Logo art-in.de


David Lynch ist gestorben

9.11.2024 - 16.2.2025 | Horst-Janssen-Museum Oldenburg

"Wie seine Familie am 16. Januar bekannt gab, ist der Künstler und Regisseur David Lynch im Alter von 78 Jahren gestorben. „Die Nachricht vom Tod von David Lynch macht uns sehr traurig“, sagt Dr. Jutta Moster-Hoos, Leiterin des Horst-Janssen-Museums, in dem zurzeit eine Ausstellung mit Lithografien von Lynch zu sehen ist. „Die Kuratorin unserer aktuellen Ausstellung, Alice Gericke, hatte über seinen Assistenten regelmäßig Kontakt zu ihm, und noch vor wenigen Wochen hat uns David Lynch den Titel unserer Ausstellung ‚My House is on Fire‘ gezeichnet und per FedEx geschickt. Am Abend der Eröffnung haben wir Fotos aus der Ausstellung an ihn versendet und kommuniziert. Es ist unfassbar für uns, dass dieser Austausch nun während der Laufzeit der Ausstellung abbricht“, so Moster-Hoos weiter.

Lithografien von David Lynch werden in deutschen Museen kaum gezeigt und praktisch nicht gesammelt. „Wir verdanken es einem Konzept von Alice Gericke, dass wir das rätselhafte, düstere und oft auch humorvolle druckgrafische Werk von David Lynch im Horst-Janssen-Museum präsentieren können“, berichtet die Museumsleiterin. Lynch, der mit einem Studium der Freien Kunst in Philadelphia begonnen hat, hat vor einigen Jahren in der ehemaligen Druckerei Mourlot in Paris die „Magie der Steine“, wie er es nannte, entdeckt und dort mehr als hundert beeindruckende Steindrucke geschaffen. Mit seinem unmittelbaren Arbeiten auf dem Stein, mit Pinsel und Rakel, aber auch mit den bloßen Fingern, bringt er eigenwillige, manchmal verstörende, Köpfe, Figuren und Motive hervor. Es lassen sich aufschlussreiche Analogien zu seinen Filmen, vor allem aber auch zu seinen Kurzfilmen herstellen. Immer wieder sind es zwischenmenschliche Begegnungen, die in ihrer Ambivalenz irritieren, abgetrennte Körperteile, brennende Häuser, krabbelnde Insekten und auch Bühnenszenen, die auch seine Arbeiten auf Papier prägen.

„Wir sind unendlich dankbar, dass wir sein künstlerisches Werk auf Papier in Oldenburg zeigen dürfen“, sagt Jutta Moster-Hoos. „My House is on Fire. David Lynch I Horst Janssen“ ist noch bis zum 16. Februar 2025 im Horst-Janssen-Museum in Oldenburg zu sehen. Der Eintritt ist frei."

Responsive image

David Lynch, Billy whispers to Sally, 2010, Lithografie, 65 x 91cm, © David Lynch - Item Éditions, Paris

„My House is on Fire“ heißt die neue Ausstellung des Horst-Janssen-Museums Oldenburg, die ab dem 9. November 2024 eine Gegenüberstellung von Werken David Lynchs und Horst Janssens zeigt. David Lynch kennen die meisten als international renommierten Regisseur und Avantgardisten der Filmkunst, als Schöpfer von Filmen wie „Mullholland Drive“ (2001), „Blue Velvet“ (1986) oder „Eraserhead“ (1977). Weniger bekannt ist, dass Lynch auch bildender Künstler ist und seine Filme aus der Perspektive seiner Malerei entwickelt. Sein Werk umfasst Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik und sogar musikalische Projekte.

Obwohl der Amerikaner Lynch (*1946) die Werke des Norddeutschen Janssen (1929-1995) nicht kannte und von Janssen nicht überliefert ist, ob er Lynchs Filme je wahrgenommen hat, zeigen sich in ihrem Werk vielfältige und verblüffende Ähnlichkeiten. Beide bedienen sich einer Bildsprache des „Uncanny“ (Engl. des Unheimlichen) und richten ihren Blick auf vermeintlich Vertrautes, das im Zwielicht fremd und mehrdeutig wird. Die Ausstellung „My House is on Fire“ zeigt die beiden Künstler nun erstmals zusammen, kuratiert von Alice Gericke, der Stipendiatin des Horst-Janssen-Museums. 36 Lithografien sowie Filmstills und Kurzfilme David Lynchs werden ausgewählten Radierungen, Zeichnungen und Fotografien Horst Janssens aus den 1960er bis 80er Jahren gegenübergestellt.

David Lynchs Lithografien entstehen seit 2007 in der berühmten Pariser Druckerei-Werkstatt IDEM (ehemals Mourlot), wo bereits Picasso, Matisse und Chagall drucken ließen. Der von ihm für die Ausstellung gezeichnete Titel „My House is on Fire“ gibt als Vexierbild mit dem auf den zweiten Blick sichtbaren „MAISON“ einen Hinweis auf die französische Drucktradition, in die er sich bei IDEM begeben hat. „Gleichzeitig benennt es ein bei ihm häufig vorkommendes Motiv: das Haus, das Frieden und Sicherheit verspricht, in das aber ungebetene Gäste eindringen und in dessen dunklen Ecken Gefahren lauern“, sagt Kuratorin Alice Gericke. Ein weiteres komplexes Bildmotiv bei Lynch ist das Feuer, von dem gleichermaßen Faszination und Gefahr ausgehen.

Janssen bezeichnete sein Zuhause einmal als seinen „Himmelsorkus“ – ein paradoxes Bild, das Geborgenheit und Höllenqual miteinander verbindet. „Auch er fantasierte über das heimische Kaminfeuer, das wärmt, aber auch Städte verschlingen kann. Mit seinen Zeichnungen von Streichholzbriefchen inszenierte er sich anspielungsreich als zündelnder Manipulator“, erläutert Gericke. „Das Haus in Flammen schließlich ist ein Bild der Katastrophe und so gibt Lynchs großformatige Lithografie ‚My House is on Fire‘ unserer Ausstellung ihren Titel.“

Beide Künstler zeigen mit ihren Werken, dass die Oberflächen der scheinbar heilen Welt einem genaueren Blick nicht standhalten, so dass Verdrängtes, Düsteres und Mehrdeutiges zum Vorschein kommen. Technisch gehen Janssen und Lynch dabei jedoch unterschiedlich vor: Janssen arbeitet gewohnt linear und präzise, meist auf einer Kupferplatte, während Lynch auf der glatt geschliffenen Oberfläche eines Lithografiesteins in großen Gesten mit tiefschwarzer Farbe und Lösungsmittel agiert. Dabei schafft er prekäre, unwirkliche Lichtsituationen, die immaterielle Schemen, fein definierte Oberflächen, unklare Körper und Gebilde offenbaren.
...
HORST-JANSSEN-MUSEUM OLDENBURG
Am Stadtmuseum 4-8
26121 Oldenburg
www.horst-janssen-museum.de

Presse





Kataloge/Medien zum Thema: David Lynch



David Lynch:


- abc 2013

- Art Basel Miami Beach 2013

- artbasel2021

- Frieze LA 2019

- MoMA Collection

- Preistraeger Goslarer Kaiserring