Seit jeher nehmen Menschen Substanzen zu sich, die nicht der Nahrungsaufnahme dienen – zur Heilung, zum Rausch, zur Bewusstseinserweiterung, in religiösen Ritualen, zur Selbstoptimierung, aus Protest und Langeweile. Die Omnipräsenz von Substanzen und die Konsequenzen des gesellschaftlichen Umgangs mit ihnen befeuern aktuell weltweit hitzige Debatten – von der Opiodkrise in den USA hin zum Scheitern des „War on Drugs“, der Proklamation einer psychedelischen Renaissance über den Kampf der LSBTTIQ-Community für den legalen Zugang zu Hormonen.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sich die Motive für den Konsum und damit die gesellschaftliche Bedeutung einer Substanz verändern. Die sich wandelnden Kategorisierungen als Pharmazeutika, Droge, Hormon oder Dopingmittel scheinen weniger den Effekten und Gefahren geschuldet zu sein. Vielmehr verbirgt sich dahinter neben individuellen Einstellungen und Schicksalen soziale Geschichte, geprägt von Fragen der Rasse, Geschlechtlichkeit, Klasse und ökonomischen Interessen. Als Erbe des 19. und 20. Jahrhunderts bleibt der Diskurs um diese Stoffe von Machtregimen und Tabuisierungen dominiert. Die Omnipräsenz von Substanzen verlangt nach einer kritischen Befragung bis hin zur Revision des gesellschaftlichen Umgangs mit ihnen.
Die internationale Gruppenausstellung im Kunstpalais zeigt Künstlerinnen und Künstler, die sich dem Thema in unterschiedlichen Medien nähern. In Fotografie, Video, Plastik, Installation und Performance wird das diskursive Feld weit gesteckt. Es lässt Raum für Fragen nach Wirkungen und Potentialen verschiedener Substanzen, den Zusammenhängen zwischen der Verbreitung von Stoffen und der Marginalisierung von Minderheiten, wirtschaftlichen Interessen und hochprofitablen Schwarzmärkten. In letzter Konsequenz geht es um das Verhältnis individueller Freiheit zur kollektiven Verantwortung, um Biopolitik und Kritik an (Hetero-) Normativität. Die Ausstellung hinterfragt die gesellschaftliche Sicht auf Substanzen kritisch und beleuchtet die globalen Konsequenzen wie mögliche Potentiale.
Mit Werken von: Daniel García Andújar, Cassils, Rodney Graham, Sidsel Meineche Hansen, Carsten Höller, Joachim Koester, Mary Maggic, Joanna Rajkowska, Thomas Rentmeister, Marten Schech, Jeremy Shaw und Suzanne Treister
Kunstpalais
Kulturamt der Stadt Erlangen
Marktplatz 1
91054 Erlangen
kunstpalais.de
Presse
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Carsten Höller
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Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
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