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Boris Lurie

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Post-Peace

25. 02. - 7. 05. 2017 | Württembergischer Kunstverein, Stuttgart

Die Ausstellung Post-Peace, die Werke von rund zwanzig Künstler_innen aus unterschiedlichen Kulturkreisen umfasst, geht den heutigen Erscheinungsformen von und Beziehungen zwischen Krieg und Frieden nach.
Wie viel Krieg steckt in unserem Frieden? – so die zentrale Frage. Die Ausstellung schlägt vor, unsere gegenwärtige Situation, in welcher der „Frieden“ des globalen Kapitalismus durch kontinuierliche Gewalt und Kriege teuer erkauft wird, mit dem Begriff des Post-Peace, der „Nachfriedenszeit“ zu fassen. Dabei spannt Post-Peace einen historischen Bogen, der vom Zweiten Weltkrieg bis heute reicht. Vor dem Hintergrund, dass die Geschichte bekanntlich immer von den Siegern geschrieben wird, geht es um einen kritischen Blick auf unsere Erinnerungskulturen und um eine Neubestimmung der historischen Diskurse. In Videoarbeiten, Fotografien, Installationen und Performances beschäftigen sich die Künstler_innen mit dem Kolonialismus und Faschismus in Europa, dem Holocaust oder dem so genannten Nahostkonflikt. Die Auswirkungen von 9/11 sind ebenso Gegenstand ihrer Auseinandersetzungen wie der Zynismus des globalen Waffenhandels, die gegenwärtigen Formen von Nationalismus und Militarismus, die Konflikte um die Ukraine oder Kurd_innen.

Post-Peace wurde 2016 im Rahmen eines durch das türkische Kreditinstitut Akbank ausgelobten Kurator_innen-Preis ursprünglich für Istanbul produziert, jedoch kurz vor der Eröffnung zensiert und abgesagt. In Stuttgart ist die Ausstellung nun erstmals und in erweiterter Form zu sehen.

Vom 25. Februar bis zum 7. Mai 2017 zeigt der Württembergische Kunstverein die von der russischen, in Amsterdam lebenden Kuratorin Katia Krupennikova (*1982 in Moskau) konzipierte Ausstellung Post-Peace. Die Ausstellung umfasst Werke von rund zwanzig Künstler_innen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die den heutigen Erscheinungsformen von und Beziehungen zwischen Krieg und Frieden nachgehen. Wie viel Krieg steckt in unserem Frieden? – so die zentrale Frage.

Die noch heute dominante Vorstellung, dass der Krieg ein Mittel zum Frieden sei, lässt sich bis auf den spätantiken Kirchenlehrer Augustinus zurückführen. Rund 1500 Jahre später befand Feldmarschall Earl Wavell umgekehrt, dass die Versailler Verträge von 1919 für einen Frieden stünden, „der jeden Frieden ausschließt“. Wavells Einschätzung aufgreifend schlägt die Ausstellung vor, unsere gegenwärtige Situation, in welcher der „Frieden“ des globalen Kapitalismus durch kontinuierliche Gewalt und Kriege teuer erkauft wird, mit dem Begriff des Post-Peace, der „Nachfriedenszeit“ zu fassen.

Dabei spannt Post-Peace einen historischen Bogen, der vom Zweiten Weltkrieg bis heute reicht. Vor dem Hintergrund, dass die Geschichte bekanntlich immer von den Siegern geschrieben wird, geht es um einen kritischen Blick auf unsere Erinnerungskulturen und um eine Neubestimmung der historischen Diskurse: über den Kolonialismus und Faschismus in Europa, den Holocaust oder den so genannten Nahostkonflikt. Die Auswirkungen von 9/11 sind ebenso Gegenstand der Auseinandersetzung wie der Zynismus des globalen Waffenhandels, die gegenwärtigen Formen von Nationalismus und Militarismus, die Konflikte um die Ukraine oder Kurd_innen.

So verwendet die niederländische Künstlerin Anna Dasović in ihrer vielteiligen Arbeit über die Erinnerungskulturen zum Holocaust Filmfragmente aus dem unvollendet gebliebenen Special Film Project 186 von 1945. Dieses im Auftrag der US-amerikanischen Luftwaffe geplante Projekt umfasst unter anderem Filmaufnahmen aus Buchenwald unmittelbar nach der Befreiung, in denen die Anwohner_innen der nahe gelegenen Stadt Weimar mit den Zuständen des Konzentrationslagers vor Ort konfrontiert werden. Dasović verschränkt die suggestiven Absichten dieser Bildproduktionen mit aktuellen politischen Reden über den Holocaust.

Neben solchen, das Dokumentarische befragende Arbeiten, setzen andere Werke an den Potenzialen des Imaginären an. So greift die russische Künstlerin Lyubov Matyunina in ihrer Videoarbeit E. T. A. Hoffmanns Märchen Klein Zaches, genannt Zinnober auf – eine karnevaleske Geschichte über Schein und Wirklichkeit – und versetzt diese an diverse Schauplätze in Kaliningrad: dem ehemaligen und während des Zweiten Weltkriegs stark zerstörten Königsberg, das nicht nur Geburtsort von Hoffmann und Immanuel Kant, sondern auch der Künstlerin ist.

