Seit über 10 Jahren leistet sich die Bundesrepublik Deutschland eine Kunsthalle in Bonn.
Eine außergewöhnliche Tatsache in der heutigen so geldknappen Kulturzeit ! Aber nicht nur die eigentliche Existenz dieses Museums ist bemerkenswert, sondern noch vieles mehr.
Bereits 1949 wurde die Idee zu einer Kunsthalle mit "gesamtstaatlicher Repräsentanz" zum ersten Mal in Bonn diskutiert, die Grundsteinlegung erfolgte - nach den langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie - im geschichtsträchtigen Oktober 1989, und die Eröffnung fand im untergehenden Bonn von 1992 statt.
So gesehen, erscheinen die Feierlichkeiten zu ihrem 10 jährigen Bestehen, wie die Ehrung des Phönix aus der Asche.
Mit dem nahezu ausgewogenen Verhältnis von Vertretern des Bundes und der Länder im Kuratorium und Programmrat sowie der glücklichen Entscheidung gegen den Aufbau einer eigenen Sammlung konnten die Bonner im Juni dieses Jahres ein Jahrzehnt der Superlativen feiern.
Die "Wunderkammer der Kultur" wartet mit 100 eigenen Ausstellungen und 4600 Fremdveranstaltungen auf. Es wurden 26.000 Besuchergruppen durch das Museum geführt, 1.700 Workshops veranstaltet, im Februar konnte der siebenmillionste Besucher begrüßt werden. Als Ausdruck der Bandbreite seien, neben den vielen großen Kunstausstellungen, außerdem Veranstaltungen von der Filmmusikbiennale über die Tigerenten-Show bis zum barocken Kostümball erwähnt. Eine Kunst- und Ausstellungshalle mit dem erklärten Ziel, die geistige und kulturelle Entwicklung von nationaler und internationaler Bedeutung sichtbar zu machen, reicht mit ihren Aktivitäten in alle Ecken der Republik und noch weiter.
Der österreichische Architekt Gustav Peichl hat ein 96 x 96 Meter großes Quadrat als Kubus in die Höhe gezogen, geometrische Aussparungen vorgenommen und mit Verweisen nicht gespart. So beziehen sich zum Beispiel vor dem Eingang 16 Stahlsäulen auf die 16 Bundesländer, und auf dem Dach thronen 3 in den Himmel ragende, gläserne Spitzen als Dreiklang der bildenden Künste: Architektur, Malerei und Skulptur.
5.600 qm Ausstellungsfläche und noch einmal 8.000 qm Dachlandschaft stehen zur Präsentation aller Bereiche "menschlicher Kulturartikulation" zur Verfügung. Die Architektur sollte sich nach dem erklärten Willen des Architekten zurücknehmen, um in Einfachheit und Dauerhaftigkeit alles Denkbare zu ermöglichen.
Die aktuelle Ausstellung "VENEZIA - Kunst und Sammeln in Venedig" läuft noch bis zum 12.1.2003 und wurde in Zusammenarbeit mit dem Musei Civici Veneziani erstellt. Sie eröffnet einen überaus spannenden Blick auf die Entwicklung von Kunstsammlungen vom 13. bis zum 19.Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Zeitgeschehen, der an Aktualität nichts vermissen lässt.
Deutschland also leistet sich seit über 10 Jahren eine Kunsthalle; die Mitarbeiter dieser Einrichtung leisten im selben Zeitraum mit erheblichem Aufwand wunderbare Arbeit; warum leisten Sie sich nicht mal einen Besuch des Hauses?
bundeskunsthalle.de
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Friedrich-Ebert-Allee 4 / 53113 Bonn
Mo. geschlossen / Di.+Mi. 10.00-21.00 Uhr; Do.+So. 10.00-19.00 Uhr
Fotos: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, copyright/Peter Oszvald; Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Große Halle copyright/Richard Bryant/Arcaid
shf
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