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Boris Lurie

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Über die Metapher des Wachstums



Über die Metapher des Wachstums ist ein Kooperationsprojekt des Kunstvereins Hannover, des Frankfurter Kunstvereins und des Kunsthaus Baselland und findet in diesen drei Häusern zeitlich leicht versetzt statt. Insgesamt sind 28 internationale zeitgenössische künstlerische Positionen vertreten, die sich mit dem Begriff des Wachstums auf vielfältige Weise künstlerisch auseinandersetzen. Jede dieser Ausstellungen setzt unterschiedliche Schwerpunkte und trägt eine eigene kuratorische Handschrift.
Wachstum ist in den verschiedenen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen allgegenwärtig und wird im Allgemeinen eher positiv bewertet. Als eine der Biologie entlehnte Metapher beinhaltet Wachstum im ursprünglichen Sinn allerdings auch eine natürliche Grenze, den Zustand des Ausgewachsenseins sowie einen Kreislauf von Werden und Vergehen. In einer spannungsvollen Zusammenstellung nähern sich die künstlerischen
Arbeiten der Ambivalenz der Wachstumsmetapher zwischen Wohlstand und Fortschrittsglauben auf der einen sowie Vergänglichkeit und Erneuerung auf der anderen Seite. Die oftmals selbst metaphorischen Kunstwerke widmen sich in unterschiedlichen Medien biologischen, ökonomischen oder gesellschaftlichen Aspekten des Wachstums.
Im Kunstverein Hannover werden vom 16. April bis 26. Juni 2011 insgesamt 15 künstlerische Positionen zu sehen sein, die den vielseitigen Wachstumsbegriff in unterschiedlichen Medien aufgreifen.
Auf kontinuierliches natürliches Wachstum von Pflanzen, Bakterien und Korallen bezieht sich Rachel Sussman in ihrer stetig wachsenden Fotoserie: The Oldest Living Things in the World (seit 2005) zeigt Organismen, die seit mindestens 2000 Jahren existieren. Die Künstlerin gewährt einen ästhetischen Einblick in die geologische und biologische Entwicklung der Erde und spannt einen Bogen von der Gegenwart zu den Anfängen der Welt.
Peter Buggenhouts dunkle Skulpturen der Serie The Blind Leading The Blind (2010) bestehen aus unterschiedlichen organischen Materialien und assoziieren den Verfall als Kehrseite des Wachstums.
Der natürliche Kreislauf von Wachstum und Verfall kommt in Michel Blazys Installation Fontaine de mousse (2007) zum Ausdruck. Badeschaum wächst kontinuierlich aus einer einem Müllcontainer zu einer skulpturalen Form und löst sich langsam wieder auf.
Ebenso metaphorisch nähern sich Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger der Themaztik mit ihrer Installation The Conference (2010), in der Kristalle in grellem Pink einen Konferenztisch überwuchern. Faszination und Bedrohung bilden in diesem Untergangsszenario eine spannungsvolle Allianz.
In seinem filmischen Werk Secret Life (2008) verwendet Reynold Reynolds unkontrollierbare Pflanzenwucherungen als Bild psychischen Innenlebens und sozialer Isolation.
Die Videoarbeit Dough (2006) von Mika Rottenberg zeigt eine groteske und zugleich rätselhafte Szenerie, in der mehrere Frauen ohne Unterlass einen stetig wachsenden Teig produzieren und in der Produktionsläufe ad absurdum geführt werden.

