Das Haus, das eigene Heim gilt seit jeher als der Ort, an dem das Subjekt sich seiner selbst versichert und in der Heimkehr auch sich selbst findet. Das Haus ist in diesem Sinn nicht nur einfach Behausung und Schutz für das Ich, sondern ebenso Ausdruck seiner Persönlichkeit.
Redewendungen wie „Trautes Heim – Glück allein“ oder „Zuhause ist es doch immer noch am schönsten“ zeigen die positiven Gedanken, das Wohlgefühl, das mit dem eigenen Heim verknüpft wird. Doch entspricht das wirklich der Realität? Spätestens in Freuds Essay über das Unheimliche verlagert sich das Moment der äußeren Bedrohung in das Innere der Subjekte. So führt die psychoanalytische Durchleuchtung des Ichs zu einer Destabilisierung, die zugleich den ureigenen Raum seines Zuhauses betrifft. Das Ich, das sich seiner selbst nicht mehr sicher ist, sozusagen nicht mehr „Herr im eigenen Haus“ ist, erlebt auch die eigene Wohnung nicht mehr in erster Linie als
Schutz, als „zweite Haut“, sondern als selbst gefährdete und gefährdende Zone. Der Ausstellung „HEIMsuchung – Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart“ geht es um genau diesen Übergang. Statt den glücklichen und geborgenen Räumen thematisiert die Ausstellung das Gleiten der Räume, ihr Fremd- und Unheimlichwerden. Anstelle von sich heimisch fühlenden Personen, rückt die Darstellung der Entsicherung des Individuums aus seinen ehemals verlässlich gegebenen Kontexten in den Vordergrund der gezeigten Arbeiten. Damit argumentiert die Ausstellung im Horizont einer krisenhaften Subjekterfahrung der Moderne, die sich spätestens seit Ende des 19.
Jahrhunderts als Frage nach dem Ort und der Identität des Ichs verschärft stellt und heute, unter den Bedingungen einer zunehmend ortlos gewordenen Informationsgesellschaft, noch weiter an Brisanz gewonnen hat.
In einer international angelegten Auswahl von 21 zeitgenössischen Positionen zeigt das Kunstmuseum Bonn ein breites Spektrum an Arbeiten, die auf eine Welt reagieren, in der die Trennung zwischen innen und außen weniger denn je zu ziehen ist, und das Individuum das Vertrauen in sich und die ursprünglich bergende, schützende Funktion seines Zuhauses verloren hat. Der Ausstellungsparcours folgt dabei einer Dramaturgie, die zwischen den Ebenen des Bildhaften (Film und Fotografie), Modellsituationen und eigens gebauten, begehbaren Räumen wechselt und damit dem Besucher das Eintauchen in verschobene, klaustrophobe und unheimliche Räume erlaubt.
Nach den erfolgreichen Ausstellungen „Gehen Bleiben“ (2007/08) und „Ferne Nähe“ (2009), ordnet sich „HEIMsuchung – Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart“ innerhalb der Ausstellungsprogrammatik des Kunstmuseum Bonn in eine Reihe von Werkschauen ein, die sich mit Fragen der menschlichen Existenz und der Umwelt des Individuums auseinandersetzen.
Die Ausstellung ist vom 9. Mai bis 25. August 2013 im Kunstmuseum Bonn zu sehen und wird von einem umfangreichen Katalog begleitet, der neben ausstellungsbezogenen Texten von Stephan Berg und Volker Adolphs, auch einen philosophischen Essay von Stephan Günzel enthält.
Dieses Ausstellungsprojekt wird unterstützt von der Kunststiftung NRW, der Stiftung Kunst der Sparkasse in Bonn, dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen sowie von Nicola und Thomas Weppelmann aus Bonn.
Künstlerliste:
Horst Ademeit, Eija-Liisa Ahtila, John Bock, Gregory Crewdson, Jonas Dahlberg, Thomas Demand, Martine Feipel & Jean Bechameil,
Johannes Gehrke, Christian Haake, Stephan Huber, Susanne Kutter, Chris Larson, Jennifer & Kevin McCoy, Stephan Mörsch, Hans Op de Beeck, Alexandra Ranner, Werner Reiterer, Reynold Reynolds & Patrick Jolley,Michael H. Rohde, Monika Sosnowska, Erwin Wurm.
KUNSTMUSEUM BONN
Museumsmeile
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