Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21–Augarten) und das Belvedere präsentieren im Rahmen ihrer ersten institutionellen Zusammenarbeit LEBEN, eine Ausstellung des belgisch-deutschen Künstlers Carsten Höller. Präsentiert werden Werke aus der Sammlung der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary sowie auch mehrere für die Ausstellung konzipierte und produzierte Arbeiten. Carsten Höllers für den Gebrauch vorgesehene Exponate – zugleich verwendbar, orientierend und verwirrend – bilden einen konzeptionellen und körperlich erfahrbaren Raum. Surreal überdimensionierte, geteilte Pilze, ein benutzbarer, Schwerelosigkeit simulierender Schwebe-Tank, ein ausfahrbares und für Nächtigungen buchbares Aufzugbett und eine Uhr, die nur zu Teilen die verfließende Zeit anzeigt, lassen AusstellungsbesucherInnen ahnen, dass hier eine andere Logik als die alltägliche am Werk ist.
Eine Nacht in der TBA21–Augarten
Während der Laufzeit der Ausstellung haben Gäste die Möglichkeit, eine Nacht alleine oder zu zweit, in den Räumlichkeiten der TBA21–Augarten zu verbringen. Die Übernachtung wird durch das Sofitel Vienna Stephansdom gebucht. Das Aufzugbett, ursprünglich für die Ausstellung im Hamburger Bahnhof im Jahre 2010 konzipiert und nun erstmals mit der intendierten „Aufzugsfunktion“ ausgestattet, schraubt sich mit einer Rotationsbewegung auf eine Höhe von 3,5 Metern. Den Gästen wird mit der Nächtigung im Aufzugbett die Möglichkeit geboten, die Ausstellung LEBEN für eine Nacht, ganz alleine, zu erleben.
Insensatus Vol. 1 Fig. 1 ist eine trauminduzierende Zahncreme, die Höller gemeinsam mit der St. Charles Apotheke in vier unterschiedlichen „Geschmacksrichtungen“ entwickelte und die vor dem Schlafengehen für den Selbstversuch bereit steht. Die spezielle Zusammensetzung des Traum-Aktivators erhöht die Intensität der Träume und die Fähigkeit der BenutzerInnen sich an diese zu erinnern. Kleinere Tuben enthalten Substanzen, die mit der weiblichen, männlichen und kindlichen Welt verbundene Traumaktivitäten evozieren sollen. Im mit Salzwasser gefüllten Hohen Psychotank können entkleidete BesucherInnen während des Ausstellungsbesuches einen daseinsentrückenden Schwebezustand erfahren. Hoch über den Köpfen pfeifen trainierte Dompfaffen in der Gimpelwaage eine liebliche Melodie, die den Soundtrack von LEBEN begleitet. Die Ausstellung wird strukturiert durch die Halbe Uhr, eine neu entstandene Arbeit, die als zweckmäßige Zeitanzeige funktioniert, jedoch durch Über- und Unterrepräsentation von Zeiteinheiten ein Gefühl von abwechselnd hastender und extrem verlangsamter Zeit erzeugt.
Die neu entstandene Filminstallation Fara Fara zeigt Castings und Proben für einen musikalischen Clash, in dem zwei konkurrierende Stars der kongolesischen Musikszene aufeinandertreffen. Die Arbeit führt die Themen der Doppelung und Gegenüberstellung ein, die bei Vienna Twins zum Tragen kommt. Zwei eineiige Zwillinge führen eine gänzlich logische und gleichzeitig verwirrende, gesungene Unterhaltung über das Gleiche und sein Gegenteil. Draußen im Augarten-Park wird das Moment der Teilung in den Giant Multiple Mushrooms aufgegriffen. Zwei überdimensionierte Pilze, einer im jungen und einer im erwachsenen Stadium, die aus vier geteilten Pilzkörpern zusammengesetzt sind, begründen ein surreales Moment.
Die ikonische Arbeit Y (2003), eine Leihgabe der TBA21, wird parallel als Erweiterung zu den Räumlichkeiten in der TBA21–Augarten, im Marmorsaal des Oberen Belvedere, gezeigt. Y ist ein mit einem scheinbar unendlich gespiegelten Lichterring ausgestatteter Laufsteg, der in der dortigen Ausstellungssituation eine Weichenstellung der individuellen Wahlmöglichkeit bietet.
20:30 Uhr: Eröffnungs-Konzert von Baloji & L' Orchestre de la Katuba
Den musikalischen Auftakt zu Carsten Höllers Ausstellung LEBEN bieten Baloji & L' Orchestre de la Katuba mit einem Open-Air-Konzert in der TBA21–Augarten. Baloji ist ein herausragender Künstler der kongolesischen Diaspora-Gemeinde, der mit seiner Musik traditionelle Klänge des Kongos mit den Rhythmen von Hip-Hop, Rap und Soul verbindet. 1978 in Lubumbashi, Demokratische Republik Kongo geboren, emigrierte Baloji im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Belgien. Dort schaffte er sich schon früh einen Raum des musikalischen Ausdrucks, der tief mit der Geschichte seiner Vorfahren verwurzelt ist. Die belgische Kolonialherrschaft im Kongo zeigt bis heute noch Spuren auf allen Gesellschaftsebenen. Durch seine musikalische Mischung aus Hip-Hop, Rap und Soul zusammen mit traditionellen Klängen, ist Baloji Sprachrohr einer Generation. In drei erfolgreichen Alben replizierte er Klänge und Rhythmik des Kongos. In seinem neuesten Album Kaniama Avenue widmet er sich nicht nur der Musik, sondern gestaltet und produziert auch die Bildmaterialien und Musikvideos selbst.
Orte
TBA21–Augarten, Scherzergasse 1a, 1020 Wien
Oberes Belvedere, Prinz-Eugen-Straße 27, 1030 Wien
Eröffnung
Donnerstag, 10. Juli, 19 Uhr
TBA21–Augarten
Donnerstag, 10. Juli, 18–20 Uhr
Oberes Belvedere
Reservierung Aufzugbett
Sofitel Vienna Stephansdom
Volker Klier
Reservations Manager
T +43 1 90616 6102
guestservices.vienna@sofitel.com
Dauer
TBA21–Augarten: 10. Juli–23. November 2014
Y im Marmorsaal des Oberen Belvedere: 10. Juli–31. August 2014
Öffnungszeiten
TBA21–Augarten
Mittwoch–Donnerstag 12–17 Uhr,
Freitag–Sonntag 12–19 Uhr
Montag und Dienstag geschlossen
Freier Eintritt
Oberes Belvedere
Montag–Sonntag 10–18 Uhr
Besucherinformation
T +43 1 513 98 56 – 24
augarten@tba21.org
TBA21.org
Oberes Belvedere
T +43 1 795 57 134
public@belvedere.at
belvedere.at
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