Gegenüber der Referenz an die Natur stehen der bereits verstorbene Karl Hans Janke und Andreas Zybach für zwei künstlerische Auseinandersetzungen, die mittels utopischer Technologien Fortschrittsglaube und Wunsch nach einer Erweiterung des Lebensraums thematisieren. Die15 präsentierten Zeichnungen zukunftsweisender WeltraumApparaturen vom selbsternannten Weltenretter Karl Hans Janke visualisieren fiktive Erfindungen, die das menschliche Leben auf der Erde erleichtern sollen. Andreas Zybachs Installation Rotating Space (2004-2009) beruht auf einem aus den 1960er Jahren stammenden Konzept der Nasa für den Bau einer rotierenden Raumstation, die durch künstliche Schwerkraft pflanzliches Wachstum und Leben im Weltraum erlaubt.
Einen kritischen Blick auf ökonomische Wachstumsprozesse werfen künstlerische Positionen, zu denen u. a. Julika Rudelius zählt. In ihrer Videoarbeit Economic primacy (2005) erklären fünf Protagonisten aus dem Wirtschaftsumfeld Geld und Gewinnmaximierung zum obersten Ziel und zur Triebfeder ihres Handelns.
Die dänische Künstlergruppe Superflex bildet in ihrer künstlerischen Tätigkeit ökonomische, politische oder soziale Machtverhältnisse ab und greift Strategien ökonomischen Handelns auf, wie die Entwicklung von Markenidentität und Wertschöpfungsprozessen. In der im Kunstverein präsentierten Videoprojektion Flooded McDonald’s (2008) füllt sich aus unerklärlichen Gründen eine menschenleere McDonald’s-Filiale mit Wasser und versinkt langsam in den Fluten.
San Keller veröffentlichte in der Arbeit Mein Kontostand (2005) täglich den aktuellen Kontoauszug seines Girokontos in Form von Unikaten, welche zum Preis des angezeigten Kontostandes käuflich zu erwerben waren. Auf spielerische und ironische Weise kommentiert Armin Chodzinski in einer Videoserie die in der Popkultur vermittelten Grundsätze und Ideale von Wachstum und Erfolg.
Ausgehend von globalen ökologischen Krisen reflektieren Dan Peterman, Tue Greenfort und Dirk Fleischmann die Verhältnismäßigkeit von Produktion, Nutzen und Ressourcenverbrauch. Wachstum ist in der Arbeit von Dan Peterman eng mit den Verfallsprozessen einer Überflussgesellschaft verbunden. Die palettenartige Installation Accessories to an Event (2001) ist nicht nur eine flexible Ausstellungseinrichtung aus recycelten Materialien,
sondern zugleich Symbol für wachsenden Wohlstandsmüll sowie Hinweis auf Ressourcen schonende Alternativen.
Das Verhältnis von Mensch und Natur und dessen Auswirkungen auf das Ökosystem beschäftigen Tue Greenfort in seiner mehrteiligen Arbeit Medusa Swarm (2009). Die mundgeblasenen Objekte aus Muranoglas sind Nachbildungen einer Quallenart die sich mittlerweile fast unbeschränkt vermehrt, da sich ihre natürlichen Feinde durch Überfischung und Wasserverschmutzung reduziert haben und steigende Wassertemperaturen für optimale Reproduktionsbedingungen sorgen.
Dirk Fleischmann adaptiert in seinen künstlerischen Projekten unternehmerische Strukturen. Mit dem Wiederaufforstungsprojekt myforestfarm (seit 2008) auf den Philippinen, bestehend aus 1838 Bäumen, die auf einem Gelände von 17 000 qm gepflanzt wurden, hinterfragt er den Handel mit Kohlendioxidemissionszertifikaten.
Bei einer im Kunstverein Hannover installierten Säule aus 1838 CDs wurde jede CD mit dem Fotos einer einzelnen Pflanze versehen. Über eine Website kann die jeweilige Pflanze lokalisiert und ihr Wachstum virtuell verfolgt werden.


Abb.:Reynold Reynolds
Secret Life, 2008
2-Kanal-Videoprojektion
16 mm auf DVD
5 Min.
Videostill, Detail

(art-in.de Unser Video zu Reynold Reynolds sehen Sie unter Reynold Reynolds im HkW vom 26.03.2011)

Courtesy Galerie Zink, München/Berlin

Öffnungszeiten:

dienstag–samstag 12–19 uhr
sonntag+feiertag 11–19 uhr

Eröffnung am Freitag, 15. April 2011, 20.00 Uhr
Kunstverein Hannover
Sophienstraße 2
D-30159 Hannover
T: +49(0)511.16 99 278 -12
F: +49(0)511.16 99 278 - 278
mail@kunstverein-hannover.de
kunstverein-hannover.de

Medienmitteilung





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