Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lässt sich mit der Entwicklung der audiovisuellen Medien eine zunehmende wechselseitige Inspiration und Provokation im Dialog von Bildender Kunst und Tanz feststellen. Die Ausstellung zeichnet mit künstlerischen Arbeiten und dokumentarischen Filmen die Geschichte der wechselseitigen Bezugnahmen, der Gemeinsamkeiten und Kooperationen nach.
"Tanzen, Sehen" zeigt auf rund 1400qm Ausstellungsfläche ca. 100 Arbeiten von über 40 Künstlerinnen und Künstlern:
Eleanor Antin, Charles Atlas, Sven Augustijnen, Antonia Baehr, Samuel Beckett, Jerôme Bel, Andrea Bowers, Ulla von Brandenburg, Trisha Brown, Helen Chadwick, Merce Cunningham, Tracey Emin, Simone Forti, Dan Graham, Felix Gonzales-Torres, Rebecca Horn, Jirí Kovanda, Mara Kurotscka, Yuri Leiderman, Auguste und Louis Lumière, Babette Mangolte, Bruce McLean, Eva Meyer / Eran Schaerf, Robert Morris, Bruce Nauman, Adrian Piper, Yvonne Rainer, Robert Rauschenberg, Ulrike Rosenbach, Boy & Eric Stappaerts, Stelarc, Catherine Sullivan, Beate Terfloth, Piotr Uklanski, Peter Welz, Erwin Wurm u.a.
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Ausstellungskonzept
"Tanzen, Sehen" konzentriert sich auf Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die aktuelle Gegenwart hinein, die bestimmte Themenfelder ausloten:
Choreographische Haltungen
Die choreographische Notation
Bewegungskonzepte zwischen Meisterschaft, Lernen und "Verlernen"
Kooperation und Improvisation als Bedingung der Werkform
Requisit und minimale Skulptur
Tanz als anthropologische Konstante und Verdichtung kultureller Identitäten
Tanzräume: Bühne und Tanzböden - auch im Verhältnis zum Betrachter
Für die amerikanische Avantgarde der fünfziger und sechziger Jahre ist die gegenseitige Befruchtung in der Kooperation (Merce Cunningham, Robert Rauschenberg, Yvonne Rainer, Trisha Brown, Robert Morris u.a.) von entscheidender Bedeutung. Tänzer wie Künstler entwickeln wichtige Vereinfachungen und stellen das traditionelle Verhältnis von Produzent/Rezipient in Frage. Künstler suchen ein neues Verhältnis zum Publikum und machen den Prozess selbst zum Werk. (Abgrenzung des thematischen Feldes zu physisch extremen und materialintensiven Performances) In den Bühnenbildern spielt die filmische (und Dia-) Projektion eine wichtige Rolle (Merce Cunningham, Robert Rauschenberg, Trisha Brown). Für Bruce Nauman und Dan Graham waren einfache Bewegungsabläufe und die filmische Aufzeichnung wesentlich für ihre plastischen / theoretischen Arbeiten. Yvonne Rainer wechselt Anfang der siebziger Jahre ganz zum Film. Wichtige Interdependenzen zwischen Tanz und Minimalskulptur äußern sich in Projekten für Bühnenbilder (Robert Morris, Carl André). In den siebziger Jahren beginnen die Fragestellungen nach Identität und anthropologischen Dimensionen im Tanz (Eleanor Antin, Ulrike Rosenbach). Später können die Künstler auf die avantgardistischen Fragestellungen der Dekonstruktion aufbauen.
Bei den jüngeren Künstlern wird der Tanz als konventioneller Gesellschaftstanz, als rituelle Praxis, als professionalisierte Ausdrucksform der Hochkultur, als individuelle Entäußerung in der postmodernen Popkultur thematisiert. In einem tanzenden Körper verbinden sich soziale Kommunikation und subjektive Selbstwahrnehmung. Dabei wird die versprochene Unmittelbarkeit und Freiheit im Ausdruck des Tanzes oft mit Träumen nach Selbstverwirklichung und Erfüllung assoziiert.(Presse / Kunstmuseum Siegen)
Abbildung: Merce Cunningham in Zusammenarbeit mit Charles Atlas
(Teil 1 Blue Studio), Nam June Paik / Shigeko Kubota (Teil 2):
Merce by Merce by Paik, 1978.
Videostill aus Blue Studio. Courtesy Merce Cunningham Dance Foundation.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 11.00 bis 20.00 Uhr. Montag geschlossen. Feiertage geöffnet.
Museum für Gegenwartskunst Siegen
Unteres Schloss 1
57072 Siegen
Telefon: 0271 405 77
mgk-siegen.de
ch
Kataloge/Medien zum Thema:
Nam June Paik
Alfred Ehrhardt Stiftung
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Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
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Galerie im Tempelhof Museum