Die Deutsche AICA (Internationale Vereinigung der Kunstkritiker) hat die von Prof. Dr. Susanne
Gaensheimer und Klaus Görner kuratierte Ausstellung Kader Attia. Sacrifice and Harmony als
„Ausstellung des Jahres 2016“ ausgezeichnet.
Vom 16. April bis 14. August 2016 widmete das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main
Kader Attia (* 1970) eine umfassende Einzelausstellung. Der in Algerien und Paris aufgewachsene
Künstler zählt zu den international viel beachteten Kunstschaffenden seiner Generation.
In der Begründung der Jury heißt es:
„Die Ausstellung Sacrifice and Harmony war die zweite deutsche institutionelle Einzelausstellung
des 1970 geborenen algerisch-französischen Künstlers Kader Attia. Seine Arbeiten, Zitate und
Installationen zu den Themen Verletzung, Ritual und Reparatur verkörperlichen auf hervorragende,
intelligente und zugleich sinnliche Weise ethische und politische Differenzen und Konflikte. Dazu
zog die Ausstellungsinszenierung als vorgegebener Parcours die Besucher nahezu unausweichlich
in eine fast körperliche Konfrontation mit den komplexen Themen.“
In dem Ausstellungstext hieß es:
"Spätestens seit seiner aufsehenerregenden Präsentation auf der letzten documenta zählt Kader Attia (*1970) zu den international führenden Künstlern seiner Generation. Das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main widmet Attia jetzt eine umfassende Einzelausstellung. Als Kind algerischer Einwanderer in den Banlieues von Paris aufgewachsen, bilden seine Erfahrungen in zwei unterschiedlichen kulturellen Milieus die Grundlage für seine künstlerische Praxis. In der Ausstellung im MMK erforscht er die weitreichenden Auswirkungen der westlichen kulturellen Hegemonie auf nicht-westliche Kulturen vor dem Hintergrund unserer globalisierten Gegenwart.
Attia befasst sich in seinen ästhetisch beeindruckenden wie ethisch anspruchsvollen Werken mit dem Konzept der „Reparatur, das er seit vielen Jahren erforscht und in seiner großartigen viel beachteten Installation „The Repair from Occident to Extra-Occidental Cultures“ auf der documenta 13 (2012) erstmals in vollem Umfang ausgebreitet hat. Von einem antiken kongolesischen Lendenschurz ausgehend, der mit einem europäischen Stoff geflickt wurde, unterscheidet der Künstler zwei verschiedene Ansätze der Reparatur: Die geflickten Artefakte der ethnologischen Sammlungen zeigen ganz offensichtlich die Nähte und Klammern und damit die Geschichte des Gegenstandes. Die westliche Vorstellung hingegen verfolgt das Ideal der spurlosen Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes. Diese beiden Konzepte überträgt Attia auf unterschiedlichste Wissensgebiete und Techniken und verweigert ihnen ihre eindeutige kulturelle Zuordnung, indem er auf gleiche Phänomene in unterschiedlichen Kulturbereichen verweist. Dabei geht es ihm nicht um eine Versöhnung der kulturellen Differenzen, sondern vielmehr um eine geschärfte Wahrnehmung der Pluralitäten.
Für die Ausstellung “Sacrifice and Harmony“ im MMK 1 entwickelt Kader Attia eine neue Gruppe von Werken, die sein Konzept der Wiederaneignung und der Reparatur fortführt. Dabei richtet er den Blick auch auf religiös und politisch motivierte Opferrituale. Ursprünglich zur Harmonisierung von Ordnungen gedacht, sieht sie Kader Attia in zeitgenössischen Gesellschaften als ein Hauptinstrument der Angstpolitik, die das friedliche Zusammenleben und die gesellschaftliche Harmonie zerstören."
MMK 1
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main
http://mmk-frankfurt.de/de/home/
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