The Swiss Institute, New York und CCA Wattis Institute for Contemporary Art, San Francisco.
ÖFFNUNGSZEITEN
Di bis Fr 11–19 Uhr
Sa, So u. Feiertage 11–17 Uhr
Badischer Kunstverein
Waldstraße 3
D-76133 Karlsruhe
badischer-kunstverein.de
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Galerie im Saalbau
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