"Auf der 51. Internationalen Kunstausstellung der Biennale von Venedig 2005 zeigt der deutsche Pavillon Arbeiten der Künstler Thomas Scheibitz und Tino Sehgal.
Sie verbindet eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem, was heute Bildende Kunst sein könnte. Beide untersuchen vor dem Hintergrund unüberschaubarer Vielfalt und ständiger Vermischung in der Moderne und Postmoderne das Spezifische der Kunst, das nicht durch andere Darstellungsmethoden und Erfahrungen ersetzt werden kann. Auf jeweils eigene Weise beschäftigen sie sich so mit der Entstehung von Form und Bedeutung.
Sowohl in der Malerei und der Skulptur von Thomas Scheibitz als auch in den situativen, raum- und körpergebundenen Arbeiten von Tino Sehgal werden diese Fragen jedoch nicht losgelöst bzw. abstrakt behandelt. Das grundsätzliche Interesse der beiden Künstler ist vielmehr eingebunden in komplexe Inhalte, Formen und Assoziationen.
Kurator des deutschen Beitrags ist wie bereits im Jahr 2003 Julian Heynen, künstlerischer Leiter von K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.
”Was mich an Thomas Scheibitz und Tino Sehgal so fasziniert, ist ihr Umgang mit Grundfragen der Kunst unter den Bedingungen zeitgenössischer Kultur. Mit sehr verschiedenen Mitteln untersuchen beide die Entstehung von Form und Bedeutung. Sie beziehen sich dabei auf allgemeine Phänomene der Gegenwart, aber sie illustrieren sie nicht. In einer Zeit mit einer starken Tendenz zum
Cross-Over, gilt ihr Interesse dem, was in der Bildenden Kunst auch heute noch spezifisch, d. h. nicht austauschbar ist,” kommentiert Julian Heynen seine Auswahl.
Die Ausstellung im deutschen Pavillon entsteht im Auftrag des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und wird realisiert in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa).
Die 51. Internationale Kunstausstellung wird von Juni bis November 2005 in Venedig stattfinden. . . .
Die Bilder und Skulpturen von Thomas Scheibitz (1968 geboren) verbinden auf sehr eigentümliche Weise eine große Dynamik mit einer gleichsam coolen Haltung zur Welt und ihrer Interpretation. Sie sind in einer Zone zwischen wiedererkennbaren Zeichen und malerischer Autonomie angesiedelt. Die Motive, die er verwendet, gehen auf zahlreiche und völlig verschiedenartige Quellen
zurück. Sie reichen von der gebauten Umwelt über die Landschaft bis zur Figur, von älteren Kunstwerken über populäre Bildmedien bis zum Alltagsdesign. Diese Fragmente aus der Realität werden jedoch ebenso kalkulierten wie intuitiven Formprozessen unterworfen, die ihren Ursprung verschleiern bzw. verallgemeinern. In Scheibitz‘ Arbeiten geht es zweifellos
um ein Bild der Gegenwart. Dieses entsteht aber nicht durch Wiedergabe, sondern durch bildnerische Konstruktion, d. h. durch einen mit visuellen Mitteln herbeigeführten Erkenntnisprozeß.
Tino Sehgal (1976 geboren) hat eine spezifische Form von Kunst entwickelt, die allein in dem Moment Gestalt annimmt, in dem man ihr begegnet. Seine Arbeiten werden von Interpreten (zum Beispiel Museumsaufsichten) ausgeführt und bestehen aus Bewegungen, gesprochenen Worten, Gesang oder einer Kommunikation mit dem Besucher. Sehgal ersetzt die Produktion von Objekten durch in Körper, Raum und Zeit eingebundene Werke, die in Ausstellungen, musealen Sammlungen und auf dem Kunstmarkt wie Objekte funktionieren, aber faktisch keine sind. Sie existieren nur als Situation, im Austausch, in der Transformation, in der Erinnerung und in der Vergänglichkeit. Folglich gibt es keine filmischen oder fotografischen Dokumentationen der Arbeiten. Bei Tino Sehgal geht es weniger um eine Kritik des institutionellen Rahmens als vielmehr darum, Werke bildender Kunst herzustellen, in denen Produktion an sich neu und anders formuliert wird." (Quelle: Presse Biennale 2005)
in Kürze, weitere Infos unter: biennale2005.de
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a.i.p. project - artists in progress
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Kunsthochschule Berlin-Weißensee
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