Zwischen der neuen Parteizentrale der CDU und dem Grand Hotel Esplanade, direkt am Landwehrkanal und in unmittelbarer Nähe zum Lützowplatz liegt ein Gebäude, das durch seine eigenwillige Gestaltung auffällt. Es handelt sich hierbei um das Bauhaus Archiv Berlin. Auf der Grundlage von Entwürfen des Bauhausarchitekten Walter Gropius erhielt der durch Hans Maria Wingler 1960 in Darmstadt gegründete Verein Bauhaus Archiv mit der Fertigstellung des Bauwerks im Dezember 1979 ein, der Zielsetzung des Vereins, angemessenes Umfeld.
Die Institution Bauhaus Archiv, deren Ziel die Untersuchung der Anfänge, Arbeitsweisen, Folgen und Wirkungen des historischen Bauhauses ist, kann nach nunmehr über vierzigjährigem Bestehen die größte Bauhaussammlung ihr Eigen nennen. Hierbei geht es nicht um die Beweihräucherung der vielen Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände, die das Ergebnis der wohl bedeutendsten deutschen Kunstschule des 20. Jahrhunderts sind. Vielmehr soll mit der Sammlung, die mit Exponaten aus Malerei, Architektur, Grafik, Fotografie, Keramik, Weberei, Reklame, Metallobjekten, Möbeln sowie Studien aus dem Bauhausunterricht das Gedankengut des Bauhauses umfassend wiedergibt, die lebendige Weiterwirkung der Bauhausidee dokumentiert werden. Der im Jahr 1964/65 für die Darmstädter Rosenhöhe konzipierte Entwurf von Walter Gropius konnte auf Grund politischer Widerstände nicht in Darmstadt realisiert werden. Durch Gropius Vermittlungsarbeit angeregt, engagierte sich der Berliner Bausenator Rolf Schwedler dafür, das Bauhaus Archiv nach Berlin zu holen. Damit wurde die Stadt, die von 1932 bis 1933 die letzte Wirkungsstätte des historischen Bauhauses war, 1971 zum neuen Standort des Vereins. Die Skizzen und Planungen Gropius wurden den Gegebenheiten sowohl in architektonischer als auch in städtebaulicher Hinsicht angepasst. Diese Umplanung, die zum Teil erhebliche Veränderungen der Vorlagen erforderten, übernahm Gropius ehemaliger Mitarbeiter Alex Cvijanovic in Zusammenarbeit mit dem Berliner Architekten Hans Bandel.
Was genau aber macht die anfangs erwähnte Auffälligkeit des Bauwerks aus? Die Silhouette der halbrunden Sheddächer, die wie vereinfacht dargestellte Wellen erscheinen, bestimmen die Gesamtwirkung des in sachlichem Weiß gehaltenen Bauwerks. Die Sheddächer sind zugleich Blickfang als auch durch Jalousien regulierbare Belichtungen des Museumsinneren. Die vom Westen begehbare Zugangsrampe trennt das Gebäude in einen südlichen und einen nördlichen Teil. Beim südlichen, am Landwehrkanal gelegen Teil des Gebäudes, handelt es sich um die große Ausstellungshalle. Im nördlichen Teil sind neben einer weiteren, kleinen Ausstellungshalle das Archiv, der Museums-Shop, die Bibliothek, das Café sowie die Verwaltung untergebracht. Den Haupteingang erreicht man mit Hilfe der im Gropiusentwurf noch nicht vorgesehenen Zugangsrampe, die den Besucher erst zwischen den Gebäuden entlang führt um ihn schließlich durch eine Kehrtwende direkt zum Eingang zu leiten. Im Inneren der Ausstellungshalle ergeben sich wiederum durch Rampen sowie durch Treppen und Podeste unterschiedliche Ebenen. Sie ermöglichen die notwendige Ausleuchtung eines Architekturmodells genauso wie die diffuse Beleuchtung einer Papierstudie. Eben diese Variabilität eröffnet den Verantwortlichen des Bauhaus Archivs die Möglichkeit, viele Bereiche ihrer Sammlung gleichzeitig nebeneinander auszustellen.
Nicht nur die Präsentation der Sammlung in wechselnden Aspekten, auch Sonderausstellungen zu den wichtigsten künstlerischen und gestalterischen Persönlichkeiten des Bauhauses (z.B. Paul Klee od. Marcel Breuer), zu anderen in Bezug zum Bauhaus stehenden Künstlern (z.B. Henri van der Velde), zu den spezifischen Arbeitsbereichen (z.B. Fotografie) sowie dem Bauhaus verwandten Strömungen (z.B. Weimarer Hochschule für Handwerk und Baukunst), machen das Bauhaus Archiv zu einem Erfolgsmodell. Dass das Museum für Gestaltung, so der Beiname des Bauhaus Archivs, am Nerv der Zeit bleibt, kann nicht bestritten werden. Die Beobachtung der Weiterentwicklung des inzwischen achtzig Jahre alten und von Walter Gropius formulierten Gedankens Kunst und Technik miteinander zu vereinen, wird das Bauhaus Archiv in seinen vielen thematischen Ausstellungen gerecht. Auch die Wiederauflage bestimmter Produkte des historischen Bauhauses, die im Museums-Shop verkauft werden und so z.B. die Kosten für parallel zu Ausstellungen erscheinende Publikationen decken, ist ein Ansatz, der die Lebendigkeit des Vereins unterstreicht.
Die gerade beendete Ausstellung Bauhaus Möbel – Eine Legende wird besichtigt wird abgelöst durch die ab dem 26. März zu besichtigende und sicherlich genauso sehenswerte Sammlungspräsentation Das Bauhaus Dessau – Berlin 1919-1933.
Weitere Informationen:
Bauhaus Archiv Berlin | Klingelhöferstraße 14 | 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Mi bis Mo, 10 - 17 Uhr
an Feiertagen, die an einen Dienstag fallen, 10 - 17 Uhr
bauhaus-archiv.de
Joris C. Heyder
jch
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