Der in Jordanien geboren Künstler Lawrence Abu Hamdan geht wiederum in seiner Arbeit einem Tötungsdelikt an zwei Jugendlichen durch israelische Soldaten im Westjordanland nach und verschränkt dabei Methoden der audio-ballistischen Analyse mit der Apparatur von Schießanlagen.

Neben der Präsentation von Werken der zeitgenössischen Kunst versteht sich die Ausstellung auch als eine offene Plattform der Artikulation und Performance. Das Kollektiv Anonymous Stateless Immigrants (A.S.I. group) baut hierfür eigens eine auf einem Modell der russischen Avantgardekünstlerin Alexandra Exter beruhende Bühne, die insbesondere Geflüchteten zur Verfügung stehen soll. Entgegen der Auffassung der geschlossenen Grenzen und Nationalstaaten lädt A.S.I. group während der Ausstellung die Besucher dazu ein, die Bühne aktiv zu nutzen: um laut zu denken, zu proben oder sich in open mic Sessions zu treffen. Während der Ausstellungseröffnung wird eine Liveperformance mit dem Titel I Must Seek Refugee Again auf der Bühne stattfinden.

Über die Zensur und Annullierung der Post-Peace Ausstellung in Istanbul

Die Ausstellung Post-Peace gewann 2015 den vom türkischen Kreditinstitut Akbank ausgeschriebenen Internationalen Kurator_innenwettbewerb. Zur Jury zählten neben Paul O’Neill (Direktor des Graduiertenprogramms am Center for Curatorial Studies, Bard College, New York) und Bassam El Baroni (Kurator und Tutor am Dutch Art Institute, Arnheim) auch Hans D. Christ und Iris Dressler (Direktor_innen des Württembergischen Kunstvereins). Mit dem Preis sollte die Ausstellung finanziert werden und am Standort von Akbank Sanat im Herzen Istanbuls präsentiert werden. Vier Tage vor der geplanten Eröffnung im März 2016 wurde sie jedoch seitens der Bank zensiert und abgesagt.

Die offene und verdeckte Zensur im Kunstbetrieb nimmt auch in demokratischen Gesellschaften zu – wobei der Akt der Zensur häufig verschwiegen und diskret abgewickelt wird. Wird ein Fall dennoch publik, so werden die Zensierten nicht selten selbst als Aggressoren dargestellt, die es auf einen Skandal abgesehen hätten. Zugleich scheinen nicht wenige Protagonist_innen der Kunstwelt Zensur als ein zuweilen unumgängliches Mittel internalisiert zu haben.

Die Direktor_innen des Württembergischen Kunstvereins Iris Dressler und Hans D. Christ haben 2015 gemeinsam mit ihren Kollegen Valentín Roma und Paul B. Preciado im Rahmen der Ausstellung Die Bestie und der Souverän selbst einen Fall von Zensur erlebt, der nur auf Grund des öffentlichen Drucks aufgehoben wurde. Bis heute hat sich das MACBA nicht öffentlich mit diesem Eklat auseinandergesetzt. Wie im Falle von Die Bestie und der Souverän lässt sich auch die Ausstellung Post-Peace nicht mehr ohne das Thema Zensur verhandeln, welches ja zu den wesentlichen Symptomen des „Nachfriedens“ zu zählen scheint.

Mit der Präsentation von Post-Peace im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart soll nicht nur einer hervorragenden Ausstellung zum Thema Frieden und Krieg endlich Sichtbarkeit verschafft, sondern auch die stark tabuisierte Debatte um offene und subtile Formen der Zensur, die die Freiheit der Kunst zunehmend bereits in den Köpfen von Künstler_innen und Kurator_innen einschränken, fortgeführt werden.

Konferenz: Wie ich lernte, mir Sorgen zu machen. Symptome des Post-Peace
Samstag, 25. Februar und Sonntag, 26. Februar 2017
Am Eröffnungswochenende von Post-Peace findet eine zweitägige Konferenz mit internationalen Künstler_innen und Theoretiker_innen statt. Unter dem Titel Wie ich lernte, mir Sorgen zu machen. Symptome des Post-Peace, geht es zum einen um eine Kontextualisierung und Reflexion des Begriffs Post-Peace. Zum anderen widmet sich die Konferenz einer eingehenden Analyse der Phänomene von Zensur, Selbstzensur, prekären Arbeitsverhältnissen, neoliberalen Strukturen und Intransparenz im Kunstbetrieb – sowie Formen des Widerstands dagegen. Neben dem Fall der Post-Peace Ausstellung in Istanbul wie auch der besonderen Situation in der Türkei, werden dabei auch andere Beispiele und die grundlegenden Wirkungsweisen von Zensur diskutiert.

KünstlerInnen
Lawrence Abu Hamdan, A.S.I. group (Ehsan Fardjadniya), Sven Augustijnen, Ella de Búrca, Anna Dasovi, Köken Ergun, Johan Grimonprez, Alevtina Kakhidze, Yazan Khalili, Jaha Koo, Lyubov Matyunina, Adrian Melis, Pinar Öğrenci, Dorian de Rijk, belit sağ, Aleksei Taruts, Anika Schwarzlose, Radek Szlaga, Anastasiya Yarovenko

Württembergischer Kunstverein
Schlossplatz 2
70173 Stuttgart
wkv-stuttgart.de

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