Mit seiner großen Einzelausstellung im Kunstpalais Erlangen kehrt Juergen Teller zurück in seine Heimat und somit zu den Wurzeln seiner internationalen Karriere. Nachdem er – aus einer Instrumentenbauerfamilie stammend – seine Bogenmacherlehre aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste, studierte er Fotografie in München und zog Mitte der 1980er Jahre als freier Fotograf nach London. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm, als er 1991 die Band Nirvana auf der Nevermind Release-Tour begleitete, auf welcher die mitunter intimsten Fotografien des schüchternen Frontmannes Kurt Cobain entstanden.
Auch Tellers Modefotografie der frühen 1990er Jahre war schon damals eine ganz einzigartige. Seine ungeschönten, intimen Porträts unnahbarer Supermodels wie Kate Moss und Kristen McMenamy schockierten die Öffentlichkeit. Gleichzeitig zeigen sie Tellers Talent, glorifizierte Charaktere zu entmystifizieren, indem er ihr Wesen in Fotografien intimer Momente einfängt. Diese künstlerische Strategie prägt Tellers Arbeit bis heute und machte seine Shootings mit Charlotte Rampling legendär. Durch den Kontrast alltäglicher Intimität mit klarer, fast dokumentarischer Licht- und Farbästhetik begründete Teller einen neuen Stil, der seine Fotografie besonders auszeichnet und ihm eine Professur an der Akademie der Künste in Nürnberg einbrachte.
Dörfliche Bodenständigkeit hat Teller trotz seines internationalen Erfolges in der oft surrealen, glamourösen Welt der Mode und Kunst jedoch nie verloren. Seine fränkische Heimat ist immer wieder Thema in seinen Bildern, so auch in der neuen Ausstellung, die er eigens für Erlangen und das Kunstpalais konzipierte. Hierfür setzte er sich mit seinen Wurzeln auseinander: Erlangen und Bubenreuth sowie seine Familie sind explizit thematisiert.
Neben Stars wie Kim Kardashian und Kanye West sind seine Mutter Irene, seine Tante Gisela und Artur Teller immer wiederkehrende Sujets seiner Fotografie. Teller untergräbt konsequent die kommerzielle Seite seiner Arbeit, indem er mit Erwartungen spielt und die Absurdität einer artifiziellen Modewelt mit lieblich-bizarren Elementen seiner Heimat verbindet – so beispielsweise bei den Aufnahmen für das Auktionshaus Phillips de Pury & Co., für das Teller den Katalog der Schmuckauktion im Frühjahr 2005 fotografierte. Anstatt professionelle Models mit den Hochkarätern abzulichten, buchte Teller seine Familie als Modelle und brach so mit der Tradition und Ästhetik des berühmten Auktionshauses. Im Laufe der letzten Jahre fungierte insbesondere seine Mutter Irene Teller als Bindeglied beider konträren Welten. Auf der Bühne einer japanischen Metal-Band oder gekleidet in die neuesten Kreationen von Tellers Modepartnern vereint sie Ursprung und Gegenwart des Fotografen.
Erlangen und die Welt, die Welt und Erlangen – genau das ist in der Ausstellung im Kunstpalais zu sehen, die Teller selbst „bizarr und romantisch“ nennt.
update: Bilder zur Ausstellung Juergen Teller im Martin Gropius Bau
Kunstpalais
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Palais Stutterheim
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91054 Erlangen
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